Süddeutsche Zeitung

Stichwahl in Schwabhausen:Wieder zurück auf Anfang

Lesezeit: 3 min

Florian Scherf (CSU) und Wolfgang Hörl (Bürgerblock Arnbach) wollen im zweiten Anlauf den Chefsessel im Schwabhausener Rathaus erobern. Beide Bürgermeisterkandidaten treibt die Unwägbarkeit einer Stichwahl um. Und die Frage, wen die UBV-Wähler und die Oberrother unterstützen.

Von Renate Zauscher, Schwabhausen

Wahlen ohne die Möglichkeit, Wahlkampf machen zu können: Vor diesem Problem steht in Zeiten der Corona-Pandemie jeder Kandidat für ein Bürgermeisteramt, der sich einer Stichwahl stellen muss. Das gilt auch für die beiden Bewerber um den Posten des Gemeindechefs in Schwabhausen: Florian Scherf von der CSU und Wolfgang Hörl vom Bürgerblock Arnbach, den Freien Wählern und den Freien Wählern Schwabhausen, müssen sich auf Plakat- und Flyerwerbung beschränken. "Stichwahl = Scherfwahl" lautet Scherfs Wahlslogan, während Hörl die Bürger in Hauswurfsendungen wissen lässt: "Mit mir blüht unsere Gemeinde auf."

Wenn man sich umhört in Schwabhausen, dann will sich niemand festlegen auf den Ausgang der Wahl. Auch der amtierende Bürgermeister Josef Baumgartner (FW) sagt ganz klar: "Ich wage keine Prognose."

Auf den ersten Blick gilt Wolfgang Hörl als Favorit. Er hat schließlich im ersten Wahlgang mit fast 46 Prozent der Stimmen ein deutlich besseres Ergebnis eingefahren als der zweiplatzierte Florian Scherf mit nur 30,1 Prozent. "Ich glaube, dass Hörl die Nase vorn hat", sagt deshalb auch Gemeinderat Georg Sonnenberger (FWS), der als Unterstützer des Arnbacher Kollegen vielleicht nicht ganz unparteiisch ist, dafür aber durch seine langjährige Mitgliedschaft im Rat über viel Erfahrung verfügt. Hörl, betont Sonnenberger, habe als Banker Sachverstand, sei als "umgänglicher Typ" bekannt und als jemand, der ehrlich ist und "nicht jedem alles verspricht" - er dürfte beim Wähler auch im zweiten Versuch gut ankommen.

Auch andere, die als Vertreter eines Vereins oder als Gastwirt viel Kontakt mit den Bürgern haben, tippen auf Hörl als kommenden Bürgermeister.

Wolfgang Hörl selbst ist sehr viel vorsichtiger in der Einschätzung seiner Chancen. Er gehe "mit einer großen Portion Respekt" in die Stichwahl, sagt er, niemand dürfe denken, "dass das eine leichte Sache wird". Wichtig werde es sein, wie sich diejenigen entscheiden, die im ersten Durchgang ihre Stimme Thomas Hack von der UBV (Unabhängige Bürgervereinigung) gegeben haben. Hörl hofft, bei diesen Wählern punkten zu können, weil er mit seiner Haltung zur Kinderbetreuung oder zum Vereinswesen das gleiche Wählerklientel anspreche wie zuvor Hack.

Trotzdem weiß der Arnbacher, dass es im politischen Geschäft auch jede Menge Unwägbarkeiten gibt. So könnte sich, fürchtet er, gerade die Zuversicht seiner Unterstützer bezüglich des Wahlausgangs negativ auswirken, wenn sie glauben, auf die eigene Stimme komme es jetzt nicht mehr an.

Damit, dass die Dinge in einer Stichwahl durchaus auch anders laufen können als erwartet, rechnet auch Florian Scherf und hofft, dass ihm das nützen wird. Der CSU-Kandidat erhielt am 15. März zwar ein deutlich schlechteres Ergebnis in der Bürgermeisterwahl als Hörl, wurde andererseits aber in den Gemeinderat mit ebenso deutlichem Stimmenvorsprung vor seinem Kontrahenten hineingewählt. "Das zeigt mir, dass der Wähler Kompetenz zu schätzen weiß", sagt Scherf, der als Verwaltungsfachmann bei der Stadt Dachau die Abteilung Grundstücks- und Gebäudemanagement leitet. Auch er werde versuchen, "die UBV-Wählerschaft anzusprechen".

Scherf verweist wie Hörl auf eine Reihe weiterer Unsicherheitsfaktoren, was den Ausgang der Wahl angeht: Auf die Frage etwa, wie sich die etwa 1 700 Wahlberechtigten, die im ersten Wahlgang nicht zur Urne gegangen sind, diesmal verhalten werden, und darauf, ob mittlerweile vielleicht so etwas wie Wahlmüdigkeit eingetreten ist. Mancher, der in der ersten Runde noch seine Stimme abgegeben habe, könnte jetzt, angesichts der verordneten Briefwahl, auf sein Wahlrecht verzichten. "Alles ist noch offen - wir fangen noch einmal von vorne an", resümiert Scherf.

Für den Ausgang der Stichwahl wird mit Sicherheit auch die Haltung der Oberrother Bürger wichtig sein. Die Oberrother Liste hatte keinen eigenen Bürgermeisterkandidaten gestellt, Scherf schnitt hier jedoch besonders gut ab. Offene Unterstützung von dieser Seite wird es jedoch nicht geben: "Wir werden keine Wahlempfehlung abgeben und auch mit niemandem eine Fraktionsgemeinschaft bilden", sagt Gerhard Geserer, Sprecher der Liste, "das war von Anfang an unser Credo."

Keine Empfehlung wird auch von der UBV kommen. