Stadtwerke Dachau:Mit Stadtwappen auf Kundenfang

Die Stadtwerke Dachau sorgen für Unruhe in Pocking bei Passau. Der Stromversorger wollte Kunden werden - mit einer widerrechtlichen Methode.

Helmut Zeller

Im Wettbewerb auf dem heiß umkämpften Strommarkt sind die Stadtwerke Dachau mit der Stadt Pocking bei Passau aneinander geraten. Der Stromversorger wollte die Bürger in der niederbayerischen Kleinstadt und im benachbarten Markt Ruhstorf als Kunden werben. An und für sich ein üblicher Vorgang. Aber die Dachauer verwendeten in ihrem Schreiben an alle Haushalte widerrechtlich das Pockinger Stadtwappen und verunsicherten so die Verbraucher. Nach heftigem Protest gaben die Stadtwerke klein bei und entschuldigten sich, wie der Verwaltungschef in Pocking, Christian Hanusch, der SZ mitteilte. Gernot von Natzmer, Vertriebs- und Marketingchef der Stadtwerke, spricht von einem "Missverständnis" und einem "menschlichen Fehler".

Stadtwerke Dachau: Die Stadtwerke Dachau warben in Pocking bei Passau um Kunden - mit dem Stadtwappen Pockings.

Die Stadtwerke Dachau warben in Pocking bei Passau um Kunden - mit dem Stadtwappen Pockings.

(Foto: Toni Heigl)

Der Werbekampagne war dann aufgrund der Stimmung gegen Dachau kein Erfolg beschieden, wie Natzmer erklärte. Heute sind die Pockinger den Dachauern nicht mehr so gram. Hanusch sagt lachend: "Ein bisschen sind die Dachauer schon über das Ziel hinausgeschossen." Aber als er Anfang Februar die Werbepost aus Dachau unter die Lupe nahm, handelte er sofort. Bürgermeister Franz Krah (UB) beschwerte sich bei Dachaus Oberbürgermeister Peter Bürgel (CSU). Die Stadtwerke sind ein kommunaler Eigenbetrieb, die ihre Unternehmensziele vom Werkausschuss des Stadtrats absegnen lassen müssen. "Unser Wappen wird für gewerbliche Zwecke missbraucht, und das ist illegal", erklärte der verärgerte Krah. Viele Bürger seien irritiert gewesen, als sie das Schreiben mit dem verlockenden Angebot erhielten. Immerhin hätten die Kunden des Stromversorgers Eon, der 90 Prozent der Haushalte und alle kommunalen Gebäude in Pocking versorgt, jährlich etwa 50 Euro gespart.

Natzmer sagt, dass die Wappen, auch das von Ruhstorf, nur "in der Größe des kleinen Fingernagels" nebeneinander in den Text "hineindesignt" worden seien. Tatjana Halm, Juristin bei der Verbraucherzentrale Bayern, bewertet den Vorgang aber kritisch. Natürlich könne beim Verbraucher der Anschein erweckt worden sein, die Stadt Pocking befürworte einen Wechsel zu den Dachauer Stadtwerken. "Ein merkwürdiges Vorgehen, das mir so noch nicht untergekommen ist", sagt Halm. Auch die lokale Presse griff den Vorfall auf, und Hanusch untersagte schriftlich bei Androhung gerichtlicher Schritte dem Stromversorger die weitere Verwendung des Wappens. Die Bürger der 15 000 Einwohner zählenden Stadt wurden auf der Homepage gewarnt.

"Wir ziehen keine Kunden über den Tisch", sagt Natzmer, "unser Unternehmenscredo ist Transparenz". "Das war ein Einzelfall", betont er. Wie es dann dazu gekommen ist, erklärt der Marketingchef mit der "Unkenntnis der kommunalen Regularien". Im benachbarten Ruhstorf an der Rott, einer 7000 Einwohner großen Marktgemeinde, gab es übrigens keine Irritationen, wie Natzmer sagt. Die Gemeinde bezieht ihren Strom bereits aus Dachau. Eine Reihe von privaten Haushalten habe auf das verlockende Angebot positiv reagiert. In Ruhstorf sitzt ein Mitarbeiter der Stadtwerke, und deshalb hat man überhaupt erst die Pockinger Kunden Eon abwerben wollen.

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