Süddeutsche Zeitung

Siegerentwurf:Amtsstuben mit Ausblick

Beim Realisierungswettberb für den Neubau des Dachauer Landratsamt entscheidet sich das Preisgericht für den Entwurf des Stuttgarter Büros h4a: Der fünfstöckige Glasbau verjüngt sich nach oben. Auch eine Kita ist vorgesehen

Von Anna-Elisa Jakob, Dachau

Die Planungen zum Neubau des Landratsamts gehen in die nächste Runde: Landrat Stefan Löwl (CSU) stellte am Samstag die Ergebnisse des Realisierungswettbewerbs zur Neugestaltung des Gebäudes am Bürgermeister-Zauner-Ring vor. Das Preisgericht kürte der Entwurf des Architekturbüros h4a aus Stuttgart einstimmig zum Sieger des Realisierungswettbewerbs. "Es war ziemlich schnell klar, dass es dieser Entwurf weit schafft", sagt Bürgermeister Florian Hartmann (SPD), Mitglied des Preisgerichts. Der Entwurf sieht ein fünfstöckiges Gebäude vor, das Landratsamt würde damit zwei Meter höher werden. Die Stockwerke sind abgestuft - je höher die Etage, desto weiter ist sie von den umliegenden Häusern entfernt. So füge es sich gut in die städtebauliche Umgebung ein und nehme Rücksicht auf die Nachbarschaft, so Hartmann.

Zwei direkte Anwohner vom Weiherweg, die namentlich nicht genannt werden wollten, zeigten sich nach der Präsentation des Siegerentwurfes zufrieden. Für sie sei es besonders wichtig gewesen, dass die Tiefgarageneinfahrt nicht in Richtung des Wohngebiets im Weiherweg zeige, sondern direkt auf den Bürgermeister-Zauner-Ring führe. Ein weiterer Vorteil des Entwurfs aus Stuttgart: An der Grenze zu den Anwohnern soll ein Parkgelände geschaffen werden, für Mitarbeiter soll auf dieser Seite auch eine Cafeteria entstehen.

Seit 2012 diskutieren Kreisausschuss und Kreistag über die Sanierung des Landratsamtes. Auf Grundlage wirtschaftlicher Gutachten hatte man sich gegen einen Umbau des mittlerweile 40 Jahre alten Gebäudes entschieden und damit für einen Neu- bau. Doch die Standortfrage des Landratsamtes ist noch nicht abschließend geklärt: Hierüber wird der Kreistag voraussichtlich im Dezember die Entscheidung treffen. Die Ergebnisse des Realisierungswettbewerbes sollten auch zeigen, ob die Ansprüche und Erwartungen von Landkreis, Stadt und Anwohnern an einen Neubau auf dem alten Gelände erfüllt werden könnten, erklärt Landrat Löwl.

"Ein Landratsamt gehört in die Große Kreisstadt", sagt Löwl

Bisher bietet das Landratsamt nicht genügend Platz für die steigende Anzahl an Mitarbeitern; am Weiherweg wurden aus diesem Grund bislang Containerbüros eingerichtet. In dem Neubau sollen 450 Angestellte arbeiten können, die Zahl der Tiefgaragenstellplätze von 150 auf rund 320 erhöht werden. Landrat Löwl favorisiert die bisherige Lage am Bürgermeister-Zauner-Ring, es gebe bisher keinen entsprechenden Alternativstandort. "Ein Landratsamt gehört in die Große Kreisstadt", sagt Löwl. Sowohl das Jobcenter als auch die städtischen Verwaltungsapparate seien von dem jetzigen Standort gut zu erreichen. Löwl hält den Entwurf für gelungen, sieht aber trotzdem Spielraum für Änderungen. Anwohner und interessierte Bürger könnten sich mit ihren Anliegen und Wünschen zur Gestaltung an das Landratsamt wenden.

Hausmeister Michael Abel und seine Frau Daniela sind froh, dass im Siegerentwurf auch eine Hausmeisterwohnung vorgesehen ist. Da diese nicht öffentlich gefördert würden, fielen sie mittlerweile häufiger weg. "Doch in alltäglichen Situationen ist es wichtig, dass ein Hausmeister direkt vor Ort sein kann", sagt Michael Abel. Im Inneren des Landratsamtes soll außerdem eine Kita eingerichtet werden; hier werden die Kinder der Mitarbeiter während den Arbeitszeiten betreut.

Wirtschaftlichkeit und Effizienz waren bedeutende Kriterien

Die 20 eingereichten Arbeiten wurden von Gutachtern zunächst auf ihre Wirtschaftlichkeit und Effizienz geprüft und später dem Preisgericht vorgelegt. Dieses bestand aus Architekten, Stadtplanern und politischen Vertretern von Stadt und Landkreis. Für die Beurteilung der Entwürfe war den Preisrichtern wichtig, wie sich das Gebäude in die Umgebung einfügt und ob es gut erschlossen werden kann. Wirtschaftlichkeit und Effizienz des Neubaus waren gleichwohl bedeutende Kriterien, erklärt der Vorsitzende des Preisgerichts, Professor Ulrich Holzscheiter. Zwei weitere Entwürfe schnitten in der Beurteilung des Preisgerichts ebenfalls gut ab, auch mit den Architekten dieser Planungen sollen Verhandlungen zu einem möglichen Auftrag geführt werden.

Wird der Neubau an dem bisherigen Standort genehmigt, soll dieser in zwei Schritten errichtet werden. Zunächst wird der Teil mit der bisherigen Tiefgarage abgerissen und neu gebaut, anschließend der Part mit den Büros. Bis zur Umsetzungsphase wird aber noch einige Zeit vergehen: Der Bau des neuen Landratsamtes soll bis ins neue Jahrzehnt hineinreichen.

Die ausgezeichneten Entwürfe des Wettbewerbs können in der Turnhalle der Nikolaus-Lehner-Berufsschule am Heinrich-Neumeier-Platz 1 besichtigt werden. Die Halle ist für Besucher am Samstag, 3. November, von 10 bis 18 Uhr geöffnet sowie am Sonntag, 4. November, von 10 bis 16.30 Uhr.

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Quelle:
SZ vom 29.10.2018/gsl
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