Sport und Corona:Amateurfußballer trainieren wieder

Fussball Bayernliga Süd

Im Herbst spielte der TSV 1865 Dachau (in rot) noch gegen den FC Deisenhofen, dann kam der erneute Lockdown. Jetzt darf wieder trainiert werden.

(Foto: Niels P. Jørgensen (Archiv))

Im vergangenen Herbst spielten die Amateurfußballer ihr letztes Spiel, dann folgte mit dem erneuten Lockdown eine weitere Zwangspause. Die Landkreisvereine freuen sich, dass es nun wieder losgeht - und hoffen, dass es so bleibt

Von Thomas Altvater, Dachau

Knapp sechs Monate lang stand der Amateurfußball im Landkreis Dachau still. Doch damit ist nun Schluss: Seit diesem Montag sind die Gruppenbegrenzungen beim Sport und damit auch für den Fußball aufgehoben. Erstmals seit Oktober des vergangenen Jahres rollt der Ball damit auf den Fußballplätzen im Landkreis wieder. Für die Spieler, aber auch die Trainer und Betreuer geht damit eine Zeit voller sportlicher Unsicherheit zu Ende.

Der Schritt hinein in die fußballerische Normalität war für viele der Dachauer Amateurfußballer überfällig. "Die stehen schon voll auf der Matte", sagt etwa der Vorsitzende des TSV Dachau 1865, Wolfgang Moll. Auch in anderen Vereinen im Landkreis zeichnet sich ein ähnliches Bild. Der Abteilungsleiter der Fußballer des SC Vierkirchen, Markus Rost, erwartet für das erste Training mehr Fußballer als sonst: "Da kommen dann wahrscheinlich auch die, die vorher nicht so Lust hatten, die aber gemerkt haben, dass ihnen ohne den Fußball etwas fehlt." Denn das ohne den Fußball etwas gefehlt hat, das ist für Rost unbestritten. Das Miteinander auf, aber auch neben dem Fußballplatz habe schon unter den Einschränkungen gelitten, erklärt er. Zwar habe man in der Vergangenheit immer wieder in Kleingruppen trainieren können, "aber das war nie ein wirkliches freies Training, weil man da immer die ganzen Auflagen im Hinterkopf hatte."

Diese Unsicherheit, von der Markus Rost spricht, hat das Jahr der Dachauer Amateurfußballer geprägt. Maßgeblich dazu beigetragen haben dürfte auch der Bayerische Fußballverband. Als einziger Landesverband entschieden die bayerischen Funktionäre, die im Sommer 2019 begonnene Amateursaison nicht abzubrechen. Vielmehr wurde die Spielzeit auf insgesamt drei Kalenderjahre gestreckt: Die Saison sollte im Herbst des vergangenen Jahres nachgeholt und im Frühjahr 2021 schließlich beendet werden. Eine Entscheidung, die deutschlandweit, aber auch historisch einmalig war. Umso schlimmer, dass der Plan nicht aufging: Mit Beginn des zweiten Lockdowns im November ruhte der Ball erneut, und das bis jetzt. So kam es, dass der Bayerische Fußballverband vergangenen Monat schließlich den Abbruch der Saison bekannt gab. Eine Entscheidung mit Folgen: Die Auf- und Absteiger wurden nicht auf dem Platz, sondern mittels eines Punktequotienten ermittelt.

Rost fasst das Vorgehen des bayerischen Verbands so zusammen: "Das war ein sehr großes Durcheinander." Rost und der SC Vierkirchen sind dabei direkt von der Regelung des Verbands betroffen: Während die erste Mannschaft aufgrund der Regularien aufgestiegen ist und bald in der höheren Kreisklasse spielen wird, konnte die zweite Vierkirchener Mannschaft ihre Klasse nicht halten. Rost will sich mit diesem Saisonende nicht anfreunden: "Zum einen wären wir gerne sportlich aufgestiegen und zum anderen hätten wir bei normalem Verlauf den Abstieg der zweiten Mannschaft verhindern können."

Auch Moll übt Kritik am Vorgehen der Funktionäre: "Was der Bayerische Fußballverband gemacht hat, das war nicht besonders glücklich." Und dennoch kann er dem ganzen etwas Positives abgewinnen, schließlich habe der Verband seine Entscheidung konsequent durchgezogen. Kritik oder Unstimmigkeiten innerhalb der Mannschaften des TSV Dachau 1865 habe es wegen des bayerischen Sonderwegs nicht gegeben, versichert Moll. "Das Erfreuliche damals war, dass wirklich alle Sportler Verständnis für die Gefährlichkeit der Situation und die Situation der Politik, die die Entscheidungen treffen musste, aufgebracht haben." Im Amateurbereich habe die Politik jedoch konsequenter gehandelt als anderswo, sei mit den Trainingsverboten auf "Nummer sicher" gegangen, sagt Moll.

Wie ernst es zeitweise um den deutschen Amateurfußball gestanden haben dürfte, machte die drastische Wortwahl des Deutschen Fußballbunds (DFB) deutlich, mit der dieser sich im März an die Bundesregierung wandte: Man möge sich doch endlich um den "Patient Amateurfußball" kümmern, forderte dieser. Konkret fürchtete der DFB eine Pleitewelle unter den Vereinen und vermeldete eine hohe Anzahl an Vereinsaustritten. Ob die Pandemie und die lange fußballfreie Zeit auch Spuren bei den Fußballvereinen im Landkreis hinterlassen hat, ist indes noch nicht auszumachen. "Wir sind relativ glimpflich durch die Pandemie gekommen", sagt der Vierkirchener Rost. Dennoch lasse sich erst in ein paar Monaten abschätzen, wie es wirklich um den Verein stehe. "Das wird sich dann zeigen", sagt er. Für Moll zeigt derzeit vieles - die Lockerungen, aber auch der Ehrgeiz der Sportler - in die richtige Richtung. "Das einzige, worüber ich mir derzeit Sorgen mache, ist, ob der ein oder andere nicht auf andere Gedanken gekommen ist."

Sollte die Inzidenz im Landkreis doch noch einmal über den Grenzwert von 50 steigen, müssten sich die Fußballer vor dem Training testen lassen. Für Markus Rost käme das einem jähen Ende der Freude um das wieder aufgenommene Training gleich. "Das wäre für kleine Vereine wie uns nicht bezahlbar oder kontrollierbar und damit nicht umzusetzen."

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