Schwierige Arbeit im Berliner Parlament:Klare Kante zeigen

Lesezeit: 2 min

Bundestagsabgeordneter Michael Schrodi berichtet über seine Arbeit im Parlament und den Versuch, die SPD zu erneuern.

Von Anna-Elisa Jakob, Bergkirchen

"Der Geduldsfaden ist mittlerweile sehr dünn", sagt der SPD-Bundestagsabgeordnete Michael Schrodi. Es geht ihm um die "Machtspiele innerhalb der CSU", die "furchtbare Schwäche der Kanzlerin" und Innenminister Horst Seehofer, der eine "sachliche Zusammenarbeit behindert". Seit genau einem Jahr sitzt Michael Schrodi im Bundestag, ist Mitglied im Finanz- und im Umweltausschuss - nun zieht er auf einer Tour durch seinen Wahlkreis Bilanz über die ersten zwölf Monate in Berlin.

Die Stimmung, die er mit Blick auf die Hauptstadt zeichnet, verdeutlicht: Die Große Koalition ist von internen Auseinandersetzungen und Blockaden geprägt, die Arbeit mit der Union sei oftmals "ein harter Kampf". Der Koalitionspartner halte sich in vielen Punkten nicht an den Koalitionsvertrag. Für Schrodi ist die SPD hingegen der "Schrittmacher" der aktuellen Koalition, sie konnte bereits viele Vorhaben umsetzen - doch diese Erfolge nicht nach außen vermitteln. Ob unter diesen Bedingungen die Auflösung der Großen Koalition eine nötige Konsequenz wäre? Dieser Schritt sei aktuell keine konstruktive Lösung, findet Schrodi. Selbstkritisch bemerkt er: Das Problem sei die SPD selbst, sie müsse in der Koalition ein schärferes Profil zeigen. Schrodi erinnert an das Versprechen, das sich die Partei selbst und ihren Wählern nach der Bundestagswahl 2017 gab: Die SPD wollte sich von innen heraus erneuern. "Bislang ist es uns nicht gelungen, diese Erneuerung nach außen hin sichtbar zu machen", sagt Schrodi. Gemeinsam mit elf weiteren jungen SPD-Abgeordneten setze er sich für eine Veränderung innerhalb der Partei ein. Unter ihren Parteikollegen sind sie als "Die 12 Apostel" oder als "Das dreckige Dutzend" bekannt. "Wir haben uns auf jeden Fall einen Namen gemacht", lacht der 41-Jährige. Im März erregten sie mit einem Thesenpapier Aufsehen, in dem sie sich gegen die Finanzpolitik der "Schwarzen Null" stellten - die auch SPD-Finanzminister Olaf Scholz vertritt.

Dass es die SPD nicht schaffe, ein neues und deutliches Profil nach außen hin zu vertreten, war laut Schrodi einer der Auslöser für das "desaströse Ergebnis" der Landtagswahl in Bayern. Die Streitigkeiten auf Bundesebene hätten zur Verunsicherung der Wähler beigetragen, die SPD müsse aber über den Stil ihrer Kampagne in Bayern sprechen. "Die Grünen haben genau das gemacht, was wir auch hätten machen sollen", sagt Schrodi. Das heißt: ein genaues Profil ihrer Partei im Wahlkampf herausarbeiten - "damit die Wähler wissen, wofür die Partei steht". Schrodi ist von der Zukunft seiner Partei überzeugt, die SPD würde "immer noch gebraucht". Dafür muss die Partei ihre alte Rolle neu interpretieren. Seit jeher sei die SPD die "Schutzmacht vor den Härten des Kapitalismus", hier solle sie ansetzen. Allein die Digitalisierung fordere sozialdemokratische Lösungen, so zum Beispiel die Einführung einer Digitalsteuer für Großunternehmen wie Facebook und Google. Die Aufgabe der SPD sei es nun, das Vertrauen der Wähler zurückzugewinnen - dafür möchte Schrodi "klare Kante im Parlament zeigen". Genauso sucht der Politiker die Bindung zu den Wählern, möchte persönlich mit ihnen ins Gespräch kommen.

Angesichts der gesunkenen Anzahl an SPD-Mandatsträgern in der Region steht Michael Schrodi damit vor einer großen Aufgabe. Nach der Bayernwahl ist er der einzig verbliebene SPD-Mandatsträger in der Region und für sieben Landkreise zuständig. Aktuell ist Michael Schrodi auf Tour durch diese Stimmkreise, um möglichst vielen Bürgern von seiner Arbeit im Bundestag zu berichten. Ein Facebooknutzer verglich dies mit der Leistung des "Iron Man". Doch Schrodi bleibt zuversichtlich und erinnert sich an seine Vergangenheit als Fußballer, unter anderem beim SC Fürstenfeldbruck: "Ich war selbst mal Spitzensportler, diese Herausforderung nehme ich gerne an."

© SZ vom 26.10.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: