Sportveranstaltung :Erfolgreicher Neustart

Anderer Termin und anderes Gelände: Beim "Turmlauf" des SC Vierkirchen hat sich vieles getan - und die Teilnehmerzahlen steigen wieder

Von Horst Kramer, Vierkirchen

Günter Reichl lächelte, als er die Ziellinie nach 53:13 Minuten überquerte. Nicht etwa, weil er den 13. Vierkirchener Turmlauf an diesem Samstagnachmittag gewonnen hatte. Der Dachauer belegte Platz 17 im Feld der 70 Unentwegten, die es auf sich genommen hatten, gute elf Kilometer trotz 35 Grad durch die hügelige Landschaft im Südosten Vierkirchens zu rennen. Nein, der 54-Jährige freute sich, weil er ein Familienduell mit seinem 26 Jahre jüngeren Sohn Lukas für sich entschieden hatte. Keine Selbstverständlichkeit bei dem Altersunterschied. Am vergangenen Mittwoch hatte der Junior beim Karlsfelder Läufercup die Nase deutlich vorne gehabt. Doch in Vierkirchen traf Lukas fast zwanzig Minuten nach seinem Vater ein. "Die Hitze war einfach brutal", stöhnte er.

Sportveranstaltung : Rauf und runter, querfeldein: Nicht nur das hügelige Gelände, auch die hohen Temperaturen verlangten den Teilnehmern des Turmlaufs in Vierkirchen einiges ab.

Rauf und runter, querfeldein: Nicht nur das hügelige Gelände, auch die hohen Temperaturen verlangten den Teilnehmern des Turmlaufs in Vierkirchen einiges ab.

(Foto: Toni Heigl)

Die beiden Reichls samt Mutter Andrea sind Stammgäste bei der Vierkirchener Veranstaltung, die zwölf Jahre an einem Sonntagvormittag über die Bühne ging. Mit Start und Ziel am Vierkirchener Wasserturm - daher der Name. Doch heuer war alles anders. Die Rennen fanden am am Samstag statt Sonntag statt, Start und Ziel waren nicht mehr beim Turm, sondern auf dem Sportgelände des SC Vierkirchen. Klar, dass auch der Parcours neu vermessen wurde. Warum die vielen Änderungen? "Wir hatten sonntags immer schlechtes Wetter", antwortet Sven Rasmussen, Chef der Freizeitsport-Abteilung des SC Vierkirchen, mit einem Augenzwinkern. Ernsthafter setzt er hinzu: "In den letzten Jahren sind die Teilnehmerzahlen immer weiter gesunken. Wir mussten einfach etwas tun." Vor elf Monaten waren rund 150 Sportlerinnen und Sportlerinnen am Start, im Jahr 2015 nahmen noch etwa 200 an den Wettbewerben teil. Fünf Jahre zuvor fanden sogar 250 Aktive den Weg nach Vierkirchen.

Sportveranstaltung : Laut und fröhlich: Eine Sambagruppe haute auf den Putz.

Laut und fröhlich: Eine Sambagruppe haute auf den Putz.

(Foto: Toni Heigl)

Am vergangenen Samstag gelang Rasmussen und seinem Team anscheinend die Wende: 225 Menschen rannten in Vierkirchen um die Wette, nicht nur über elf Kilometer, sondern auch über fünf Kilometer, bei den Kinderrennen über 1,8 Kilometer sowie bei den Staffelrennen. So viele wie schon lange nicht mehr. Obwohl an diesem Wochenende ein halbes Dutzend Laufveranstaltungen in angrenzenden Landkreisen ausgetragen wurden: am Freitag in Freising und Aichach, am Samstag zeitgleich in Hohenwart, am Sonntag in Gröbenzell, Feldkirchen und Wessling. Die Vorzeichen standen also nicht gut für die Vierkirchener, einen Neustart ihres ungewöhnlichen Laufes zu wagen - ein Geländerennen mit Crosscharakter mitten in der Straßen- und Bahnlaufsaison.

