Stadtrat diskutiert über Dachauer Straßenfest:Die Lange Tafel wackelt

Das von Dachauer Geschäftsleuten organisierte Straßenfest ist ein Renner, doch die Auflagen treiben die Kosten in die Höhe. Der Stadt ist das Defizit zu hoch, die CSU spricht sich sogar für eine Aussetzung des Events aus

Von Viktoria Großmann, Dachau

Es war knapp für die Lange Tafel. Doch auch in diesem Jahr soll das Straßenfest auf der Münchner Straße in Dachau stattfinden - zum 14. Mal. Die Stadt wird ihren Zuschuss an die Veranstalter erhöhen, fordert aber für die Zukunft ein neues Konzept. Bei bestem Wetter besuchten im vergangenen Jahr 15 000 Menschen das Fest, das immer am letzten Wochenende der Sommerferien stattfindet. Doch auch die Kosten sind enorm, besonders durch gestiegene Sicherheitsanforderungen. Daher beantragten die Händler dieses Jahr einen Zuschuss von 24 000 Euro.

Die CSU-Fraktion war am Mittwoch im Haupt- und Finanzausschuss deshalb bereit, die Lange Tafel abzuschaffen. Zumindest in diesem Jahr solle sie ausfallen und erst im nächsten Jahr mit neuem - und für die Stadt günstigerem - Konzept wieder aufgelegt werden, erklärte der CSU-Fraktionsvorsitzende Florian Schiller. "Bei diesen Dimensionen können wir nicht einfach bezuschussen."

Anfangs seien es 4000 Euro gewesen, später 12 000 Euro wegen neuer Sicherheitsvorschriften, erinnerte Schiller. Nun sei man beim Doppelten angelangt, und das Defizit könne schließlich noch größer werden. Etwa wenn es regnet und weniger Besucher kommen. Tatsächlich ist die Besucherzahl des Straßenfests stark wetterabhängig. So kamen 2017 nur etwa 8000 Besucher, im Jahr davor hingegen ungefähr 12000.

Die Organisatoren haben viel Arbeit und wenig Gewinn

Stadtrat diskutiert über Dachauer Straßenfest: Auf der Münchner Straße in Dachau, über die sonst der Durchgangsverkehr braust, herrscht einmal im Jahr im Spätsommer ausgelassene Feststimmung. Wenn das Wetter schön ist, lockt die Lange Tafel schon mal bis zu 15 000 Besucher an, darunter auch einige Auswärtige.

Auf der Münchner Straße in Dachau, über die sonst der Durchgangsverkehr braust, herrscht einmal im Jahr im Spätsommer ausgelassene Feststimmung. Wenn das Wetter schön ist, lockt die Lange Tafel schon mal bis zu 15 000 Besucher an, darunter auch einige Auswärtige.

(Foto: Toni Heigl)

Schiller lobte den Einsatz der Händler und ihr "herausragendes Engagement". Doch das Fest sei wohl "ein Opfer des eigenen Erfolgs" geworden und den Veranstaltern über den Kopf gewachsen. Edgar Forster (FW) monierte, die Standkosten seien womöglich zu gering. Die Händler müssten ihre Mehrkosten selbst tragen, sie machten schließlich ein Geschäft mit dem Straßenfest. "Einer nimmt ein, und die Stadt trägt die Kosten - das geht nicht."

Doch so einträglich, wie einige Stadträte meinten, ist das Fest für die Veranstalter nicht. Organisiert wird es vom Bund der Selbständigen (BDS) Münchner Straße. Hauptverantwortliche und allein haftend ist allerdings dessen Vorsitzende Isabel Seeber. Die Unternehmerin betreibt das Süßwarengeschäft Candisserie. Sie berichtet von 1000 Ehrenamtsstunden jährlich, seit Januar sei sie mit der Organisation der diesjährigen Tafel beschäftigt. Sie hängt an dem Fest. Stolz berichtet sie, wie sich der Einzugsbereich immer mehr ausdehnt. Auch aus München und den Nachbarlandkreisen kommen Gäste. "Bei uns ist es eben gemütlich." Selbst hat Seeber wenig davon, zahlt sogar am Ende drauf. Als Hauptverantwortliche darf sie auf dem Fest nicht einmal einen Stand haben.

