Schwabhausen:Wolfgang Hörl: Ein Mann für alle Fälle

Bürgermeisterkandidaten

Für Wolfgang Hörl ist sein neues Amt als Schwabhausener Bürgermeister ein "absoluter Traumjob".

(Foto: Niels P. Joergensen)

Wolfgang Hörl hat sich im März in einer Stichwahl gegen den CSU-Kandidaten Florian Scherf durchgesetzt und ist nun seit rund 100 Tagen als Bürgermeister im Amt. Probleme sind für ihn Chefsache, deshalb ist er häufig zu Fuß in der Gemeinde unterwegs und redet mit den Menschen

Von Benjamin Emonts, Schwabhausen

Bei der Frage nach seinem neuen Beruf wird Wolfgang Hörl (Bürgerblock Arnbach) euphorisch. Sein Posten als Bürgermeister von Schwabhausen sei "ein Traumjob", legt er los, er vermisse keinen einzigen Tag die Bank, in der er 33 Jahre gearbeitet hat. Dort sei es oft nur um einen erfolgreichen Quartalsabschluss gegangen, wohingegen er jetzt die Weichen für kommende Generationen stellen könne. Deshalb empfinde er die neue Aufgabe als attraktiver. "Es ist richtig schön, jeden Tag ins Rathaus zu kommen", sagt Hörl.

Hörl, 50, zieht an diesem Morgen die Bilanz seiner ersten 100 Tage im Amt des Bürgermeisters, zu dem er Ende März in einer Stichwahl gegen den CSU-Kandidaten Florian Scherf gewählt wurde. Er ließ sich um diese Bilanz nicht wie üblich bitten, sondern berief aus eigenen Stücken eine Pressekonferenz ein. Sein offensives Vorgehen hat zwei Gründe: Zum einen ist er offenbar mit sich und seiner Arbeit im Reinen, was zu seinem selbstbewussten Auftreten passt. Zum anderen ist die stärkere Kommunikation ein wichtiger Teil seiner Strategie und Handschrift als Bürgermeister. Er will mit den Leuten sprechen und für sie sichtbar sein. Oder wie er es sagt: "Ich will mit den Leuten reden und nicht nur Mails schreiben." Probleme von Bürgern erklärt er entsprechend zur "Chefsache".

Hörl ist deswegen in Schwabhausen oft zu Fuß unterwegs, um sich die Probleme "vor Ort" anzusehen. Diese Nähe lebt er auch im Rathaus. Zum Kennenlernen ging er mit allen 14 Mitarbeitern nacheinander frühstücken, das Bauhofteam begleitete er einen Tag bei der Arbeit. Sein Team im Rathaus hat er mittlerweile etwas verjüngt, zumal der langjährige Bauamtsleiter Peter Aigner Anfang August in Ruhestand gegangen ist. Hörl will junge Mitarbeiter gezielt fördern, weil sie "frische Ideen bringen", so sagt er.

Zu Beginn seiner Amtszeit war Hörl als Krisenmanager gefragt. Im geschlossenen Rathaus waren sie damit beschäftigt, mehr als 1100 Masken, die Freiwillige genäht hatten, aus dem Fenster zu verteilen. Die Pandemie bereitet ihm Sorgen. Vor dem Virus habe er großen Respekt, sagt Hörl, und erinnert an eine Frau aus Schwabhausen, die an der Lungenkrankheit gestorben ist. Wirtschaftlich sei die Pendlergemeinde auf seine verhältnismäßig hohen Einkommensteuereinnahmen angewiesen, die wegen der Kurzarbeit nun einbrechen werden. "Wir werden das deutlich merken in den Haushalten der kommenden Jahre", sagt Hörl und fordert staatliche Unterstützung. "Mir fehlt die Fantasie, wie wir das sonst stemmen sollen."

