Statt Wohnbebauung:Karlsfelder favorisieren Gewerbeansiedlungen

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Nach dem Lidl-Umzug wird eine Fläche von einem Hektar Größe frei, aber da gibt es noch die Schallschutzbestimmungen

Von Christiane Bracht, Karlsfeld

Lidl will umziehen. Kein Wunder, denn der Discounter ist einer der Hauptinvestoren, die das fast vier Hektar große Ludl-Areal im Zentrum Karlsfelds derzeit überplanen. Die Geschäftsführer freuen sich schon jetzt, darauf ihr Sortiment bald in einem neuen Laden präsentieren zu können, vielleicht einer noch größeren Kundschaft. Doch was geschieht eigentlich mit dem alten Geschäft? Die Frage treibt die Karlsfelder Gemeinderäte schon jetzt um. Etwa einen Hektar ist das Gelände am Kreisverkehr zwischen Allacher- und Nibelungenstraße groß.

Stadtplaner Dietmar Sandler schlug vor, auf dem Areal sowohl Wohnungen als auch Gewerbe zuzulassen. Vor allem Richtung Alten- und Pflegeheim sei es gut, Wohnungen zu planen, sagte er. Denn die Senioren brauchten Ruhe. Vielleicht könnten noch ein paar Büros dort untergebracht werden. Zum Kreisverkehr hin, wären indes kleinere Gewerbebetriebe, etwa Handwerker, möglich. Im Süden stellt er sich wieder Wohnungen vor. Drei bis viergeschossig könnten die Gebäude schon sein, mit einem ruhigen Wohnhof mit Gemeinschaftsgrün, vielleicht Terrassen für die Erdgeschosswohnungen. Dazu müsse aber der Flächennutzungsplan geändert werden, erklärte er. Denn der sieht momentan auf der Fläche Sondergebiet Einzelhandel vor. Die Gemeinderäte reagierten empört. "Wir wollen keine weitere Wohnnutzung haben", stellte Bernd Wanka (CSU) erzürnt klar. Und eine Fraktion nach der anderen pflichtete ihm bei. "Es muss ausschließlich Gewerbe an diese Stelle", sagte Mechthild Hofner (Bündnis für Karlsfeld). "Ein Handwerkerhof", forderte Wanka. Sehr viele Kleinfirmen suchten in Karlsfeld Flächen bis zu 2000 Quadratmetern Größe. "Die würde ich dort versorgt sehen", sagte er.

Hoger Linde (CSU) warf einen Blick auf die Gemeindefinanzen: "Wir haben zu wenig Gewerbesteuer", mahnte er. Die ein Hektar große Fläche sei die Chance, Gewerbe nach Karlsfeld zu holen. Diese dürfe sich die Gemeinde keinesfalls entgehen lassen. Schließlich kämpfe der Gemeinderat schon seit Jahren um Gewerbegebiete. Noch mehr Wohnungen könne sich Karlsfeld nicht leisten, schimpfte er. Auf dem Areal des Ludlhofs entstehen ja demnächst schon so viele. "Das zieht eine Infrastruktur nach sich, die Karlsfeld nicht bedienen kann." Auch Birgit Piroué (Bündnis) warnte: "Das schafft unsere Schule irgendwann nicht mehr." Derzeit werden immerhin zwei sechszügige Grundschulen im Ort gebaut. Seltene Einigkeit: Denn auch die SPD stimmte zu. Nur Betriebsleiterwohnungen könne man zulassen, befanden die Kommunalpolitiker. Sandler verteidigte seinen Entwurf: Er habe nur planungsrechtliche Möglichkeiten aufzeigen wollen. Rund herum seien Wohngebiete. "Das ist sensibel", warnte er mit Blick auf die Schallschutzbestimmungen. Denn zum Schutz von Altenheim und Privatleuten sei nur eingeschränkte Gewerbenutzung möglich. Bernd Rath (Bündnis) ließ das Argument nicht gelte: "Das Problem haben wir auch im Planungsgebiet", gab er zu bedenken.

© SZ vom 17.12.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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