Die Stadträte wollen Eintritt erheben

Dachauer Pralinen Schlossbergler

Isabel Seeber trägt die Hauptverantwortung für das Straßenfest Lange Tafel. Oberbürgermeister Florian Hartmann will sie unterstützen.

(Foto: privat)

Gleichzeitig empfindet sie die Verantwortung als riesige Last. Allein das Sicherheitskonzept zu erstellen, habe ihr schlaflose Nächte bereitet, berichtete die Geschäftsfrau. Für verschiedene Notsituationen müssten darin Pläne erstellt werden. Natürlich müssen ausreichend Fluchtwege vorhanden sein. "Im Vergleich zu den Anfangsjahren mussten wir die Zahl der Security-Mitarbeiter verdoppeln." Nicht nur das kostet viel Geld. Allein eine einzige mobile Toilette kostet 1100 Euro pro Tag, sagt Seeber. Sie wäre froh, wenn sich die Stadt entschlösse, als Veranstalter aufzutreten.

Das steht jedoch im Haupt- und Finanzausschuss noch nicht zur Debatte, stattdessen wird leidenschaftlich über Einsparungen diskutiert. Sabine Geißler, Fraktionsvorsitzende des Bündnis für Dachau, machte den Vorschlag, Eintritt zu erheben. Die Idee fand Anklang bei der CSU, bei Jürgen Seidl (FDP) und auch Luise Krispenz (Grüne). Von zwei bis drei Euro war die Rede. Es gebe ohnehin Einlasskontrollen, dort könnten auch Bändchen verkauft werden. "Das werden die Leute sicher verstehen", sagte Geißler.

Isabel Seeber versteht es nicht. Die Lange Tafel sei ein Straßenfest für die ganze Familie, wo man sich trifft, über das man schlendert und bummelt. Als sie im Ausschuss Rederecht bekam, warnte Seeber die Stadträte vor dem zusätzlichen Aufwand. Man müsse entscheiden, wer den Eintritt zahle. Nur Erwachsene oder auch Kinder. In den vergangenen zwei Jahren hatten Freiwillige vom ASV Bändchen verkauft - als kleine Einnahme für den Sicherheitsmehraufwand. Dafür sponserten die Geschäftsleute den ASV. Das habe recht gut funktioniert, sagte Seeber. Auch Oberbürgermeister Florian Hartmann (SPD) hält so einen freiwilligen Beitrag am ehesten für umsetzbar. So würden auch beim Kinderfestzug beim Volksfest Festabzeichen verkauft.

Die Veranstalter sollen sich ein neues Konzept überlegen

Letztlich setzte sich die Idee, die Lange Tafel in diesem Jahr auszusetzen, nicht durch. Luise Krispenz (Grüne) warnte davor, damit ein falsches Signal zu setzen. "Die Leute denken dann, die Lange Tafel wird gar nicht mehr stattfinden." Auch Christa Keimerl, Fraktionsvorsitzende der SPD, erklärte: "Wir sollten einmal diesen Zuschuss für 2019 gewähren." In den "sauren Apfel" müsse man beißen, das Fest brauche Kontinuität. Über ein neues Konzept werde ohnehin schon nachgedacht, auch darüber, dass die Stadt das Fest als Verantwortliche ausrichten könnte.

Auch die CSU schwenkte schließlich ein. Gegen die Stimmen von Sabine Geißler, Jürgen Seidl und Edgar Forster wurde beschlossen, der Langen Tafel in diesem Jahr einen Defizitzuschuss bis maximal 15 000 Euro zu gewähren - aus diesem werden Kosten in Höhe von 8000 Euro für die Sicherheitsmaßnahmen bestritten werden. Ansonsten ist es eine Ausfallbürgschaft und Isabel Seeber ist entschlossen, das Geld möglichst nicht anzurühren. Hinzu kommen 5100 Euro an Kosten für Leistungen des Stadtbauhofs, welche die Stadt übernehmen wird.

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