Stadtentwicklung:Die Befragung geht weiter

Stadtentwicklung: Mehr als 470 mündliche und schriftliche Anregungen und Vorschläge nahmen die Moderatoren der Bürgerbeteiligung auf.

Mehr als 470 mündliche und schriftliche Anregungen und Vorschläge nahmen die Moderatoren der Bürgerbeteiligung auf.

(Foto: Niels P. Jørgensen)

Der Stadtrat fasst Beschlüsse zu Verkehr und Gewerbe. Der Grünzug bleibt aber in der Diskussion

Von Viktoria Großmann, Dachau

Die Bürgerbeteiligung zum MD-Gelände geht weiter. Über die Gestaltung des Grünzugs an der Amper möchte die Stadt mit den Dachauern auch in Zukunft im Gespräch bleiben. Das beschlossen die Stadträte einstimmig in ihrer Sitzung am Dienstagabend. Eine mutige Entscheidung, denn eine Bürgerbeteiligung macht sehr viel Arbeit, wie die Stadträte in den vergangenen Wochen erfahren haben. Mehr als 470 Anregungen für das ehemalige Industriegelände sind während der Diskussionen und der Ausstellung der Pläne im Juni gesammelt worden. Bisher haben die Stadträte zwei Sitzungen gebraucht, um über die Ergebnisse zu diskutieren. Alle für den Bebauungsplan zwingend relevanten Punkte sind nun verhandelt worden. Bis September sollen die Stadtpolitiker die übrigen Vorschläge sichten und ihnen wesentlich erscheinende Punkte melden; im November sollen diese dann diskutiert werden. Die bisher beschlossenen Punkte im Überblick:

Soll es Gewerbegebiete geben?

In dieser Frage hatte es in der Sitzung Anfang Juli trotz mehrerer Anläufe kein Ergebnis geben. Oberbürgermeister Florian Hartmann zählte immer wieder nur ein Unentschieden. Diesmal klappte es mit den Händen und dem klassischen Ergebnis: 21 zu 18. Die CSU setzte mit Stimmen von Freien Wählern (FW) und ÜB durch, dass statt Gewerbegebieten Kerngebiete geplant werden sollen. Laut CSU-Fraktionssprecher Dominik Härtl ist damit der Wunsch der Bürger nach flexibler Planung erfüllt, denn im Kerngebiet dürfen neben Verwaltungsgebäuden, Wirtschaftsbetrieben, Bildungs- und Kultureinrichtungen auch Wohnungen entstehen. Bündnis für Dachau, Grüne und SPD argumentierten, das Gewerbegebiet sei flexibler, denn es könne später immer noch umgewidmet werden. Zudem müsse auch Platz für Handwerksbetriebe geschaffen werden. Im Kerngebiet können zwar Arbeitsplätze entstehen, aber nicht im klassischen, produzierenden Gewerbe. Einstimmig wurde beschlossen, dass die Stadt aktiv Ansiedlungspolitik betreiben und sich für Arbeitsplätze im Bereich Forschung, Gesundheit, Technik einsetzen soll. Außerdem soll kein großflächiger Einzelhandel wie in Dachau-Ost entstehen.

Heizkraftwerk

Das Heizkraftwerk mit seinen drei Schloten soll nicht erhalten werden. Das beschlossen die Stadträte einstimmig. Ein Erhalt ist im Wettbewerbsentwurf nicht vorgesehen und würde eine Änderung der geplanten Straßenführung erfordern. An der Bahnrandstraße entstünde eine Engstelle. Außerdem müsste die Gesamtplanung mit dem höchsten Punkt der Bebauung im Norden des Geländes geändert werden.

Sozialwohnungen

Dass Sozialwohnungen entstehen sollen, darin sind sich die Stadträte einig. Gerade werden die Dachauer Grundsätze der Baulandausweisung festgelegt. Sie sollen auch auf dem MD-Gelände Anwendung finden. Diskutiert wurde jedoch, ob die Wohnungen über das gesamte Viertel verteilt werden können. Grünen-Stadtrat Thomas Kreß erklärte, die Verteilung sei zum Wohle der Stadt zu befürworten, weil sie als natürliche Mietpreisbremse wirken könne. Stadtbauamtsleiter Michael Simon erklärte, es könnten sehr wahrscheinlich nur die Sozialwohnungsblocks im Viertel, nicht aber einzelne Wohnungen auf mehrere Häuser verteilt werden. Nach dieser Klarstellung wurde die Verteilung einstimmig beschlossen.

Amper-Grünzug

Zur Nutzung des Mühlbachs und des Grünzugs entlang der Amper im Süden des MD-Geländes hat es so viele unterschiedliche Ideen und konträre Vorstellungen gegeben, dass die Stadt darüber noch einmal gesondert mit den Bürgern diskutieren möchte. Diese sollen entscheiden, ob sie den Mühlbach lieber urban oder naturnah gestaltet sehen wollen. Ob der Grünzug an der Amper zurückhaltend oder intensiv genutzt werden soll und ob eine Fuß- und Radwegbrücke über der Amper gebraucht wird. Festgelegt wurde bereits eine Maximalbreite des Grünzugs von 30 Metern. Auch diese Frage wurde mit 18 zu 21 Stimmen entschieden. SPD, Grüne und Bündnis wollten die Bürger entscheiden lassen, wie breit der Freiraum werden soll. Gertrud Schmidt-Podolsky (CSU) erklärte hingegen, sie wolle keinem Investor das Wort reden, jedoch müssten wirtschaftliche Lösungen gefunden werden. OB Hartmann hielt dagegen, wenn der Freiraum zu knapp bemessen würde, kämen sicher Beschwerden von den Bürgern. In der Debatte um die Einrichtung eines Bolz- und Kinderspielplatzes mahnte Peter Gampenrieder (ÜB), an Freiflächen für Jugendliche zu denken, die für Spielplätze zu alt seien.

Verkehrsplanung

Viele Anwohner befürchten ein Verkehrschaos nicht erst mit den neuen Einwohnern, die irgendwann auf MD leben werden, sondern schon während der Abbruch- und Neubauarbeiten. Sie hatten daher darum gebeten, erst die Unterführung der Freisinger Straße unter der Bahnstrecke zu bauen und dann mit der Sanierung des Geländes zu beginnen. Das sei jedoch technisch nicht möglich, hieß es im Stadtrat. Allerdings soll ein eigenes Verkehrskonzept zur Entsorgung der Altlasten erstellt werden. Ein weiteres Konzept soll für das gesamte MD-Gelände angelegt werden. In dieses sollen auch die von den Bürgern gewünschten Radwege integriert werden.

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