Streit über Grußwort:Eine schwache Ausrede

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Der TSV 1865 Dachau prescht mit der Nachricht an die Öffentlichkeit, seine Umsiedlung sei schon in trockenen Tüchern - und der OB gibt dem Ganzen durch sein Grußwort auch noch einen offiziellen Anstrich. Für den Inhalt des Schreibens will er jetzt gar nicht verantwortlich sein.

Von Walter Gierlich

Noch ist der Blick frei vom Augustenfeld Richtung Karlsfeld, aber bald wird hier das Sportgelände des TSV Dachau stehen. (Foto: Toni Heigl)

Größtes Thema der Dachauer Stadtpolitik in den vergangenen Jahren war stets die Entwicklung des Geländes der ehemaligen MD Papierfabrik am Fuße der Altstadt. Doch das 17 Hektar große Areal ist in jüngster Zeit in den Hintergrund gerückt. Dafür wird über ein anderes Thema laut und schrill diskutiert, das eigentlich nicht das Zeug hat, den Wahlkampf zu befeuern: die Umsiedlungspläne des TSV 1865 Dachau. Es ist unter fast allen Fraktionen im Stadtrat unstrittig, dass der Sportverein sich in seinem Stammgelände nicht mehr ausbreiten kann und daher neue Flächen und Ersatz für seine marode Halle braucht.

Doch schon im vergangenen Dezember, als die Grundstücksverhandlungen für die zwölf Hektar große Fläche östlich der Theodor-Heuss-Straße noch nicht abgeschlossen waren, wurden die Pläne des Sportvereins in den Haushaltsreden vor der Verabschiedung des städtischen Etats 2014 zu einem Hauptthema. Schon damals drehte sich die Diskussion darum, dass im Haushalt 15 Millionen Euro bereitgestellt werden sollten, ohne dass eine konkrete Planung vorliegt, was eigentlich konkret in dem künftigen Sportpark errichtet werden soll. Oberbürgermeister Peter Bürgel (CSU) verteidigte das Vorgehen schon damals damit, dass auf diese Weise das Geld vorhanden sei, wenn es denn gebraucht werde. Diese Linie hat er beibehalten.

Allerdings ist der TSV nun vorgeprescht und tut in einer Pressemitteilung und einem Schreiben an die Mitglieder so, als sei alles bereits festgeklopft und auch über die Finanzierung endgültig beschlossen. Und der Oberbürgermeister gibt dem Ganzen mit einem Grußwort noch einen offiziellen Anstrich. Sich jetzt aber damit herauszureden, dass er nur für das Grußwort, nicht aber für den Inhalt des Schreibens verantwortlich sei, ist voll daneben. Man kann von einem OB schon verlangen, dass er sich informiert, welchem Inhalt er durch seinen Namen und sein Foto höhere Weihen verleiht. Sonst könnte es ihm passieren, dass er vielleicht einmal einem rechtsradikalen und fremdenfeindlichen Pamphlet seinen Segen gibt.

© SZ vom 06.02.2014 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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