Die Karlsfelder Gemeinderäte sind tief beeindruckt. Statt der üblichen Experten ergreifen an diesem Dienstag zwei elfjährige Buben im Finanzausschuss das Wort. Anfangs sind sie noch etwas nervös. Alle Blicke richten sich irritiert und zugleich erwartungsvoll auf die beiden mutigen Jungen. Sogar Fotoapparate werden gezückt. Doch Noah und Robin lassen sich nicht aus dem Konzept bringen, sie haben eine Vision und die wollen sie dem Gremium nahebringen. "Ein Skatepark am See wäre eine enorme Bereicherung für uns Kinder und Jugendliche", erklären sie.
In ihrer Freizeit fahren die beiden leidenschaftlich gern Scooter (Roller). Doch in Karlsfeld fehlen Rampen und Halfpipes. Deshalb belagern sie meist mit ihren Freunden die Tiefgaragen beim Edeka oder Mediamarkt. Nur dort haben sie die Möglichkeit, kleine Kunststücke auszuprobieren.
"Die Tiefgarage als Rampe zu nutzen, ist keine gute Alternative"
Doch das ist freilich nicht ganz ungefährlich, schließlich fahren dort ständig Autos rein und raus. "Die Tiefgarage als Rampe zu nutzen, ist keine gute Alternative", geben sie selbst zu. Manchmal nehmen ihre Eltern sie mit nach Dachau. Dort gibt es zwar einen Skatepark, aber als Karlsfelder kämen sie dort kaum zum Zuge, erklären Noah und Robin den staunenden Gemeinderäten. "Dort sind zu viele."
Ein Skatepark ist in Karlsfeld kein Novum. Bis vor drei Jahren gab es am See gleich neben dem Jugendhaus einen. 1999 hatte die Gemeinde ihn aufgestellt, um der Skaterszene, die sich bis dahin mit selbstgebauten Rampen beim Sportplatz behalf, eine Heimat zu geben. Damals konnte die Rathausverwaltung bei der Wintersportmesse Ispo günstig ein Ausstellungsmodell erstehen. Doch nach mehr als 15 Jahren war die Anlage marode, sie musste aus Sicherheitsgründen gesperrt werden. Der Gemeinderat entschied sich schließlich dafür, sie abreißen zu lassen. Heute steht nur noch eine kleine Rampe, die später hinzugebaut wurde. Daran wollen Noah, Robin und ihre Freunde nun anknüpfen.
Um ihrem Wunsch Ausdruck zu verleihen, schrieben sie zunächst Bürgermeister Stefan Kolbe einen Brief. Außerdem sammelten sie innerhalb einer Woche fast 240 Unterschriften zur Unterstützung ihres Vorhabens. Mächtig beeindruckt, lud Kolbe die beiden ein. Auch in der Sitzung erschienen Noah und Robin nicht ohne Vorbereitung: "Es ist doch gut für uns rauszugehen und uns zu bewegen, anstatt anonyme Freundschaften im Internet zu pflegen", argumentierten die Buben.
Knapp 116 000 Euro soll der Skatepark kosten
Sie wollten den Platz am See wieder mit Leben füllen, einen sozialen Treffpunkt für Skater, Scooter und BMXer gleich neben dem Jugendhaus schaffen. Zusammen mit Tobias Weber, einem früheren BMXer und Vater von zwei Freunden, suchten sie sogar Kontakt zu einem Anbieter von Rampen in Geltendorf. Man nahm Maß, überlegte, was auf die Fläche passen könnte, um Anfänger und Fortgeschrittene gleichermaßen zu beglücken. Nichts sollte dem Zufall überlassen werden und so ließen sie zur Visualisierung einen ersten Entwurf anfertigen und die Kosten dafür kalkulieren. "Wir wollen die Anlage auch pflegen, versprechen Noah und Robin. Sogar für den Aufbau boten sie ihre Hilfe an, denn dann wird's billiger für die Gemeinde.
Knapp 116 000 Euro soll der Skaterpark kosten, so die Auskunft der Jungs. Die Wartung für die kommenden zehn Jahre würde laut Weber mit etwa 25 000 Euro zu Buche schlagen.
Mut und Engagement zahlten sich aus: Die Gemeinderäte lobten die beiden und zollten ihnen großen Respekt. Keiner traute sich, trotz der nicht ganz unbedeutenden Kosten dagegen zu sein. Die Verwaltung soll nun das Konzept unter die Lupe nehmen.