Stadtentwicklung:Mehr Zuzug, mehr Kinder, mehr Bildung

Der Landkreis braucht für seine weiterführenden Schulen ein flexibles Raumprogramm.

Von Wolfgang Eitler, Dachau

Die Zukunft der Kreispolitik lässt sich auf einen Nenner bringen: Mehr Zuzug, mehr Kinder, mehr Schulen und mehr Bildung überhaupt kosten sehr viel Geld. Darüber hinaus muss sich der Kreistag überlegen, wie er die Entwicklung in den Griff bekommt. Die aktuellen Daten: Im Jahr 2034 werden 173 000 Menschen im Landkreis wohnen, also 30 000 mehr als 2016. Davon sind 15 400 Kinder und Jugendliche im Alter von zehn bis 19 Jahren. Dann passieren noch Ausreißer wie der Rückgang der Schülerzahlen an Gymnasien. Aber da die bayerische Schulpolitik gerne Kommunalpolitiker überrascht, wird sie die Folgen des achtjährigen Gymnasiums abfedern und die Mittelstufe plus einführen, eine Form des früheren neunjährigen Gymnasiums. Wie soll man da planen, wenn sich die Raumkonzepte logischerweise ständig ändern? "Flexibilität", lautet die Losung des Schulausschusses. Der Landkreis ist für die weiterführenden Schulen zuständig. Dazu zählt auch das Greta-Fischer-Förderzentrum in Dachau.

Realschule Dachau

Es ist ja wunderbar, dass die Realschule nicht mehr 40 Klassen hat, sondern nur noch 37. Aber 31 Räume stehen bloß zur Verfügung. Und dazu gibt es noch drei Ganztagsgruppen, die in die Berufsschule nebenan ausweichen müssen. Erst im Jahr 2020 ist damit zurechnen, dass sich die Lage entspannt. Dann ist der als Ringschluss titulierte Bau fertig, der Realschule und Berufsschule verbindet. Erst dann ist ein echter Ganztagszweig möglich, den das Kultusministerium schon für 2013 genehmigte. Der Schulplaner am Landratsamt, Albert Herbst, lobte Rektoren und Direktoren besonders für ihre Kompromissbereitschaft und Flexibilität.

Stadtentwicklung: Der Raumengpass an der Realschule Dachau wird sich erst 2020 entspannen.

Der Raumengpass an der Realschule Dachau wird sich erst 2020 entspannen.

(Foto: Niels P. Jørgensen)

Staatliche Berufsschule

Ganz besonders lobte Herbst den Direktor der Berufsschule, Johannes Sommer. Denn er hat den Auftrag erhalten, Klassen für junge Flüchtlinge zu bilden. Üblicherweise gehen Lehrlinge zweimal die Woche an die Berufsschule. Die Flüchtlinge kommen täglich. Es sind schon acht Klassen. Tendenz steigend. Erst nach dem Ringschluss folgt die Generalsanierung der Berufsschule selbst. Die Aufgabenlast wird sicher nicht geringer. Denn die Begehrlichkeiten des Landkreises, eine Fachoberschule mit dem Schwerpunkt Technik einzubinden, werden wachsen. SPD-Kreisrat Martin Güll, Vorsitzender des Bildungsausschusses im Landtag, forderte die Verwaltung auf, mit den Vorarbeiten zu beginnen. "Wir können nicht warten bis Indersdorf anerkannt ist, sagte er im Schul- und Kreisausschuss.

Fachoberschule Indersdorf

Die Schulart kommt. Davon sind die Kreisräte überzeugt. Im Januar haben sich 50 Schüler für die Ausbildungszweige, Verwaltung, Wirtschaft und Soziales angemeldet. Die Fachoberschule entsteht als Teil der Vinzenz-von-Paul-Realschule im ehemaligen Kloster von Markt Indersdorf. Träger ist die Diözese München-Freising. Da die Sanierung des Klostergebäudes dieses Jahr beendet sein dürfte, werden die Container frei, in denen Realschüler untergekommen sind.

Stadtentwicklung: An der Greta-Fischer-Schule spielt Inklusion eine Rolle.

An der Greta-Fischer-Schule spielt Inklusion eine Rolle.

