Süddeutsche Zeitung

Start des Dachauer Volksfests:Überschäumende Freude

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Zwei Jahre lang mussten die Dachauer auf ihr geliebtes Volksfest verzichten. Zum Auftakt ist die Stimmung heuer dafür umso euphorischer. Es sind mehr Gäste gekommen als früher, auch der traditionelle Umzug ist diesmal länger.

Von Edgar Subak, Dachau

Auf dem Rathausplatz fühlt man sich am Samstagvormittag zurückversetzt ins 19. Jahrhundert. Statt bedruckter T-Shirts, Oxford-Hosen und Sportschuhen sieht man Trachten, typische schwarze Dachauer Hüte mit breiter Krempe sitzen auf auf den Häuptern freudestrahlender Menschen. "Heiß ist es schon", erzählt der 33-jährige Markus Erhorn, Vorsitzender des Volkstrachten-Erhaltungsvereins "D'Ampertaler" über das Tracht-Tragen in praller Sonne. Rund 420 Mitglieder zählen ihm zufolge zu seinen "D'Ampertalern" und sind somit der größte der Vereine aus Dachau, der sich zum traditionellen Volksfestumzug eingefunden hat.

Das Plaudern, Grüßen und Fotografiert-Werden dauert nicht lang. Die herausgeputzten Dachauerinnen und Dachauer gesellen sich langsam zu ihren Vereinskollegen, stellen sich auf in Reih und Glied. Die Menge wird leiser. Einsam trommelt ein Schlagzeuger der Thoma-Musikanten am vorderen Ende des noch stehenden Zuges. Die Bläser stimmen geballt in den Marsch ein, die Vereine setzen sich in Gehen. Die umherschweifenden Blicke der Zuschauer, die stolzen Mienen der Mitmarschierenden vermitteln eine freudvolle Spannung. Zwei Jahr lang hat das Volksfest wegen der Corona-Pandemie nicht stattfinden können.

Der Zug geht durch die Konrad-Adenauer-Straße, biegt dann in die Ludwig-Thoma-Straße ein. Neugierige stehen am Straßenrand, halten ihre Handys in die Höhe, fotografieren. Junge Männer in Lederhosen johlen, klatschen in die Hände. Eine Seniorin winkt aus dem offenen Fenster den Vorbeiziehenden zu. Sie strahlt vor Freude.

Das Bier wird mit zehn PS gezogen

Heuer sind erstmals zwei konkurrierende Brauereien vertreten: vorne im Umzug das Vierer-Gespann vom Münchner Augustiner, weiter hinten, dafür mit mehr Pferdestärken, zieht das Sechser-Gespann vom Spatenbräu die Fässer. Die Marschierenden drehen noch eine Runde zwischen den Fahrgeschäften auf der Thoma-Wiese, bevor sie alle in das große Festzelt strömen. Oberbürgermeister Florian Hartmann (SPD) besteigt die Bühne, in der Mitte steht ein hölzernes Bierfass. Einmal, zweimal schlägt er mit einem Holzhammer den Zapfhahn ins Fass, mehr Schläge braucht er nicht. Er füllt große Biergläser an und gibt sie an die Umstehenden weiter. "Jetzt stoßen wir einmal an! Prost!" ruft er in die Menge.

Neben ihm steht Beniamino Maschietto, Bürgermeister der italienischen Partnerstadt Fondi. Er blickt aufs Menschenmeer, das sich im Festzelt eingefunden hat, hält sein Glas in die Höhe. Die Schaumkrone füllt mehr als die Hälfte seines Krugs. "Das Volksfest belebt die Stadt", lobt der Stadtchef aus Fondi. Weitere bekannte Persönlichkeiten auf der Bühne sind Volksfestreferent Robert Gasteiger, Landrat Stefan Löwl (CSU), der Haimhausener Landtagsabgeordnete Bernhard Seidenath (CSU), Bezirksratspräsident Josef Mederer (CSU) sowie der Festwirt Ewald Zechner.

Erstmals sind auch Vertreter der Augustiner-Brauerei mit dabei. Das Fass stammt aus ihrem Betrieb. Nach dem Anstich dirigiert Oberbürgermeister Hartmann die Kapelle auf der Bühne. Dann setzt auch er sich an einen Biertisch. "Insgesamt sind viel mehr Gäste da als früher. Auch war der Umzug länger als zuvor", konstatiert Tobias Schneider, Kulturamtsleiter der Stadt Dachau.

Mehr als schwach war dagegen die Resonanz auf den Volksfestvorabend am Freitag, bei dem früher immer die Dachauer Band Ois Easy das voll besetzte Festzelt zum Kochen brachte. Diesmal spielten mehrere österreichische Kapellen. Nur wenige hundert Besucher kamen. Richtige Stimmung wollte da nicht aufkommen. Besonders bitter war dies für die Besucher aus Dachaus Partnerstadt Fondi. Viele von ihnen hatten extra einen früheren Flug gebucht und höhere Ticketpreise in Kauf genommen. Sie haben jetzt einiges nachzufeiern.

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