Staatsjubiläum:Bunt und wirkungsvoll

Eine Ausstellung im Landratsamt zeigt die Geschichte Israels anhand von Plakaten

Von Viktoria Großmann, Dachau

Israel befindet sich noch mitten im Feierjahr zu seinem 70. Geburtstag. Daher kommt die Ausstellung, die zu diesem Anlass nun im Landratsamt gezeigt wird, genau richtig. Gegründet wurde der Staat am 14. Mai 1948, bis Mai 2019 wird noch gefeiert. Während dieser Zeit tourt die Wanderausstellung, die zuvor in Frankfurt, Wiesbaden und Passau zu sehen war. Sie erzählt 70 Jahre israelische Geschichte anhand von 70 Plakaten. Die grafischen Werke sind zu verschiedensten Anlässen entstanden: zu Buch- und Technologiemessen, als Werbung für Schafskäse oder zur Erinnerung an Jahrestage. Sie wurden für Musikveranstaltungen gestaltet oder im Auftrag der Regierung, die ihre Bevölkerung zum Hebräisch lernen mahnt.

Sara Neuman und Henrietta Singer ist damit ein so schlüssiger, wie einfacher Einstieg in die komplexe Geschichte des Landes gelungen. Beide waren zur Eröffnung extra angereist. Am Tag zuvor hatten sie in München über das Frauenbild im Judentum gesprochen. Kennen gelernt haben sich die beiden in ihrer heutigen Heimatstadt Frankfurt. Israel kennen beide gut. Sara Neuman ist dort aufgewachsen, Henrietta Singer besucht das Land regelmäßig. Als Kommunikationsdesignerin, sagt Singer, habe sie sich für die grafische Darstellung von Ereignissen interessiert. "Sara als Drehbuchschreiberin interessiert sich für die Geschichten dahinter." So kam beides zusammen.

Die Plakate schätzen sie als prägnantes und einprägsames Ausdrucksmittel des Alltags, das die Massen erreicht. Singer und Neuman beließen es aber nicht bei den Aussagen und einer kurzen Erklärung. Sie besuchten jeden einzelnen Designer. Wenn diese nicht mehr lebten, spürten sie Nachfahren auf. Nicht nur aus Gründen des Urheberrechts. "Wir wollten erfahren, wie die Plakate entstanden sind." Die Antworten waren für beide oft überraschend und teils deutlich unpolitischer als erwartet. So dachte der Autor des Plakats "fifty-fifty" von 1998 nicht wie erwartet an die Zwei-Staaten-Lösung, sondern an Land und Küste. Auf dem Plakat aus dem Jahr 2000 lässt der Designer Yasha Rozov das Wappentier Jerusalems, den Löwen, aus dem Wappen herausklettern. Auch das keine politische, sondern ganz persönliche Botschaft: Der junge Mann fühlte sich in der stark von den religiösen Feiertagen geprägten Stadt etwas eingesperrt und sehnte sich danach, sie zu verlassen. Die Geschichten geben einen Eindruck von der Gemütslage des Landes.

Drei Jahre arbeiteten die beiden Frauen intensiv an ihrem Projekt, aus dem die Ausstellung und ein Buch entstanden sind. Für die aufwendige, langwierige und auch emotional anstrengende Recherche haben beide irgendwann ihre festen Jobs aufgegeben. Ihr Verleger habe ihnen nicht zugetraut, das Projekt pünktlich zum Jahrestag abzuschließen, erzählt Singer stolz. Am Ende hatten sie nicht nur 70, sondern sogar 71 Plakate zusammen getragen. Für das Bonus-Geburtstagsplakat veranstalteten sie selbst einen studentischen Gestaltungswettbewerb.

Die Sammlung soll fortgesetzt werden. Wer in drei Jahren den Ertrag von 70 Jahren Plakatdesign durchforsten kann, der schafft es auch, jedes Jahr eines aus der Fülle herauszuheben. Ihren Blick für das wesentliche haben beide bewiesen. Etwa mit Dan Reisingers Plakat von 1969. Eine Botschaft an die Sowjetunion: "Let my people go." Eine zum G umgekippte Sichel und ein Bibelzitat. Positiv, bunt, wirkungsvoll. So, wie diese Ausstellung. 35 der 70 Plakate sind im Landratsamt bis zum 31. Januar zu sehen.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: