Statt mit dem Auto:Das Equipment kommt per Rad

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Mit Schneebrille durchs Gestöber: Oliver van Meerendonk auf dem Lastenrad unterwegs in Dachau. (Foto: Bigband Dachau)

Die Bigband Dachau hat an einem Modellversuch teilgenommen

Oft müssen Künstler sperrige, schwere Sachen transportieren: Skulpturen, Theater-Requisiten, einen Kontrabass oder auch ein Schlagzeug. Ohne Auto geht das kaum. Die Bigband Dachau versucht gerade, den Gegenbeweis zu erbringen. Um einen Beitrag zur Verbesserung der Luft‐ und Lebensqualität in ihrer Heimatstadt zu leisten, hat das Ensemble der Knabenkapelle von Dezember 2017 bis März 2018 an der Studie "Ich entlaste Städte" des Deutschen Zentrums für Luft‐ und Raumfahrt (DLR) teilgenommen. Mit dem Projekt soll untersucht werden, ob Lastenräder für Unternehmen oder Mitarbeiter öffentlicher Einrichtungen im Alltag praktikable Transportalternativen zum Auto darstellen.

In dem dreimonatigen Testzeitraum legten die Mitglieder der Bigband rund 500 Kilometer mit dem Lastenfahrrad zurück. Bei vielen Fahrten zu Proben‐ und Konzertterminen konnten die Musiker mehrfach Fahrten mit einem Auto komplett vermeiden. In der geräumigen Transportbox des Fahrrads wurde insgesamt mehr als eine Tonne Gewicht an Bandequipment wie Gitarrenverstärker, Lautsprecherboxen oder Schlagzeugteile transportiert.

Bandleader Tom Jahn ließ es sich dabei nicht nehmen, persönlich eine der längsten Einzelfahrten zu bewältigen: In der kältesten Woche des Jahres legte er bei minus zehn Grad rund 50 Kilometer von Augsburg bis zum Musikheim der Knabenkapelle in Dachau zurück. Schnee und Glätte waren dabei kein Problem, wie sich zeigte: Durch die stabile Konstruktion des dreirädrigen Lastenrads war ein sicheres Fahren jederzeit gewährleistet. Testfahrer Oliver van Meerendonk äußert sich begeistert: "Auf dem Lastenrad bin ich viel freier unterwegs, und ich habe die zurückgelegten Strecken auch viel bewusster erlebt als im Auto." Nur die Transportbox seines Lastenrads könnte seiner Meinung nach etwas optimiert werden. "Meine Instrumente sind sehr kälteempfindlich", sagt der Gitarrist. "Eine regenfeste Thermo-Kiste, die obendrein gefedert ist, wäre da perfekt."

Der Vorstand der Knabenkapelle Dachau e.V. um ihren Vorsitzenden Tilo Ederer unterstützte die Idee des Ensembles: "Als gemeinnütziger Verein waren wir überzeugt und gerne bereit, diese Initiative unserer Musiker als Vereinmitglieder mit unseren Möglichkeiten zu unterstützen. Es ist ein deutliches Zeichen von Verantwortung und damit ein wichtiger Beitrag, sich Gedanken über künftige Mobilität - gerade im Kurzstreckenbereich - zu machen."

Lob fand die Aktion der Bigband auch bei weiteren Verbänden wie der Dachauer Ortsgruppe des Bund Naturschutzes oder dem ADFC-Kreisverband Dachau. "Das ist eine tolle Initiative", sagt Vorstandsmitglied Monika. "Lastenfahrräder sind ein wichtiger Beitrag zur Verkehrswende. Wir würden uns wünschen, dass bald mehr Lastenräder in Dachau benützt werden und auf unseren Straßen fahren."

Die Förderung von Lastenfahrrädern gehört auch für die Stadt Dachau zu den Maßnahmen, die helfen sollen, die Schadstoffbelastung im Stadtgebiet zu reduzieren. Seit Anfang des Jahres unterstützt die Stadt Anschaffung von Lastenrädern durch Zuschüsse und Prämien.

© SZ vom 04.04.2018 / gsl - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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