Streit um Bau einer Kapelle:Der Widerspenstige

Der Niederrother Landwirt Georg Prummer will unbedingt eine Marienkapelle auf seinem Grundstück bauen. Dafür nimmt er viel in Kauf - auch großen Ärger mit dem Landratsamt.

Robert Stocker

"Das ist meine Kapelle", sagt Landwirt Georg Prummer, und zeigt dem Besucher ein liebevoll gebasteltes Modell aus Pappe. Auch die Glocke für die echte Kapelle ist schon vorhanden; das 1909 gegossene Stück hat Prummer von einem Münchner Sammler erworben. Ob die Glocke allerdings jemals die von ihm vorgesehene Bestimmung findet, steht auf einem anderen Blatt.

Streit um Bau einer Kapelle: Der Niederrother Landwirt Georg Prummer mit seiner Hauskapelle.

Der Niederrother Landwirt Georg Prummer mit seiner Hauskapelle.

(Foto: Toni Heigl)

Das Landratsamt stellte den Bau der Kapelle, deren Rohbau bereits fertig ist, auf dem Aussiedlerhof des Landwirts hinter dem Niederrother Sportplatz ein. Der Bauherr habe keine Genehmigung beantragt, begründete die Behörde den Baustopp, der nach einer Ortsbesichtigung per Bescheid erlassen wurde.

Falls er weiterbaue, droht das Landratsamt, müsse er ein Zwangsgeld von 1500 Euro zahlen. Prummer will sich davon nicht beeindrucken lassen. "Ich ziehe das durch", sagt der kampfeslustige Landwirt, "sobald das Wetter mitspielt, werden wir mit dem Bau weitermachen."

Georg Prummer ist ein Mann, der sich mit dem Begriff "Wutbürger" ganz gut beschreiben ließe; sein Verhältnis zu den Behörden, die er misstrauisch beäugt, könnte man als eher gestört bezeichnen.

Für die Gegner der dritten Startbahn oder den Protest gegen die Isental-Autobahn hegt er Sympathie, "endlich wehren sich die Bürger gegen Politiker und Behörden, die ihnen irgendwas aufzwingen wollen", sagt Prummer. Auch er wehrt sich gegen das Landratsamt, das ihn, so ist seine Sicht der Dinge, schikanieren und obendrein mit einem "Sachbearbeiter-Betrug" täuschen wolle.

Doch der Reihe nach. Prummer will von der Ortsmitte in Niederroth auf sein Gelände hinter dem Sportplatz aussiedeln. Zunächst baute er dort einen großen Stall, dann erhielt er die Baugenehmigung für ein Wohnhaus, das bis auf die Innenausstattung fertiggestellt ist. Schon beim Hausbau lag er mit dem Landratsamt im Clinch.

Die Behörde forderte, er müsse den Keller 1,20 Meter tiefer als geplant in den Boden bauen, damit die Oberkante des Kellers mit der natürlichen Geländelinie übereinstimme. Prummer widersetzte sich, die Keller-Oberkante liegt jetzt 30 Zentimeter über der Straße. Auch mit dem Dach gab es ziemlichen Ärger, die Überstände von bis zu zwei Metern waren dem Landratsamt zu groß.

Dadurch wirke der Baustil zu alpenländisch, doch der Landwirt setzte sich über die Bedenken der Behörde hinweg. Jetzt geht die Auseinandersetzung beim Kapellenbau weiter, weil Prummer die Arbeiten ohne Genehmigung begann. Die sei nach Auskunft des Innenministeriums nicht nötig, sagt der Landwirt, wenn die Kapelle nicht größer als fünf mal vier Meter ist und im Hofraum steht. Ein ihm bekannter Landwirt habe für den Bau seiner Hofkapelle keine Genehmigung gebraucht.

Das Landratsamt dagegen pocht auf eine Genehmigung, weil die Kapelle keine unbedeutende bauliche Maßnahme sei und das Grundstück im Außenbereich liege. Der Gesetzgeber schreibe vor, dass dieser von einer Bebauung frei bleiben müsse, um öffentliche Belange nicht zu beeinträchtigen. Der Bau der Kapelle im Außenbereich sei ein erheblicher Rechtsverstoß. Dies habe auch die Oberste Baubehörde im Innenministerium bestätigt.

Prummer dagegen ist der Ansicht, dass das Landratsamt nicht rechtmäßig gehandelt hat. Den Bescheid über die Einstellung des Baus, in dem auch ein Zwangsgeld angedroht wird, wurde vom zuständigen Sachbearbeiter unterzeichnet. "Das ist ein Machtmissbrauch, ein Sachbearbeiter darf keinen rechtsmittelfähigen Bescheid unterschreiben, nur ein Jurist, der die Abteilung leitet", schimpft Prummer.

Dies gehe aus einer Broschüre des Innenministeriums hervor, die allerdings nicht mehr erhältlich sei. Der Schwindel mit den Sachbearbeitern müsse endlich auffliegen. Er, Prummer, verstehe nicht, warum das Landratsamt die Schaffung christlicher Werte verhindern wolle. "Wenn der Bau der Kapelle verboten wird, sägt Landrat Christmann an dem Ast, auf dem die CSU sitzt."

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