Stammzellenspender gesucht:Kampf für Andi

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"Dachau sucht die Superhelden": Mit einer groß angelegten Typisierungs-Aktion versucht ein Dachauer Autohaus seinem leukämiekranken Mitarbeiter zu helfen - auch wenn das fast unmöglich ist.

Julia Richthammer

Die Nachricht war auch für Peter Braun ein Schock. Der Geschäftsführer des gleichnamigen Autohauses in Dachau Ost war tief betroffen, als sein Mitarbeiter Andreas Nagelmüller im vergangenen Jahr die traurige Diagnose Leukämie erhielt. "Er ist gut drauf, ein schlauer Kerl. Letztes Jahr hat es dann angefangen. Er hat sich nicht gut gefühlt, meinte, es wäre eine Grippe im Anflug", berichtet Braun. Nach einem vierwöchigen Untersuchungsmarathon wurde endlich die Diagnose gestellt. Andreas Nagelmüller wurde zunächst mit Chemotherapie behandelt. Mittlerweile macht er seine fünfte Chemotherapie, keine davon brachte bisher einen durchschlagenden Erfolg.

Typisierungsaktion in der ASV-Halle in Dachau. (Foto: DAH)

Jetzt kann nur noch eine Stammzellenspende helfen. Die Stiftung Aktion Knochenmarkspende Bayern veranstaltet am 21. und 22. April jeweils von 10 bis 16 Uhr eine Typisierungsaktion im Autohaus. "Wenn wir Glück haben, ist jemand für Andi dabei, wenn nicht, dann vielleicht für jemand anderen", sagt Braun. Denn wer sich im Autohaus eine Blutprobe zur Typisierung abnehmen lässt, wird in die weltweite Spenderdatei aufgenommen. Die Wahrscheinlichkeit, dass Spender und Patient zusammenpassen, liegt gerade einmal bei 1: 20 000. Deshalb will Braun mit seinem Engagement die Menschen wachrütteln und mobilisieren. Im Kampf gegen Leukämie helfen nur möglichst viele Typisierungen.

Peter Braun sieht seine Hilfsaktion als selbstverständlich an: "Das gehört für mich zur sozialen Verantwortung, die ich als Chef für meine Mitarbeiter habe. Ich will nicht zulassen, dass ein Mitarbeiter von mir stirbt". Noch einer, sollte man sagen. Den Verlust eines Mitarbeiters durch dessen Tod musste Braun schon einmal verarbeiten. "Wenn man tagtäglich mit jemandem zusammenarbeitet und dann ist derjenige plötzlich nicht mehr da, bei diesem Gedanken stellen sich mir heute noch die Haare auf." Damals konnte Braun nicht helfen, heute will er alles dafür tun, Andreas Nagelmüller zu retten: "Ich lasse es nicht zu, dass er stirbt."

Die Kosten von 40 Euro pro Typisierung übernimmt die Stiftung Aktion Knochenmarkspende Bayern. Kein potentieller Spender muss die Kosten selbst tragen. Bei der Typisierung geht es zunächst nur darum, eine Blutprobe abzugeben. Diese wird auf eine Übereinstimmung überprüft: Sechs von zehn Gewebemerkmalen des Spenders müssen mit denen des Empfängers übereinstimmen. Wird eine erste Übereinstimmung festgestellt, folgt eine noch genauere Überprüfung der restlichen Merkmale. Nur wenn die Gewebemerkmale zu fast hundert Prozent übereinstimmen, ist eine Stammzellenspende möglich, da dann zumeist keine Abstoßungsreaktion erfolgt. Genau deshalb ist es auch so schwierig, einen passenden Spender zu finden, denn es gibt zahllose Möglichkeiten, wie sich die Merkmale zusammensetzen können.

Umso wichtiger ist eine Typisierungsaktion wie "Dachau sucht die Superhelden", bei der ein Spender für Andreas Nagelmüller gefunden werden soll. Peter Braun erklärt den Namen so: "Wer die Aktion nur mit der Typisierung unterstützt, ist ein Held. Und wer ein geeigneter Spender ist, der ist ein Superheld". Kleine Helden sind für ihn auch die Dachauer Geschäftsleute. Sie haben die Aktion mit Plakattafeln und Flyern in ihren Läden unterstützt, die auf "Dachau sucht den Superhelden" hinweisen. Mit vereinten Kräften wollen die Dachauer Helden das fast Unmögliche möglich machen - und den Superhelden für Andreas Nagelmüller finden.

© SZ vom 10.04.2012 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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