Seltene Vögel:"Ich hoffe, sie bleiben"

Seltene Vögel: Zwei Brutpaare der seltenen Flussseeschwalbe haben sich am Landschaftssee in Dachau niedergelassen und ziehen dort ihre Jungen auf.

Zwei Brutpaare der seltenen Flussseeschwalbe haben sich am Landschaftssee in Dachau niedergelassen und ziehen dort ihre Jungen auf.

(Foto: Michael Matziol)

Vogelschützer Hartmut Lichti hat seltene Flussseeschwalben entdeckt

Interview von Sarah Stemmler

Am Landschaftssee an der Schinderkreppe Dachau haben sich seltene Gäste niedergelassen: Zwei Brutpaare der Flussseeschwalbe, die auf der roten Liste steht. Hartmut Lichti vom Landesbund für Vogelschutz hat sie entdeckt.

SZ: Warum haben sich die Flussseeschwalben hier niedergelassen?

Hartmut Lichti: Wahrscheinlich wegen des Hochwassers, weil die anderen Brutplätze beispielsweise an den Kiesbänken der Isar überflutet sind. In ganz Bayern gibt es nur noch 300 bis 350 Brutpaare.

Warum gibt es so wenige?

Die vielen Flussbegradigungen in der Vergangenheit haben zum Verschwinden der Kiesflächen geführt.

Wie kann man sie schützen?

Mit künstlichen Brutplätzen. Es gibt bereits viele Flöße, aber sie brauchen auch eine gewisse Mindestgröße. Die Vögel benötigen außerdem genug Nahrung, der Landschaftssee ist vielleicht etwas zu klein.

Worauf sollte man jetzt achten?

Es ist mir natürlich ein Dorn im Auge, wenn man seine Hunde frei laufen lässt. Das ist auch für andere brütende Vögel gefährlich. Um die Vögel zu beobachten, sollte man auf den Wegen und beim Beobachtungshaus bleiben.

Wie hat sich die Vogelpopulation im Landkreis verändert?

Das ist uneinheitlich, ein paar wenige Arten profitieren vom Klimawandel, aber die meisten gehen zurück, manche leicht, manche stärker. Grund dafür ist auch die intensive Landwirtschaft, unter der die Kiebitze leiden. Auch die Gebäudebrüter haben Probleme, durch die Sanierungen finden Mauersegler und Mehlschwalbe kaum Platz für Nester. Mehr als die Hälfte der Arten sind gefährdet, wir sind weit von den Zielvorstellungen entfernt.

Was kann jeder Einzelne beitragen?

Als einzelner Bürger kann man im eigenen Garten anfangen, indem man keine Gifte verwendet und artenreiche Wildstauden ansiedelt. In der Landwirtschaft wäre es wünschenswert, extensiver zu bewirtschaften, also weniger zu düngen. Bei sehr dichten Feldern tut sich die Feldlerche mit ihrer Brut schwer. Das lockere Aussäen führt natürlich zu Ertragseinbußen, aber um das auszugleichen, gibt es Förderprogramme. Die Kommunen könnten Flächen naturnaher bewirtschaften. Es ist natürlich billiger, dort einfach zu mulchen, aber magere Blumenwiesen sind aus Naturschutzsicht besser.

Was wünschen Sie sich für die Flussseeschwalben?

Es ist ein gutes Zeichen, dass der Landschaftssee ein so attraktives Gewässer ist, dass sie die Jungen dort hochgebracht haben. Ich hoffe, dass sie bleiben und sich vermehren. 2009 war ein Paar da, dieses Jahr sind es schon zwei. Wenn man die Gewässer mit Flößen attraktiver gestalten würde, kämen vielleicht noch mehr.

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