(Foto: Toni Heigl)

Realschule Weichs

Die Theresia-Gerhardinger-Realschule bekommt ein "Alleinstellungsmerkmal", wie Schulexperte Albert Herbst sagt. Sie ist die erste von vier Realschulen mit einem gebundenen Ganztagszweig in der fünften und sechsten Jahrgangsstufe. Die Sanierung des ehemaligen Klosters zieht sich noch über viele Jahre hin. Der Landkreis vermutet über das Jahr 2020 hinaus.

Realschule Odelzhausen

Warten auf den Neubau. Bereits zum laufenden Schuljahr hätte der Erweiterungsbau für die neu gegründete Realschule neben der Grund- und Mittelschule fertig sein sollen. Er ist noch nicht begonnen worden. Denn das bestehende Gebäude ist marode. Es wird wohl 2019 werden, bis die beiden Neubauten bezogen werden können.

Ignaz-Taschner-Gymnasium

Da sage noch einer, dass die auf acht Jahre verkürzte Schulzeit keine Folgen für das Gymnasium hat. In den vergangenen vier Jahren verloren die drei Gymnasien im Landkreis 170 Schüler zugunsten der Realschule. Wenn aber die Mittelschule plus kommt, die bayernweit erprobt wird, und damit eine neue Form des neunjährigen Gymnasiums, wird die Attraktivität wieder steigen. Damit der Andrang und die Notwendigkeit neuer Klassenräume. Das Ignaz-Taschner-Gymnasium bekommt einen Anbau, der bereits beschlossen ist. Fertig wird er voraussichtlich im Jahr 2019.

Liiteratur Lesung

Das Josef-Effner-Gymnasium kann mit der Ausstattung von privaten Ganztagsschulen oft nicht mithalten.

(Foto: Niels P. Jørgensen)

Josef-Effner-Gymnasium

Wie geht es mit dem Ganztagszweig des Effner-Gymnasiums weiter, der im ehemaligen Gebäude der staatlichen Realschule in Dachau untergebracht wird? Schulexperte Albert Herbst wagt keine Prognose. Die Nachfrage lässt erheblich nach. Deshalb war es nicht möglich, eine Klasse in der 9. Jahrgangsstufe zu bilden. Herbst sagte: "Die Anfangseuphorie ist verpufft." Auf die Frage von Kreisrat Sebastian Leiß über die Gründe berichtete er, dass die privaten Ganztagsschulen in München sich als Konkurrenz entpuppen. Die Antwort von Effner-Direktor Kurt Stecher ist eindeutig: "Sie haben eine bessere Ausstattung und der Aufenthalt geht bis 17 Uhr." Trotzdem wird im neuen, vierten Gymnasium, das der Landkreis gemeinsam mit München in Karlsfeld bauen will, ein Ganztagszweig eingerichtet.

Gymnasium Indersdorf

Weitere große Schulgebäude sind im Landkreis nicht vorgesehen. Der Kreistag will sich darauf konzentrieren, die Angebote an den bestehenden Schulen auszuweiten und dafür Anbauten zu schaffen. In Markt Indersdorf wird das Ganztagsangebot vorsichtig ausgebaut, um die Ganztagsschule in Dachau nicht zu gefährden. Für Erweiterungen sieht sich der Landkreis gerüstet, weil es ihm gelungen ist, ein Grundstück zu erwerben. Diese Strategie soll überall fortgesetzt werden.

Alte Realschule an der Steinstraße

In dieser Strategie spielt die ehemalige staatliche Realschule an der Steinstraße in Dachau eine zentrale Rolle. Denn immer dann, wenn Umbauten anstehen, wenn andere Schulen zu klein sind, braucht der Landkreis die Steinstraße als Zwischenlösung. Schulexperte Herbst: "Wir können uns glücklich schätzen, dass wir die Schule haben." Eigentlich sollte sie abgerissen und das Gelände veräußert werden, um den Neubau der Realschule im Stadtteil Augustenfeld gegenzufinanzieren.

Greta-Fischer-Schule

Bei dem Förderzentrum in Dachau spielt das Thema Inklusion eine zentrale Rolle. Es sollen möglichst viele Kinder Regelschulen zu besuchen, die dort wohnortnah unterrichtet werden. Dazu gibt es einen mobilen sonderpädagogischen Dienst. Und ganz neu: eine "Inklusionsberatungsstelle" am Staatlichen Schulamt.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: