Stadtrat Dachau:Die Platanen bleiben

Lesezeit: 2 min

Die Platanen in der Augustenfelder Straße bleiben. Das hat der Umweltausschuss beschlossen. Künftig aber will das Gremium nicht mehr über jede Baumfällung einzeln beraten.

Melanie Staudinger

CSU-Stadtrat Helmut Freunek schüttelt im Umweltausschuss kurz den Kopf. "Die Bäume abzuholzen, bloß weil sie Platanen sind, ist nicht unsere Meinung", sagt er. Ganz im Gegenteil, die Platanen in der Augustenfelder Straße 9 bis 15 würden ja überhaupt nicht stören.

Die Platanen in der Augustenfelder Straße 9 bis 15 in Dachau werden nicht gefällt. (Foto: Niels P. Jørgensen)

Das sieht die Deutsche Annington Service GmbH ganz anders. Sie beantragte, sämtliche Bäume abzuholzen und durch eine besser geeignete Art zu ersetzen. Die Begründung dürfte den Ausschussmitgliedern allzu bekannt vorkommen - sie steht im Grunde genommen in jedem Fällgesuch.

Die Bäume seien zu groß und stünden zu nahe an den Häusern. Das Laub verstopfe die Dachrinnen und verschmutze die Außenanlagen. Die Balkone würden übermäßig beschattet, durch nasses Laub erhöhe sich die Unfallgefahr auf den Wegen.

Auf diese Argumentation lassen sich Dachaus Stadträte an diesem Mittwoch nicht ein. Viele von ihnen haben sich die Straße angeschaut. Mit eindeutigem Ergebnis: "Der Antrag hat mit den realen Bedingungen nichts zu tun", sagt Umweltreferentin Sabine Geißler.

Es gebe ausreichend Platz und keinerlei Einschränkungen für Fußgänger. Schäden will kein Stadtrat gefunden haben. ÜB-Stadtrat Rainer Rösch: "Die Lebensqualität der Anwohner ist nicht beeinträchtigt." Und so lehnen sie den Antrag auch einstimmig ab.

Doch sie müssen wohl künftig mit noch einigen Fällgesuchen mehr rechnen. Bauamtsleiter Michael Simon jedenfalls berichtet von einer Zunahme der Anträge seit dem vergangenen Umweltausschuss. Dort genehmigte das Gremium die Abholzung zweier Robinien in der Burgfriedenstraße, weil diese das danebenstehende Haus bereits mehrfach beschädigt haben.

Simon stellt die Frage nach der Effizienz in der Zusammenarbeit zwischen Unweltausschuss und Stadtverwaltung, die momentan noch für jeden Antrag eine eigene Sitzungsvorlage erarbeiten muss.

Würde man gewisse Kriterien festlegen, könnten unstrittige Fällgesuche von der Verwaltung ohne Kommunalpolitiker erledigt werden. Stadtgärtner Gerold Eisele soll den Leitfaden nun erarbeiten. Der jedoch gibt sich zunächst skeptisch: "Eine eindeutige Regelung scheint mir schwierig zu sein."

Vor allem müsse man mit dem Thema sensibel umgehen, weil es einer großen emotionalen Schwankung unterliege. Dennoch spricht er sich für Leitlinien aus, damit "der Ausschuss nicht zum Fällausschuss degradiert wird". Kriterien könnten etwa der Durchmesser der Stämme oder die Anzahl der zu fällenden Bäume sein.

Einzig Grünen-Fraktionschef Thomas Kreß übt Kritik an diesem Vorgehen. Seiner Ansicht nach soll die Stadtverwaltung nur dann im Alleingang entscheiden, wenn die betroffenen Bäume bleiben. "Fällungen hätte ich gerne hier besprochen", sagt er.

FDP-Stadtrat Alfred Stelzer will hingegen für mehr Transparenz sorgen. Wenn ein Baum gefällt werde, solle die Stadtverwaltung doch ein Plakat an dieser Stelle anbringen, das denjenigen Baum, der dort nachgepflanzt wird, zeigt. "Dann wissen die Leute, was wir vorhaben", erklärt Stelzer.

© SZ vom 07.03.2011 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: