Streit um Lärmschutz in Dachau:Entscheidung über Parkhaus verschoben

Streit um Lärmschutz in Dachau: Lange wird die grüne Idylle der Kleingärten nahe dem Dachauer Bahnhof wohl nicht mehr währen, geplant sind dort Parkhaus und Multiplexkino.

Lange wird die grüne Idylle der Kleingärten nahe dem Dachauer Bahnhof wohl nicht mehr währen, geplant sind dort Parkhaus und Multiplexkino.

(Foto: Toni Heigl)

CSU-Fraktion will die Zufahrt untertunneln, Verwaltung rät ab - jetzt wird erst einmal das Verkehrsgutachten abgewartet

Von Viktoria Grossmann, Dachau

Wenn die CSU-Fraktion im Dachauer Stadtrat etwas will, dann ist sie davon nicht leicht abzubringen. Auch nicht durch ein Gutachten. Eine erste Entscheidung über die Planungen für ein neues Parkhaus am Dachauer Bahnhof wurde im Bauausschuss in den Umwelt- und Verkehrsausschuss auf Donnerstag, 18. Juli, verschoben. Um Lärm zu mindern, möchte die CSU die Zufahrt zum Parkhaus an der Schleißheimer Straße einhausen. Die Stadtverwaltung hat dazu bereits ein Gutachten erstellen lassen, das zu dem Schluss kommt: "Aus gesamtwirtschaftlicher Sicht ist diese Lösung nicht zu empfehlen." Folglich legte Bauamtsleiter Moritz Reinhold den Stadträten nahe, Planungen für eine Einhausung der Zufahrt nicht weiter zu verfolgen.

Gertrud Schmidt-Podolsky (CSU) erklärte jedoch, sie und ihre Fraktion wollten das erst entscheiden, wenn das Verkehrsgutachten vorliege, aus dem hervorgehe, wie viele Leute potenziell das Parkhaus nutzen würden und welche Folgen für den Straßenverkehr das hätte. Ein noch nicht abschließender Vorbericht zum Verkehrsgutachten wird im Umwelt- und Verkehrsausschuss vorgestellt.

Ein Parkhaus mit 600 Stellplätzen und ein Multiplexkino sollen auf der Fläche östlich der Bahngleise entstehen. So hatten es die Stadträte im vergangenen Jahr beschlossen. Dieser Planung wird die Kleingartenanlage zum Opfer fallen. Pläne für das Kino hatten die jungen Betreiber des Cinema Dachau vorgelegt, die Stadträte waren fraktionsübergreifend begeistert. Bei der Frage des Parkhauses gehen die Meinungen von jeher auseinander, was die Größe betrifft. Die CSU will möglichst viele Stellplätze schaffen, andere Fraktionen weniger, weil sie fürchten, dass ein Parkhaus Verkehr auch anzieht und mitverursacht. Zudem müssen die Kinobetreiber auch eine eigene Tiefgarage für ihre Gäste bauen - diese soll zu den Zeiten, in denen das Kino nicht geöffnet hat, der Allgemeinheit zur Verfügung stehen.

Die Schwierigkeit der Planung besteht vor allem in der Straßenzufahrt von der nicht gerade überbreiten Schleißheimer Straße aus. Auf dieser befinden sich auch Fuß- und Radweg, die Strecke wird als Schulweg zum Ignaz-Taschner-Gymnasium genutzt. Und noch dazu muss bei der Einfahrt zum Parkhaus der Schleißheimer Kanal überquert werden, der als Baudenkmal gilt. Weil in den anliegenden Straßen Menschen wohnen, muss zudem an Lärmschutz gedacht werden.

Laut Gutachten ist dieser sinnvoll, preisgünstig und optisch wenig störend durch eine Lärmschutzwand realisierbar. Die Gutachter erklären, eine geschlossene Zufahrt zum Parkhaus - eine Einhausung - ist wie ein Tunnelbau zu betrachten - was die Planung anspruchsvoll macht. Denn es gelten besondere Vorschriften etwa für Brandschutz und Fahrbahnbreiten. Daher wird dafür vermutlich mehr Fläche verbraucht, die Einfahrt könnte sich ungünstig zur Bahnbrücke verschieben, was zu mehr Stau führen könnte. Kurz und gut, die Bedenken sind groß.

Verkehrsreferent Volker C. Koch (SPD) mahnte, die Planung "nicht wieder auf Anfang" zu stellen. "Wir wollen alle Parkplätze bauen, nur bei der Zahl gehen unsere Meinungen auseinander." Die Entscheidung darüber, wie das Parkhaus weiter geplant werden soll, wurde in den Umwelt- und Verkehrsausschuss verschoben. Daran hängt auch die Planung für das Kino. Das Gebäude könnte an den Bahngleisen bis zu 23 Meter hoch werden, auf der anderen Straßenseite bis zu 17, 50 Meter. Laut Gutachten zum Schattenwurf stehen die neuen Gebäude den Nachbarn nicht in der Sonne.

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