Stadtrat noch skeptisch:"Ein großer Wurf"

Der Bund Naturschutz lobt Pläne der ESV Woodpeckers für eine Multifunktionshalle an der Wallbergstraße. Für die andere Variante, eine Eislauffläche auf dem ASV-Gelände, müssten dagegen viele Bäumen weichen

Von Viktoria Großmann

In der Debatte um eine Eislaufhalle für die Stadt Dachau meldet sich der Bund Naturschutz (BN) zu Wort und unterstützt das Vorhaben des Vereins ESV Woodpeckers, eine Multifunktionshalle an der Wallbergstraße in Augustenfeld zu errichten. Diese Variante sei aus Naturschutzgründen eindeutig vorzuziehen, schreibt der BN Dachau in einer Stellungnahme. Die Planungen des ESV seien "ein großer Wurf". "Dieser Vorschlag macht alles richtig." Der BN-Ortsgruppenvorsitzende Peter Heller erklärt dazu: "Wir verfolgen die Diskussion um die Erweiterungspläne am ASV natürlich schon eine ganze Weile." Zunächst war die Streuobstwiese an der Gröbenrieder Straße in Gefahr, von Tennisplätzen überbaut zu werden. Nun sieht der BN sogar eine noch größere Gefahr darin, Bannwald zu roden.

Sollte eine neue Eislauffläche auf dem ASV-Gelände in Dachau Süd entstehen, wo gleichzeitig auch dringend eine neue Sporthalle errichtet werden muss, dann müssten Bäume gefällt werden - auf einer Fläche von etwa 2000 Quadratmetern Größe. "Der Landkreis ist ohnehin schon einer der waldärmsten Bayerns", sagt der Dachauer Peter Heller. Der Bannwald sei noch dazu von großer Bedeutung für das Stadtklima. Eine Wiederaufforstung an anderer Stelle könne den Eingriff nicht völlig ausgleichen: "Wir würden Jahrzehnte verlieren." Zudem solle der Wald nicht zerstückelt werden.

ESV Woodpeckers Dachau Eisstadion

Ein Modell der geplanten Eissporthalle Dachau an der Wallbergstraße im Stadtteil Augustenfeld. Die Naturschützer halten diese Variante für die beste. Aber noch ist im Stadtrat keine Entscheidung gefallen.

(Foto: Visualisierung: Ingenieurbüro Möller+Meyer Gotha GmbH)

Die Stadt dürfe sich "keine weiteren Eingriffe in den Gehölzbestand leisten". Die Schadstoffbelastung für die Bevölkerung durch Stickoxide und Feinstaub sei schon viel zu groß. Das hatten Messungen, der von den Naturschützern veranlasst worden sind, eindeutig ergeben. Auch die energetischen Vorteile der Halle, wie der ESV sie plant, überzeugen die Naturschützer. Bisher ist die städtische Kunsteisbahn nicht überdacht. Beim Neubau sollen zumindest Fundamente für eine spätere Überdachung angelegt werden. Der Eishockeyverein hingegen plant ein völlig geschlossenes Stadion mit Solarpaneelen auf dem Dach. Die Eislauffläche sei einfacher zu pflegen und könne statt vier bis zu acht Monate im Jahr genutzt werden, so Peter Heller. Im Sommer soll die Halle etwa für das Training auf Inlineskates genutzt werden, kann aber auch als Austragungsort von Wettkampfspielen etwa im Hallenfußball dienen. Sogar für Großveranstaltungen wie Konzerte könnte eine solche Halle genutzt werden. Zudem ist am Gelände Platz für 160 Autos. Der ASV kommt da längst an seine Grenzen, für Parkplätze ist nichts mehr frei.

Bereits überzeugt von den Plänen sind Oberbürgermeister Florian Hartmann (SPD) und die SPD-Fraktion. Für die Stadt könnten sich vor allem finanzielle Vorteile ergeben. Denn die städtische Kunsteisbahn würde zu einer Vereinshalle. Der Verein als Bauherr kann Förderungen beantragen, auf welche die Stadt keinen Zugriff hat. Etwa vom Bayerischen Landessportverband (BLSV). Da sich der ESV sehr stark dem Behindertensport verschrieben hat, Sledge Eishockey fördert und in dieser Sportart Turniere veranstaltet, sind auch Förderungen von gemeinnützigen Stiftungen zu erwarten, wie von der Aktion Mensch. Weil es an Trainings- und Wettkampforten für Behindertenmannschaften fehlt, könnte Dachau Bedeutung für Para-Sportler aus ganz Südbayern bekommen. So habe der TSV 1860 München schon Interesse für seine Blindenfußballmannschaften angemeldet. Bereits als Sponsor gewonnen hat der ESV die Volksbank Raiffeisenbank Dachau.

Bürgerversammlung Ost

Peter Heller, BN-Vorsitzender in Dachau.

(Foto: Niels P. Jørgensen)

Die Mehrheit der Stadträte wollte sich bei allem Lob für das Engagement des Vereins dennoch in der Bauausschusssitzung im Februar noch nicht von der Begeisterung der SPD anstecken lassen. Zunächst soll ein genauer Kostenvergleich beider Varianten erstellt werden. Etwa 13 Millionen Euro insgesamt soll die Halle nach Wünschen des ESV kosten. Davon würde die Stadt etwa 8,3 Millionen Euro zahlen. In eine städtische Eislaufhalle würde sie mindestens zehn Millionen Euro investieren.

Skeptisch wird das Projekt vor allem deshalb gesehen, weil der Verein mit 230 Mitgliedern relativ klein ist. Stadträte wie Franz Vieregg von der ÜB äußern Sorge um das gesicherte Fortbestehen des Vereins. Der ESV ist 2016 als eigenständiger Verein aus dem ASV hervorgegangen, in dem er vorher eine Abteilung bildete. Sein Vorsitzender Stefan Steurer ist auch im SPD-Ortsverein aktiv.

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