Sportveranstaltung : Günter Reichl war diesmal schneller als sein Sohn Lukas.

Günter Reichl war diesmal schneller als sein Sohn Lukas.

(Foto: Toni Heigl)

Ambitionierte Läufer oder auch Nordic Walker nehmen meist an zwei bis drei Rennen im Monat teil. Meist an Veranstaltungen, die sie aus den Vorjahren kennen. Gründe für die Entscheidung sind: eine attraktive Strecke (kein Wind, schnell, amtlich vermessen, interessant gelegen), gute Organisation und ein fixer Termin. Erfolgreiche Laufveranstaltungen wie der Frühlingslauf des ASV Dachau (immer am 1. Mai), der Volksfestlauf (immer am ersten Volksfest-Samstag) oder der Straßenlauf der SG Indersdorf (immer am Vorabend des Marktsonntags) sind für Dauerläufer planbar. In Vierkirchen ist das anders. Im vergangenen Jahr fiel der Startschuss Anfang Mai, vor zwei Jahren Anfang Juni, vor drei Jahren Ende Mai.

Sportveranstaltung : Organisator Sven Rasmussen hatte im Vorfeld viel zu tun - und freut sich über das Ergebnis.

Organisator Sven Rasmussen hatte im Vorfeld viel zu tun - und freut sich über das Ergebnis.

(Foto: Toni Heigl)

Warum kamen am vergangenen Samstag trotzdem so viele Laufbegeisterte in den Vierkirchener Sportpark? Der Tagesschnellste über die Langstrecke, der Jetzendorfer Thomas Mittag, (41:38 Minuten), verwies auf seine vielen erfolgreichen Auftritte (Erster 2017 und 2015, Zweiter 2016 und 2014): "Da wollte ich noch einen oben drauf setzen." Der Zweite, der Münchner Tobias Rabenstein (42:59), erklärte: "Ich habe vor einigen Jahren diesen Lauf für mich entdeckt, seitdem komme ich immer wieder." Ähnlich äußerte sich der Glonner Jakob Furtmayr: "Ich war schon mindestens zehn Mal hier. Bloß weil morgen die Meisterschaften sind, wollte ich nicht auf einen Start verzichten." Tatsächlich trat der Sechzigjährige am Sonntag in Mettenheim an und holte M60-Silber mit seinen Mannschaftskollegen von der SG Indersdorf. Die Titelkämpfe spielten auch bei der schnellsten Frau, Yvonne Kleiner (LG Stadtwerke München), eine Rolle: "Wenn wir ein Team zusammenbekommen hätten, wäre ich wohl in Mettenheim angetreten."

Die Stammgäste haben zum "Turmlauf" eine starke Verbindung. Ein weiterer Grund für den Erfolg: Der Lauf ist Teil des sogenannten "König-Ludwig-Laufcups", den der Chef der SG Indersdorf, Michael Rauch, vor zwei Jahren ins Leben gerufen hat. Daher waren - trotz Meisterschaften - viele rote, grüne und gelbe Leibchen zu sehen. Von Aktiven aus Indersdorf, Jetzendorf und Hilgertshausen, die drei weiteren Austragungsorte des Märchenkönig-Pokalbewerbs. Viele Teilnehmer kamen aber auch nach Vierkirchen, weil die Veranstaltung mit einem Familienfest kombiniert wurde. "Der Förderverein der Grundschule hat für die Kinder extra Trikots gestiftet", erläuterte der SCV-Abteilungsleiter. Das Fazit der Aktiven war rundum positiv. "Die Infrastruktur ist hier viel besser als am alten Standort", merkte die Weichserin Berta Schiller an. "Die Kühlung durch die Feuerwehr war sehr hilfreich", lobte die Frauen-Zweite Daniela Arthofer (52:54). Auch Günter und Lukas Reichl waren vom neuen Turmlauf sehr angetan. Eine Botschaft an seinen Vater hatte der Teenager jedoch noch: "Die Saison ist noch jung. Das nächste Duell wird anders ausgehen."

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