Schwabhausen:Zu wenig Aussagekraft

Gemeinderat Schwabhausen lehnt Pflegebedarfsumfrage ab

Die Idee der CSU, mit einer Umfrage den Pflegebedarf unter älteren Menschen in Schwabhausen zu klären, ist vom Gemeinderat abgelehnt worden. Die Mehrheit hält die Ergebnisse einer solchen Aktion für wenig aussagekräftig. Einig war sich das Gremium, bei künftigen Baugebieten darauf zu achten, dass auch Wohnungen für Senioren entstehen. Der Anteil älterer und alter Menschen in der Gesellschaft steigt, und in gleichem Maße steigt auch die Pflegebedürftigkeit. Aus diesem Grund beantragte die CSU-Fraktion, die aktuelle und auch die "absehbare" Pflegebedürftigkeit in der Gemeinde abzufragen. Die Ergebnisse sollten in politische Entscheidungen einfließen und beispielsweise "als Grundlage für die Ansiedlung von bedarfsorientierten Pflegeeinrichtungen dienen", heißt es in dem CSU-Antrag.

Diesen debattierte jetzt der Gemeinderat ausführlich. Schwabhausen hat vor fünf Jahren eine Seniorenbefragung organisiert, die unter anderem ergeben hatte, dass 70 Prozent der Befragten in ihrem gewohnten Umfeld bleiben wollen. 37 Prozent der Umfrageteilnehmer kann sich zwar betreutes Wohnen vorstellen, lediglich 1,8 Prozent derjenigen, die sich geäußert haben, hatten aber zu dem Zeitpunkt konkrete Umzugspläne.

Was den zum Befragungszeitpunkt tatsächlich vorhandenen oder auch den künftig zu erwartenden Pflegebedarf angeht, ergaben sich aus der damaligen Umfrage keine Erkenntnisse. Pflegebedürftigkeit, das weiß auch Bürgermeister Josef Baumgartner (FW) aus eigener, familieninterner Erfahrung, kann ganz plötzlich, quasi über Nacht entstehen, ist also nur in wenigen Fällen konkret vorhersehbar. Eine "Momentaufnahme" in einer kleineren Gemeinde wie Schwabhausen sei deshalb "relativ wenig aussagekräftig", sagte Baumgartner, der auf das seniorenpolitische Gesamtkonzept des Landkreises verwies, das 2018 überarbeitet werden soll. Florian Scherf (CSU) hält dennoch eine "Bestandsaufnahme" für notwendig. Während jetzt noch viele Pflegebedürftige in der Familie betreut würden, werde sich das mit der Zunahme von Alleinstehenden und der stärkeren Berufstätigkeit von Frauen ändern. Scherf kritisierte auch, dass bezüglich des Baus von Mehrfamilienhäusern, mit denen geeigneter Wohnraum für ältere oder auch behinderte Menschen geschaffen werden könnte, seit der Seniorenbefragung "nicht viel passiert ist". Er verglich die Pflicht der Gemeinde, für die Kinderbetreuung zu sorgen, mit der Verantwortung, die sie auch gegenüber älteren Gemeindebürgern habe.

Dem widersprach die Fraktion der Freien Wähler. Er sehe hier "einen himmelweiten Unterschied", erklärte Hans Bopfinger. Die Fürsorge für Senioren sei "keine gemeindliche Pflichtaufgabe", sagte er. "Wir haben genügend Probleme damit, die Aufgaben zu erfüllen, zu denen wir gesetzlich verpflichtet sind". Außerdem koste eine erneute Umfrage Geld und verursache Mehrarbeit für die Verwaltung. Mit einer Befragung der Bürger in Sachen Pflegebedarf "weckt man Hoffnungen, die wir nicht erfüllen können", fürchtet auch Harald Jörg (Freie Wähler).

In einem Punkt waren sich die Fraktionen jedoch einig: Bei der Ausweisung von Baugebieten sollen die Bedürfnisse älterer Menschen berücksichtigt werden. "Das Bewusstsein dafür ist da", betonte Baumgartner. Nicht gedacht sei an den Bau einer Pflegeeinrichtung in der Gemeinde - eine Möglichkeit, über die in früheren Jahren diskutiert worden war. Hier beruft sich Baumgartner auf das Landratsamts, wonach im Landkreis ausreichend Pflegeplätze vorhanden seien. Probleme entstünden durch den Mangel an Pflegekräften.

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