Bodenverunreinigung:Ungewöhnliche Methode zur Altlastenbeseitigung

Lesezeit: 2 Min.

Der Boden Am Kräutergarten 4 in Dachau ist stark schadstoffbelastet. Nun sollen die Altlasten beseitigt werden. (Foto: Toni Heigl)

Schon lange ist bekannt, dass der Boden auf dem Grundstück Am Kräutergarten 4 schadstoffbelastet ist. Nun gibt es einen Sanierungsplan – und bei dem kommen Bakterien zum Einsatz.

Von Jacqueline Lang, Dachau

Um die Schadstoffbelastung im Boden am Kräutergarten 4 zu bekämpfen, sollen dort besondere Bakterien ins Erdreich gepumpt werden. Drei Schadstoffe hat das Dachauer Landratsamt bereits 2019 auf dem Gelände nachgewiesen, genauso wie auf dem gegenüberliegenden Grundstück. Dabei handelt es sich jedoch nicht um das Grundstück mit den historischen Gewächshäusern der sogenannten „Plantage“ des ehemaligen Konzentrationslagers Dachau, die dem Freistaat überlassen werden sollen.

Die Stadt Dachau war nach dem Schadstoffbefund von Naphthalin und anderen Kohlenwasserstoffen damit beauftragt worden, einen Sanierungsplan zu erarbeiten. Es hat zwar etwas gedauert, aber nun wurde eine – wenn auch eher ungewöhnliche – Möglichkeit gefunden, um die Schadstoffe zu beseitigen: mittels Bakterien.

Nachdem ein Ingenieurbüro noch 2019 mit dem Sanierungsplan beauftragt worden war, wurde festgestellt, dass es weitere Grundwassermessstellen braucht, „um die Ursache und die genaue Lage der Verunreinigungen“ festzustellen. Das Grundwassermonitoring wies später eine Schadstoffbelastung im Zufahrtsbereich, aber auch unter dem denkmalgeschützten Gebäude selbst auf. Damit war klar: Die Sanierung würde schwierig und kostspielig werden. Das Ingenieurbüro hat nun jedoch eine Lösung gefunden, die auch die Verwaltung überzeugt. Zum Einsatz kommt dabei sogenannte „Enhanced Natural Attenuation“ (ENA).

SZ PlusAusschreibung
:Stadt verkauft Trinkgeld-Haus am Karlsberg

Vor 13 Jahren wurde das Gebäude gekauft, um es für eine Rathauserweiterung zu nutzen. Nun soll es den Besitzer wechseln, der hätte auch die Möglichkeit, es abzureißen. Einige Stadträte sind froh über die Entscheidung, sie sprechen von einem „Fehlkauf“.

Von Simon Fortmann, Anna Schwarz

„Mittels dieser Methode werden fehlende Nährstoffe, Spurenelemente, Aktivatoren und Bakterien in den Untergrund gebracht“, heißt es zur Erklärung in der Sitzungsvorlage. Das Sanierungsmittel werde mittels „Injektionslanzen“ mit Druck „in den Boden gepumpt“. Der Vorteil dieser Methode: Sie ist mit 400 000 Euro – Planungskosten inklusive – nicht nur relativ kostengünstig, auch die Verunreinigungen unterhalb des Gebäudes können beseitigt werden.

Die Alternativen wären ein sogenanntes Auskoffern. Hierbei wird das Grundwasser im Bereich der Verschmutzung abgepumpt und das betroffene Erdreich abgetragen. Kostenpunkt rund eine Million Euro. Eine andere Möglichkeit wäre, das Grundwasser nach und nach abzupumpen und mit Aktivkohlefiltern aufzubereiten. Nicht nur könnte das bis zu 20 Jahre dauern, es kostet rund 800 000 Euro und ist damit immer noch gut doppelt so teuer wie die von der Verwaltung favorisierte Variante mit den Bakterien.

Die Methode ist noch relativ neu

Deren einziges Manko ist: Diese Methode ist noch relativ neu. Das Wasserwirtschaftsamt (WWA), das mitzuentscheiden hat, hat deshalb bislang wenige Erfahrungen damit sammeln können. Etwaige Bedenken seitens des WWA hätten, so die Stadt, jedoch bei einem Termin gemeinsam mit dem Ingenieurbüro beseitigt werden können. Auch die Stadträtinnen und Stadträte haben sich im Bau- und Planungsausschuss vergangene Woche einstimmig dafür ausgesprochen. Allein die finale Genehmigung durch das Landratsamt sowie das WWA steht damit noch aus.

Da diese nach den bisherigen Gesprächen wohl nur noch reine Formalie sein dürfte, plant die Stadt, mit den Sanierungsarbeiten im kommenden Jahr zu beginnen.

© SZ - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

SZ PlusBauetat 2025
:Wie viele Gaststätten kann sich Dachau noch leisten?

Zu den städtischen Gebäuden gehören auch sechs Gastronomiebetriebe, deren Instandhaltung Millionen verschlingt. Die Alternative wären weitere Leerstände. Auch das könnte am Ende teuer werden.

Von Jacqueline Lang

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: