Siedlerfest:"Reiß die Hütte ab"

Mickie Krause versetzt seine Fans im proppenvollen Karlsfelder Siedlerfestzelt in Ekstase. Die Menge steigt auf die Bierbänke und grölt jeden Song des Ballermann-Stars mit

Von Victor Ünzelmann

Der Holzboden vibriert, die Menge grölt. Mickie Krause hält das Mikrofon: "Reiß die Hütte ab", singt er und die Karlsfelder sind begeistert. Der Auftritt des Ballermannstars ist für viele der Höhepunkt des diesjährigen Siedlerfests. Wo in früheren Jahren die Leute friedlich an Bierbänken saßen, eine Mass nach der anderen tranken und ratschten, tobt an diesem Dienstagabend das Festzelt. Niemand sitzt mehr auf der Bank. Ob Jung oder Alt die Leute stehen, ja hüpfen auf den Bänken herum. Die Stimmung ist am Kochen.

Schon bevor Mickie Krause die Bühne betritt, ist die Aufregung im prall gefüllten Festzelt groß. Die Fans drängen nach vorne, recken ihre Smartphones in die Höhe. Jeder will einen Blick auf den Partygott erhaschen, ihm so nah wie möglich sein. Die anfängliche Schunkelmusik bricht ab, Mickie Krause zeigt sich und die Party beginnt: "Die Hände zum Himmel", feuert er die Masse an. Dann stimmt er "Ich bin Solo" an. Viel mehr Text hat das Lied nicht, aber darauf kommt es nicht an. Die Menge brüllt. Er weiß, wie man Stimmung macht. Und er weiß, was die Leute mögen. Der Bierkonsum, der an den roten Gesichtern mancher Gäste abzulesen ist, trägt seinen Teil zum Spektakel bei.

Siedlerfest: "Hände zum Himmel", fordert Mickie Krause und die Menge im prall gefüllten Festzelt folgt bereitwillig.

"Hände zum Himmel", fordert Mickie Krause und die Menge im prall gefüllten Festzelt folgt bereitwillig.

(Foto: Toni Heigl)

Wenn Krause das Mikrofon der Menge entgegenstreckt, singt das Publikum die Zeilen weiter. Er spielt seine Songs: "Schatzi schenk mir ein Foto" oder "Geh mal Bier holen". Das Publikum liegt ihm zu Füßen.

Mickie Krause heißt mit bürgerlichem Namen Michael Engels und wurde 1970 in Wettringen, nahe der holländischen grenze geboren. Seine Lieder sind Coverversionen allseits bekannter Lieder, deren Texte er verändert hat. So ist beispielsweise "Ich bin Solo" eine Art Persiflage auf "Sailing", bekannt geworden durch den internationalen Hit von Rod Stewart. "Jan Pillemann Otze" ist eine abgewandelte Version von "Was wollen wir trinken".

Auch wenn man noch nie ein Lied von Mickie Krause gehört hat, spätestens beim zweiten Refrain kann jeder mitsingen oder besser: grölen. Die, mit Ballermanbeats übersetzten, popkulturellen Klassiker bieten so ein leicht zugängliches Mitmachpotenzial und reißen die Menge mit, versetzt sie gar in Ekstase.

Während vor der Bühne einige Frauen mit grauen Haaren schunkeln, bahnt sich eine Polonaise durch die Schneisen zwischen den Bierbankgarnituren. Die Stimmung erreicht ihren Höhepunkt. Zwischen den Songs macht Mickie Krause seine Witzchen. Begeisterung bricht aus, als er Grüße vom König von Mallorca, Jürgen Drews, ausrichtet. Das Publikum ist geschätzte 20 bis 40 Jahre, auch einige ältere Semester sind dabei. Das passt zum Konzept des Festwirts Peter Brandl, die jüngere Generation auf den Festplatz zu locken.

Siedlerfest: Der Star aus Mallorca kommt gut an. Er lockt auch die jüngere Generation auf den Festplatz.

Der Star aus Mallorca kommt gut an. Er lockt auch die jüngere Generation auf den Festplatz.

(Foto: Toni Heigl)

Sven Günzl etwa ist extra für Mickie Krause auf das Karlsfelder Siedlerfest gekommen. Seine Freundin hat ihn dazu überredet, erzählt er. Vor 19 Jahren sei er das erste Mal auf "Malle" gewesen und habe sich prächtig amüsiert, schwärmt er. Im "Bierkönig", schlichtweg die Ballermann-Institution auf der "Schinkenstraße" auf Mallorca, sei einfach eine Superstimmung, erzählt er, während hinter ihm Mickie Krause "10 nackte Friseusen" singt. Das in Karlsfeld wieder zu erleben, freut ihn sehr. Nur die Vorband hat ihm weniger gefallen.

Die Bedienungen eilen von Tisch zu Tisch, um die Besucher des Siedlerfests mit Hendl, Haxn und Bier zu versorgen. Nur auf dem Festplatz ist es leer. Schießbuden, Imbissstände und Fahrgeschäfte interessieren an diesem Dienstagabend nur wenige.

Nach etwa einer Stunde Ballermanhits tritt Mickie Krause ab. Doch zuvor nimmt er sich seiner Fans an. Er verteilt Autogrammkarten an alle, die ihm die Hände entgegenstrecken. Es ist ein Meer von Händen. Einer der Glücklichen, der eine Karte ergattern konnten, ist Jürgen Peter. Er ist 54 Jahre alt und war "schon x-Mal" auf einem Konzert von Mickie Krause. Auch dieses Mal wollte er dabei sein und sei extra wegen ihm zum Siedlerfest gekommen. Als Mickie Krause auf dem Marienplatz in München aufgetreten ist, sei er auch hingegangen. Er sei auch schon mal auf Malle gewesen und würde auch noch mal hinfahren, kommentiert er auf Nachfrage.

Als der Auftritt beendet ist schallt der Song "Ein Kompliment" von den Sportfreunden Stiller durch das Festzelt. Das Publikum strömt beseelt zum Hinterausgang des Festzelts. Es ist halb zehn Uhr abends. Die Party war wild und ausgelassen, aber sie endet früh.

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