Siedlungsdruck:Röhrmoos dehnt sich aus

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Auch Sigmertshausen soll wachsen. Auf einem Teil der Fläche zwischen der Niederrother und der Handenzhofener Straße könnte bald Bauland entstehen. (Foto: Toni Heigl)

Die Gemeinde wächst mit Abstand am langsamsten im gesamten Landkreis. Nun will sie in vielen Ortsteilen Bauland vor allem für Einheimische ausweisen. Die Generationen sollen sich verbinden.

Von Thomas Radlmaier, Röhrmoos

In der Gemeinde Röhrmoos könnte es bald deutlich mehr Bauland geben. Die Kommune will einen neuen Flächennutzungsplan aufstellen und in mehreren Ortsteilen große Wohnflächen schaffen. Im Norden und Osten von Großinzemoos etwa könnten mehrere Hektar in Bauland umgewidmet werden. Auch Biberbach und Sigmertshausen sollen wachsen. Es bestehe "Nachholbedarf" an Baugrund in den einzelnen Orten, sagt Bauamtsleiter Patrick Westermair.

Im Landkreis Dachau, dessen Bevölkerung so schnell wie nirgendwo sonst in Bayern wächst, hält Röhrmoos die rote Laterne. Zumindest in der jüngsten Statistik des Planungsverbandes Äußerer Wirtschaftsraum München. Beim prozentualen Einwohnerzuwachs hinkt die Gemeinde den anderen Kommunen weit hinterher. Während die Bevölkerung im Landkreis in den vergangenen zehn Jahren um 12,1 Prozent zugelegt hat, waren es in Röhrmoos nur 1,6 Prozent, was auch durch den Ortsteil Schönbrunn bedingt ist, in dem die Einwohnerzahl sinkt. Nun hat die Gemeindeverwaltung zum großen Wachstumsaufbruch gerufen.

Die Behörden drücken auf die Bremse

Doch einige Behörden drücken auf die Bremse. Wie die Regierung von Oberbayern in ihrer Stellungnahme vorrechnet, hätte die Gemeinde Röhrmoos laut ausgelegtem Flächennutzungsplan fast 15 Fußballfelder an Wohnraumfläche schaffen wollen. Es war etwa vorgesehen, dass Biberbach an mehren Ortsrändern wachsen soll. Auch in Sigmertshausen waren am westlichen Ortsrand rund 2,7 Hektar neue Wohnbauflächen dargestellt, im Osten circa 1,5 Hektar. Im Südosten des Hauptortes von Röhrmoos wollte man in zwei Teilbereichen Flächen von insgesamt etwa 1,7 Hektar schaffen. Bauamtsleiter Westermair sagt: "Wir sind großzügig gestartet."

Bis zum Jahr 2037 erwartet das Landesamt für Statistik einen Bevölkerungszuwachs von 13,2 Prozent im ganzen Landkreis, damit ist Dachau der wachstumsstärkste Landkreis in Bayern. Auch wegen dieser Dynamik will die Gemeinde Röhrmoos den veralteten Flächennutzungsplan anpassen. Mit der Änderung will man im Rathaus den Bedarf an Wohnraum decken, der sich aus der prognostizierten Bevölkerungsentwicklung ergibt. Für Biberbach zum Beispiel rechnet die Verwaltung damit, dass sich die Einwohnerzahl um die Hälfte vergrößert.

Die Generationen sollen in Röhrmoos verbunden bleiben

Bürgermeister Dieter Kugler (CSU) will vor allem junge Menschen mit Bezug zu Röhrmoos die Möglichkeit geben, hier zu bauen. "Es ist wichtig, dass in den Ortsteilen die Generationen verbunden bleiben", sagt er. Einerseits könnten sich die Großeltern um ihre Enkel kümmern, wenn deren Eltern arbeiten. Andererseits müssten "die Jungen da sein, wenn die ältere Generation nicht mehr so fit ist". Außerdem sei es für das Vereinsleben im Dorf sehr wichtig, dass junge Menschen dableiben. Dass Röhrmoos wegen des geringen Zuwachses in den vergangenen Jahren jetzt das Recht hat zu wachsen, weist Kugler zurück. "Jede Kommune macht ihre Hausaufgaben. Siedlungsdruck ist überall", sagt er.

Das Landratsamt störte sich an der Planung für Biberbach und Sigmertshausen. Die prognostizierte Bevölkerungsentwicklung sollte nochmals überdacht werden, schreibt die Behörde in ihrer Stellungnahme. Von Biberbach aus könnten zum Beispiel die S-Bahn-Haltestellen in Röhrmoos und Vierkirchen kaum fußläufig erreicht werden. In Sigmertshausen sei man zwar am S-Bahn-Haltepunkt Niederroth, aber ein Wachstum um die Hälfte der Einwohnerzahl sieht die Behörde nicht.

Die Flächen verkleinern sich

Der Gemeinderat in Röhrmoos stimmte daraufhin zu, die Flächen deutlich zu verringern. Geblieben sind in beiden Ortsteilen aber kleinere Areale, in Sigmertshausen etwa zwischen der Handenzhofener und Niederrother Straße, in Biberbach in der Dachauer Straße in Richtung Giebing oder bei der Viehbacher Straße. Auch die 18 000 Quadratmeter große Fläche in Röhrmoos, die sich südlich der Taradeauer Straße befindet, wird gestrichen, da das Landratsamt hier Nutzungskonflikte wegen landwirtschaftlicher Betriebe in der Umgebung sieht. Dagegen kann westlich der Unterweilbacher Straße in Röhrmoos wohl bald gebaut werden. Genauso wie in Großinzemoos, das am meisten wachsen wird. Sowohl im Norden und Osten des Ortes entstehen große Baulandgebiete. "Wir trauern um keine Flächen", sagt Bauamtsleiter Westermair. Schließlich wolle man nicht blind irgendwelche Baugebiete durchdrücken. "Das gesunde Wachstum soll im Vordergrund stehen. Wir können ja nicht unsere Infrastruktur überlasten."

Im Moment reicht die Infrastruktur. Für viele ist sie sogar exzellent. Auf dem Online-Portal immobilienscout24.de findet man ein Exposé für eine neugebaute Doppelhaushälfte in Großinzemoos. Der Anbieter wirbt mit der Lage des Ortes: "Von Einkaufsmöglichkeiten bis zu Ärzten ist im Ort alles vorhanden. Ebenso Kindertagesstätten und eine Grundschule", heißt es da. Die S-Bahn sei in nur 20 Gehminuten erreichbar. "Mit dem Pkw ist man in circa 10 bis 15 Minuten in Dachau."

Die Lage im Speckgürtel weckt Begehrlichkeiten. Wer in Röhrmoos den Traum vom Eigenheim verwirklichen will, muss schnell sein. Auf immobilienscout24.de werden vier Häuser angeboten, die im Ortsteil Großinzemoos gebaut werden sollen. Die Preise liegen zwischen 597 000 und 949 000 Euro. Spärlicher ist das Angebot für Biberbach. In der Anzeige eines Immobilienbüros steht: "Sichern Sie sich das letzte Baugrundstück!" 364 Quadratmeter bekommt man für 254 800 Euro. Dass es sich gegenwärtig um letzte Baugrundstück in der Gemeinde handelt, darf man bezweifeln. In Zukunft jedenfalls kommen einige hinzu.

© SZ vom 17.01.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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