Steigender Holzpreis:Das Geschäft mit Holz boomt

Lesezeit: 3 Min.

Exportiert wird ins Ausland, der regionale Markt geht leer aus. Das hat Folgen, etwa für den Bau des Dachauer Hallenbads. Schuld sind laut der Dachauer Waldbesitzervereinigung die höhen Preise, die Sägewerke verlangen

Von Thomas Altvater, Dachau

Der Holzpreis steigt und steigt - das hat auch Auswirkungen auf die Baubranche im Landkreis Dachau. So konnte der Stadtwerksleiter Robert Haimerl in der Stadtratssitzung am vergangenen Dienstag nicht sagen, ab wann und zu welchem Preis die Holz-Dämmstoffe für die Sanierung des Dachauer Hallenbads erhältlich sein werden. Deshalb ist nach wie vor unklar, wann das Bad eröffnen wird. Stattdessen wurde deutlich, dass der hohe Holzpreis, aber auch die hohe Nachfrage nach dem Baustoff die Handwerker derzeit vor Schwierigkeiten stellt.

"An uns liegt's nicht", sagt der ÖDP-Kreisrat und Vorsitzende der Dachauer Waldbesitzervereinigung, Leonhard Mösl, am Telefon. Er meint, dass die Waldbauern nicht für den Preisanstieg verantwortlich sind. Mösl vertritt über 1500 Waldbesitzer im Landkreis und vermarktet jedes Jahr ungefähr 30 000 Kubikmeter Naturholz. Seit nunmehr 20 Jahren steht Mösl der Vereinigung vor, einen so extremen Preisanstieg wie in den vergangenen drei Monaten hat er noch nie erlebt: "Das ist absolut einmalig, was hier gerade passiert", erklärt er.

Dafür gibt es mehrere Gründe: "Die Exporte ins Ausland, speziell nach China und den USA, sind stark angestiegen", erklärt Mösl. Vor allem in den USA boomt die Baubranche, während Kanada als Hauptexporteur der Amerikaner ausgefallen sei, weil es dort Probleme mit einem Käferbefall gegeben habe, so Mösl. "Die Firmen in den USA kaufen deshalb das Holz auf der ganzen Welt zusammen und können diese hohen Preise auch bezahlen." Das macht es für die Sägewerke lukrativ, das Holz zu exportieren. Zum Nachteil des heimischen Markts, auf dem das Holz fehlt.

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In Zahlen drückt sich das so aus: Für das geerntete Naturholz bezahlen die Sägewerke den Waldbauern ungefähr 70 Euro je Kubikmeter. Die Werke verarbeiten das Naturholz weiter und exportierten das fertige Schnittholz für 400 bis 500 Euro pro Kubikmeter ins Ausland. "Es ist schmerzlich zu sehen, was da gezahlt wird, das ist kein reeller Preis", sagt Mösl, das regelrechte Wettbieten bezeichnet er als "absolute Übertreibung". Er glaubt nicht, dass die Sägewerke diese Preise langfristig halten können. "Das bricht so schnell ab, wie es gekommen ist."

"Eigentlich müssten für den Waldbauern goldene Zeiten anbrechen", sagt Mösl. Dass ihnen jedoch kaum etwas von den hohen Preisen bleibt, dafür macht er die Sägewerkindustrie verantwortlich. Deutschlandweit gebe es nur noch vier bis fünf Groß-Sägewerke, erklärt er, an die das Naturholz geliefert werden könne. "Die nutzen diese Situation und ihre Marktmacht schamlos aus, denen geht es allein um Gewinnmaximierung."

Dabei sind die Holzbauern noch von der letzten Krise gebeutelt. Durch die große Hitze, den Borkenkäferbefall und die Stürme ist den vergangenen drei Jahren eine große Menge an Schadholz angefallen. "Deshalb war der Markt übersättigt", erklärt Mösl. Der Preis für Naturholz sei in den Keller gesunken. Dieses Schadholz ist mittlerweile jedoch nahezu aufgebraucht, da die Baubranche in Deutschland im vergangenen Jahr trotz der Corona-Pandemie eine Hochphase erlebte, sodass es nun zu Engpässen kommt.

"Mich ärgert es", sagt Mösl, "dass wir mit dem Holzbau eigentlich auf einem guten Weg waren." Gerade in Bayern sei Holz als Baustoff für viele Leute eine lohnende und klimaschonende Alternative geworden, so Mösl. "Doch das wird jetzt durch diese Umstände erschwert und abgewürgt." Er befürchtet, dass der hohe Preis die Leute abschrecken könnte. "Und das nur, weil die großen Sägewerke sagen, dass sie der heimische Markt nicht interessiert", erklärt Mösl.

Für Leonhard Mösl liegt die Lösung des Problems in der Regionalität. "Die einzige Hoffnung, die ich habe, ist, dass der ein oder andere wieder zum heimischen Sagler geht." Die beiden Sägewerke im Landkreis würden ihre Stammkunden weiterhin zu "ganz normalen Preisen" beliefern, sagt er. "Diese Kreisläufe müssen wir wieder stärken, auch wenn es vielleicht etwas mehr kostet."

Karl Bauer vertritt als Regionalleiter der Industriegewerkschaft IG Bau Handwerker und Baubetriebe, und das auch im Landkreis Dachau. Dass der Holzmangel in der Region angekommen ist, will er anders als Mösl von der Dachauer Waldbesitzervereinigung so noch nicht bestätigen. "Aber das Stimmenbild sagt, dass es auch hier immer problematischer wird", erklärt er. Ihm seien jedoch noch keine direkten Auswirkungen und keine Produktionsausfälle bekannt. Nichtsdestotrotz befürchtet auch Bauer, dass sich die Situation im Landkreis in den kommenden Wochen verschärfen könnte: "Ich glaube schon, dass das auch auf die Baubranche hier in naher Zukunft zukommen wird". Bei den Betrieben, die er treffe, spüre er eine Verunsicherung, sagt Bauer: "Alle sind nervös, alle sind angespannt."

Regionalleiter Karl Bauer nimmt deshalb die Politik in die Pflicht, die seiner Ansicht nach dem Treiben auf dem internationalen Holzmarkt nur tatenlos zusieht und nichts unternimmt. "Wenn man sieht, dass es den heimischen Markt so massiv betrifft, dann darf die Politik auch Maßnahmen ergreifen, die vielleicht unpopulär sind", fordert er.

© SZ vom 11.05.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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