Stadtwerke:Dachau bekommt ein zweites Stromnetz

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Die Stadtwerke errichten einen zusätzlichen Transformator mit einem unabhängig arbeitenden Verteilersystem. Die Versorgung der 45 000 Bürger mit Energie wäre dann auch im Fall einer Störung gewährleistet.

Von Petra Schafflik

Die Netzleitstelle in der Roßwachtstraße in Dachau. (Foto: joergensen.com)

Strom kommt aus der Steckdose, zuverlässig und rund um die Uhr. Elektrische Energie ist heute unverzichtbar geworden, nicht nur in Betrieben und der Landwirtschaft, auch in privaten Haushalten läuft kaum noch etwas ohne Strom. Genau deshalb wollen die Dachauer Stadtwerke jetzt die Versorgungssicherheit in der Stadt verbessern und dafür das gesamte Stromnetz neu strukturieren. Zwei Millionen Euro wendet der kommunale Eigenbetrieb auf, um das Leitungsnetz in zwei unabhängige aufzuteilen. Diese beiden Netze sollen dann eigenständig arbeiten, im Fall einer Störung aber jedes für sich die ganze Stadt versorgen. Gleichzeitig wird das Leitungsnetz damit auch fit gemacht für den prognostizierten Anstieg der Einwohnerzahl.

"Diese Investition ist Teil der Daseinsvorsorge", erklärt Bernhard Kiening, der als Leiter Netzservice-Abteilung bei den Stadtwerken das Projekt betreut. Der Netzumbau nützt allen Dachauern, egal bei welchem Versorger sie ihren Strom einkaufen. Immer kommt die Energie nämlich über das Leitungsnetz der Stadtwerke als dem zuständigen Netzbetreiber ins Haus. Die Struktur dieses Stromnetzes, das auf einer Länge von 620 Kilometern 28 452 "Entnahmestellen" bedient, ist historisch gewachsen. Noch in den 1950er Jahren floss durch das städtische Leitungsnetz zu den Kunden ausschließlich Dachauer Strom, erzeugt in den beiden Wasserkraftwerken in Dachau und Günding. Damals sei es üblich gewesen, dass sich Kommunen selbst versorgten, energietechnisch autark waren, erklärt Marketing-Leiter Gernot von Natzmer. Diese Zeiten sind längst vorbei. Auch wenn gerade in den vergangenen Jahren einige Solar- und kleine Bockheizkraftwerke von den Stadtwerken selbst oder von Privatleuten neu installiert worden sind, kommen doch 85 Prozent der jährlich in der Stadt verbrauchten 154 Gigawattstunden (154 Millionen Kilowattstunden) Strom von Erzeugern außerhalb des Stadtgebiets.

Die Schnittstelle, an der diese Energie vom überregionalen Leitungsnetz der Bayernwerk AG ins Stadtwerke-Netz eingespeist wird, ist das Umspannwerk Dachau in der Roßwachtstraße. Hier steht der mächtige sogenannte Umspanner, ein Transformator, der den ankommenden Strom von 110 000 Volt-Hochspannung auf 20 000 Volt-Mittelspannung des örtlichen Netzes transformiert. Auf dem Weg zum Verbraucher passiert die elektrische Energie dann zunächst zehn im Stadtgebiet verteilte sogenannte Leistungsschaltanlagen, die wiederum über 229 Trafos die Verteilerkästen in den Straßen und letztlich die Haushalte versorgen.

Die mögliche Schwachstelle in diesem System ist offensichtlich: Die Stromversorgung der gesamten Stadt mit ihren 45 000 Einwohnern hängt bislang an einem einzigen Transformator im Umspannwerk. "Bei einer Störung wäre das Netz komplett tot", sagt Kiening. Genau das soll sich nun ändern. Künftig werden zwei identische Umspanner unabhängig voneinander arbeiten und jeweils nur ein Teilnetz versorgen.

Weil die zwei Netze verbunden sind, kann im Fall einer Störung über den verbliebenen, funktionsfähigen Transformator die Stadt vollständig versorgt werden. Voraussetzung ist, dass das vorhandene Stromnetz in zwei unabhängige Teilstrukturen gesplittet wird. Ein komplexes Projekt, von dem die Bürger nur wenig mitbekommen. Denn der Um- oder Rückbau von Trafostationen, die Aufteilung und Trennung der Leitungsverbindungen laufen ohne erkennbare Baumaßnahmen ab. Einzig die Verlegung der zweiten Leitungstrasse vom Umspannwerk an der Roßwachtstraße über Osten- und Ludwig-Thoma-Straße hin zum Kraftwerk am Familienbad macht einige Grabungsarbeiten notwendig. Die Umstrukturierung hat bereits begonnen und soll 2014 abgeschlossen werden. In Betrieb gehen wird der zweite Transformator samt Netz Mitte 2015.

© SZ vom 27.12.2013 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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