Straßbach:Denkmalschutz contra Photovoltaik

Vor sechs Jahren installierten zwei Straßbacher Landwirte Solaranlagen auf ihren Dächern. Jetzt sollten sie diese abbauen - weil sie zu nah an einer Kirche sind.

R. Stocker

Markt Indersdorf - Regenerative Energien contra Denkmalschutz - nicht zuletzt wegen der Diskussionen über einen Atomausstieg wirkt der Streit um die Photovoltaikanlagen zweier Straßbacher Landwirte ziemlich skurril. Die Denkmalschützer im Landratsamt störten sich plötzlich an den Solaranlagen auf den Dächern der landwirtschaftlichen Gebäude und drohten den Bauern mit Bußgeldverfahren - sechs Jahre, nachdem die Anlagen dort installiert worden waren. Jetzt hat Landrat Hansjörg Christmann (CSU) persönlich in den Streit eingegriffen und die Solarzellen für genehmigungsfähig erklärt.

Straßbach: Die Kirche in Straßbach.

Die Kirche in Straßbach.

(Foto: Archivbild: www.joergensen.com)

Hans Petz betreibt in Straßbach (Gemeinde Markt Indersdorf) eine Pferdepension und investierte fast 1,3 Millionen Euro in Solarmodule, die er 2005 auf die Dächer einiger Ställe montieren ließ. Der Landwirt Anton Loderer erwarb für 120000 Euro eine Photovoltaikanlage auf seinen landwirtschaftlichen Gebäuden. Eine Baugenehmigung dafür brauchten sie nicht. Sechs Jahre nach dem Bau der Anlagen legten die Denkmalschützer ihr Veto ein: Die Solarmodule hätten einer Genehmigung der Unteren Denkmalschutzbehörde am Landratsamt bedurft, weil die Photovoltaikanlagen zu nahe an der Kirche Straßbachs lägen und damit das Ortsbild beeinträchtigten. Weder Petz noch Loderer war vor dem Bau der Anlagen klar, dass sie bei den Denkmalschützern eine Genehmigung hätten einholen müssen. In einem Schreiben drohte die Behörde mit einem Bußgeldverfahren, offenbar wurde auch ein Abriss der Solaranlagen nicht ausgeschlossen. Die Bauern wären ruiniert gewesen, beide haben die Anlagen mit Krediten finanziert. "Wenn ich die Solarzellen abbauen müsste, wäre ich finanziell am Ende", sagt Petz. Auch andere Landwirte im Landkreis haben wegen ihrer Photovoltaikanlagen Probleme mit dem Denkmalschutz. Die Betroffenen hatten deswegen den Bauernverband eingeschaltet und um politische Hilfe gebeten. Auch die ÖDP meldete sich am Montag mit einer Eilanfrage an den Kreistag und stellte an den Landrat eine Reihe kritischer Fragen.

Der hat unterdessen Fakten geschaffen. Bei einem Ortstermin mit Kreisbaumeister Georg Meier in Straßbach stellte er den betroffenen Landwirten in Aussicht, dass ihre Anlagen eine Genehmigung bekommen - trotz der Bedenken der Denkmalschützer. Christmann war über deren Vorgehen offenbar nicht informiert und sprach jetzt im Sinne der Bauern ein Machtwort. Petz zeigte sich erleichtert: "Gott sei Dank ist jetzt alles okay. Ich werde eine Genehmigung für meine Anlage erhalten." Das Eingreifen des Landrats könne er sich nur mit der Reaktorkatastrophe in Japan und mit den aktuellen Diskussionen in der Politik erklären. Außerdem seien noch andere Landwirte betroffen. "Wenn sich da nichts getan hätte, wäre morgen das nächste Fernsehteam da gewesen", sagt Petz. Das Bayerische Fernsehen hatte im Magazin Quer über den Fall berichtet.

Für Gerhard Weber, Pressesprecher des Landratsamts, war die Aufregung darüber "ein Sturm im Wasserglas". "Wir haben nie gesagt, dass die Anlagen weg müssen, niemand kann behaupten, unser Vorgehen war rigide", sagt er. Die Gesetzeslage schreibe eben vor, dass solche Anlagen eine denkmalschutzrechtliche Genehmigung brauchen. Investoren sollten sich immer beraten lassen. In einem anderen Fall werde das Landratsamt eine Duldung aussprechen. "Die anderen Fälle werden wir uns noch ansehen. Wahrscheinlich gibt es auch hier eine Genehmigung oder Duldung", sagt Weber. (Kommentar)

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