Enttäuschend war auch die Erkenntnis gewesen, dass in diesem Jahr nicht genug Schüler da waren, um den gebundenen Ganztagszug zu behalten, auf den sie in Schwabhausen so stolz waren. Stattdessen gibt es nun eine Mittagsbetreuung. Selbstbewusst weist Hörl indes auf die Fertigstellung mehrerer Straßen hin, Beispiele sind der Amselweg in Stetten oder die Machtensteiner Straße in Puchschlagen. Groß angelegt sind auch die dringend erforderlichen Kanalsanierungsarbeiten, die in den nächsten zwei Jahren jeweils eine Million Euro kosten werden. Dort, wo neue Wasserrohre verlegt werden, installiert die Gemeinde zusätzlich Leerrohre für Glasfaserkabel, damit diese bei Bedarf bis in die Häuser verlegt werden können.

Mit Blick in die Zukunft liegen Hörl besonders drei Themen am Herzen: Umweltschutz und Nachhaltigkeit, ein lebhaftes Ehrenamt und ein engagiert arbeitendes Rathaus und Gemeindeparlament. Mit letzterem laufe die Arbeit bislang "brillant", sagt Hörl, "es arbeiten alle miteinander - und nicht gegeneinander". Mitte Juli unternahm der Bürgermeister eine Rundfahrt mit dem neu formierten Gemeinderat, der neun neue Gesichter und eine neue Fraktion hat. "Es wurden Hotspots und aktuelle Baustellen in der Gemeinde abgefahren." Geplant sei zudem eine zweitägige Klausurtagung, sobald Corona dies zulasse.

Schwabhausen: Dieses Großprojekt hat Bürgermeister Wolfgang Hörl vor der Brust: Die hoch frequentierte Heinrich-Loder-Halle in Schwabhausen muss in den kommenden Jahren ausgebaut und saniert werden. Außerdem muss der Gemeinderat unter seiner Führung beschließen, was mit einem freien Grundstück auf dem Sportgelände passieren soll. Es stehen mehrere Optionen zur Auswahl.

Dieses Großprojekt hat Bürgermeister Wolfgang Hörl vor der Brust: Die hoch frequentierte Heinrich-Loder-Halle in Schwabhausen muss in den kommenden Jahren ausgebaut und saniert werden. Außerdem muss der Gemeinderat unter seiner Führung beschließen, was mit einem freien Grundstück auf dem Sportgelände passieren soll. Es stehen mehrere Optionen zur Auswahl.

(Foto: Toni Heigl)

Ehrenamt und Vereinsarbeit sind Hörl als Feuerwehrler und ehemaligem Fußballer - er war zeitweise Kapitän beim TSV Arnbach, dem Erzrivalen des TSV Schwabhausen - ohnehin ein großes Anliegen. Er sei stolz auf die ausgezeichnete Gemeindebücherei, die Sportvereine, Feuerwehren und Burschenvereine, sagt Hörl. Dank des vielfältigen ehrenamtlichen Engagements sei Schwabhausen eine "liebens- und lebenswerte Gemeinde". Für die Vereine wolle er immer ansprechbar sein und sich regelmäßig mit ihren treffen. Beim TSV Schwabhausen steht bereits einiges an. Die hoch frequentierte Heinrich-Loder-Halle soll in den nächsten Jahren erweitert und saniert werden, auf einem gemeindeeigenen Grundstück auf dem Sportgelände sollen ein neuer Fußballplatz, ein Skatepark oder ein Dirt-Track für Zweiräder entstehen. Für alles ist jedoch kein Platz. Hörl rechnet mit kontroversen Diskussionen der Bürger und im Gemeinderat.

Ganz oben auf seiner Agenda stehen auch Sozialwohnungsbau und Umweltschutz. "Das ist mir extrem wichtig." Dabei gehe es nicht immer nur darum, ob die Bilanz stimme, sondern was gut für die Menschen und ihre Umwelt sei. Die Gemeinde müsse eine Vorbildrolle einnehmen und einen eigenen Fußabdruck entwickeln, betont Hörl. So sollen Bäume gepflanzt, Blühwiesen angelegt und freie Flächen auch mal der Natur überlassen werden. Am ehemaligen Klärwerk in Schwabhausen soll eine Fotovoltaikanlage entstehen. Hörl selbst besuchte mehrere Workshops zum Thema Klimaanpassung und nachhaltige Kommunalentwicklung. Der 50-Jährige steckt voller Tatendrang. Die nächste Pressekonferenz wird gewiss kommen.

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