Steigende Fahrgastzahlen:Alle mögen den Citybus

Die CSU-Fraktion fordert wegen des steigenden Bedarfs erweiterte Fahrzeiten der Linie 719 vom Bahnhof in die Dachauer Altstadt. Auch Wirte und die SPD befürworten eine Ausweitung an Werktagen bis 22 Uhr

Von Stephanie Noll, Dachau

Ganz am Anfang, vor neun Jahren, fuhr der Citybus 719 öfter mal fast leer vom S-Bahnhof hinauf zur Altstadt. Inzwischen finden die Fahrgäste bereits an der zweiten Haltestelle nach Fahrtbeginn nicht immer einen freien Platz. "Der Citybus erfreut sich immer größerer Beliebtheit. Er ist aus dem ÖPNV-Angebot der Stadt Dachau nicht mehr wegzudenken", erklärt Florian Schiller, CSU-Fraktionsvorsitzender im Dachauer Stadtrat. Deshalb fordert er nun, die Fahrzeiten der Linie werktags bis in die Morgen- und Abendstunden auszuweiten. Alle zehn Minuten fährt der Citybus vom Bahnhof über die Münchner Straße in die Altstadt und wieder zurück. Wenn es nach der CSU geht, sollen die Busse bereits um 6 Uhr morgens starten und erst um 22 Uhr ihre Fahrten beenden. Insgesamt würde sich die Fahrtzeit damit morgens um eine Stunde und abends um fast drei Stunden verlängern. Samstags startet die Linie 719 bisher erst um acht Uhr und endet nach 14 Uhr, Sonntag fährt sie nicht.

Der CSU-Antrag fällt in eine Zeit, in der Städte mit zu hohen Stickoxidwerten zu kämpfen haben. Das potenziell drohende Verbot von Dieselfahrzeugen bewegt die Gemüter. Auch in Dachau liegt der Schadstoffausstoß teilweise weit über dem EU-Grenzwert von 40 Mikrogramm pro Kubikmeter, wie Messungen von Naturschützern und Kommunalpolitik ergeben haben. Die Stadt Dachau sucht deshalb dringend nach Wegen, um den Individualverkehr zu reduzieren. Hervorgetan haben sich dabei bislang eher andere Fraktionen wie die Grünen oder das Bündnis für Dachau, das sich an den Schadstoffmessungen beteiligt hat.

Die CSU begründet ihren Antrag jetzt allerdings auch mit ökologischen Gesichtspunkten: "Dem Ziel, attraktive Alternativen zur Benutzung des Pkw für Fahrten innerhalb des Stadtgebiets zu schaffen, lässt sich durch eine Ausweitung der Fahrzeiten morgens und abends näherkommen. Die Maßnahme leistet einen Beitrag zur Reduzierung von Emissionen im Stadtgebiet und trägt zum Klima- und Gesundheitsschutz bei."

CSU-Sprecher Florian Schiller nutzt den Citybus auch. "Ich stelle täglich fest, dass der Citybus mittlerweile sehr gut angenommen wird", erklärt er. Die anderen Stadtbusse sind bereits seit zwei Jahren auch werktags bis etwa 22 Uhr unterwegs. Ebenfalls in die Dachauer Altstadt fahren die Linien 720 und 722, die vom S-Bahnhof bis zum Rathaus sieben beziehungsweise elf Minuten länger brauchen als der Citybus.

Neben der Stärkung der Altstadt erfülle die Linie 719 heute für etliche Stadtbereiche eine wichtige Funktion als Zubringer für Pendler zum Bahnhof, begründet Schiller weiter den Antrag seiner Fraktion. Um die Altstadt auch in den Abendstunden optimal erreichen zu können, empfindet er eine Verlängerung der Fahrzeiten als geboten. Er betont, dass auch Besucher von Gaststätten und Kulturveranstaltungen von dem erweiterten Angebot profitieren würden.

Zuspruch bekommt Stadtrat Florian Schiller für seinen Antrag auch aus der SPD-Fraktion. Der Verkehrsexperte und Stadtrat Volker C. Koch beobachtet in Dachau überwiegend Ziel-und Quellverkehr, also Verkehr, der zum großen Teil durch die Dachauer und die Landkreisbewohner selbst verursacht wird und nicht durch Autofahrer von außerhalb. Im Ausbau des öffentlichen Personennahverkehrs (ÖPNV) sieht er folglich den einzigen Weg, um die Menschen aus ihren Autos in den Bus oder die Bahn zu bringen.

Auch die Wirte in der Altstadt würden längere Fahrtzeiten des Citybusses begrüßen. Baskos Vasilios, Service-Leiter im griechischen Lokal "Bakalikon", stellt fest, dass ihre meisten Gäste mit dem Auto in die Altstadt kommen. Aber Parkplätze sind knapp. "Vielleicht steigen dann mehr Menschen auf den Bus um", sagt er. Sebastian Schmidt, Geschäftsführer der Burgerbar "Effe & Gold", hält den Takt der Linie 719 auf jeden Fall für ausbaufähig. "Gerade unserem Personal würde das entgegenkommen, da wäre sogar eine noch größere Taktausweitung von Vorteil", meint er.

Gerald Nübel, technischer Werkleiter der Stadtwerke Dachau, die für die städtische Busflotte verantwortlich sind, bestätigt, dass die Linie 719 gut ausgelastet ist. Grundsätzlich findet er den Antrag der CSU begrüßenswert. Bedenken hat er allerdings, ob die Umstellung mit der bisherigen Menge an Personal zu bewältigen wäre. Ein ausgeweitetes Fahrangebot bedeute auch mehr Arbeitsstunden pro Woche. "Gegebenenfalls wäre ein zusätzlicher Fahrer nötig", sagt er.

Insgesamt nutzen immer mehr Menschen alle Dachauer Stadtbuslinien. Handelte es sich 2012 noch um 2,6 Millionen Fahrgäste, wurden 2016 bereits 3,3 Millionen gezählt. Die Tendenz geht deutlich nach oben.

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