Schwabhausen:Viel Lärm um nichts

Zuerst fordern Eltern eine zusätzliche Mittagsbetreuung. Eine Umfrage der Gemeinde Schwabhausen ignorieren sie jedoch

Von renate Zauscher, Schwabhausen

Deutlich weniger Schwabhausener Eltern als zunächst angenommen wünschen sich eine Mittagsbetreuung mit weniger Stunden, als sie im Hort angeboten wird. Eine von der Gemeindeverwaltung initiierte Umfrage unter den Eltern von Grund- und Vorschulkindern hat ergeben, dass derzeit ein solches Angebot für lediglich zwölf Kinder gewünscht wird. Der Gemeinderat entschied deshalb in seiner jüngsten Sitzung, auf die Schaffung eines zusätzlichen Angebots zu verzichten.

Die Frage nach einer zusätzlichen, von der Gemeinde organisierten Mittagsbetreuung war überhaupt erst wegen der Einrichtung "Denk mit" entstanden. Der neue Träger für das Kinderhaus in Schwabhausen besteht auf Buchungszeiten für die Hortbetreuung von mindestens drei Stunden Dauer. Das pädagogische Konzept sei laut dem neuen Träger nur mit einer solchen Stundenzahl umsetzbar, hatte der Schwabhausener Bürgermeister Josef Baumgartner (FW) in der Sitzung des Gemeinderats im April erklärt. Je nach Schulschluss können die für den Hort angemeldeten Kinder somit frühestens um 14.30 oder 16.30 Uhr nach Hause gehen.

Nicht alle Eltern waren mit dieser längeren Betreuungszeit einverstanden. Bei einer auf Initiative der Elternschaft vorgenommenen Befragung hatten die Eltern von 30 Kindern angegeben, eine kürzere Betreuungszeit zu bevorzugen. Die Gemeinde hatte inzwischen schon reagiert und eine eigene Umfrage initiiert. 247 Fragebögen wurden an alle Eltern von Vorschulkindern und Grundschulkindern der ersten bis zur dritten Klasse versandt. Die Rücklaufquote war allerdings gering: Nur 74 Familien haben überhaupt geantwortet. Und nur für zwölf Kinder wurde ein entsprechendes Angebot angefragt, sehr viel weniger also, als die Gemeinde erwartet hatte.

Ein Teil der Kinder, deren Eltern sich kürzere Betreuungszeiten über Mittag wünschen, wird offenbar trotzdem in den Hort gehen. Das Gros der Familien nämlich, die auf die Gemeindeumfrage reagierte, hat erklärt, keine Mittagsbetreuung zu brauchen. Ohnehin wäre die Bereitstellung eines solchen zusätzlichen Angebots mit einigen Problemen verbunden. Laut Bürgermeister Josef Baumgartner (FWS) wäre es schwierig, einen Träger zu finden. Auch auf die deutlich höheren Kosten verwies Baumgartner, die von den Eltern übernehmen werden müssten, wenn nur zwölf Kinder die Mittagsbetreuung besuchen würden.

Statt der zunächst geschätzten 90 Euro pro Kind im Monat müsse bei so geringen Belegzahlen mit Kosten bis zu 240 Euro gerechnet werden, erklärte Bürgermeister Baumgartner. Höhere Kosten aber, so die Befürchtung von Bürgermeister und Gemeinderäten, könnten dazu führen, dass zuletzt sogar noch weniger Kinder angemeldet würden. "Ich sehe die Sache sehr kritisch", lautete deshalb Baumgartners Resümee. Er glaube nicht, sagte der Bürgermeister, dass der organisatorische und finanzielle Aufwand, der nötig wäre, bei vergleichsweise geringem Elterninteresse "zu rechtfertigen" sei.

Der Gemeinderat schloss sich der Sicht des Bürgermeisters im wesentlichen an. Das Ergebnis der Gemeindeumfrage habe deutlich gemacht, dass der Betreuungsbedarf durch Hort und Ganztagsklassen abgedeckt sei, erklärte Georg Hillreiner (CSU). Auch Hans Bopfinger (FWS) sieht "derzeit keine Notwendigkeit, gemeindliche Mittel für eine Mittagsbetreuung einzusetzen". Laut Dieter Rubner (UBV) wäre der nötige Aufwand für eine nur kleine Gruppe interessierter Eltern "nur schwer vermittelbar", zumal keineswegs alle zwölf in Frage kommenden Kinder täglich anwesend wären. Manche Eltern hatten lediglich einen Betreuungsbedarf für ein bis zwei Tage in der Woche angemeldet.

Unverständnis äußerten einige Ratsmitglieder auch darüber, dass nur so wenige Eltern überhaupt auf die Umfrage geantwortet hatten. Heinz Rebentisch (UBV) etwa sprach von einer "Unverschämtheit" angesichts der vielen Arbeit, die sich die Gemeindeverwaltung gemacht habe. Einstimmig entschieden Bürgermeister und Gemeinderat zuletzt, auf eine Mittagsbetreuung im kommenden Schuljahr zu verzichten. Den Bedarf für das darauf folgende Schuljahr 2017/2018 will man zu einem späteren Zeitpunkt abfragen. Weiterhin angeboten werden soll die Ferienbetreuung, teilte Josef Baumgartner in der Sitzung noch mit.

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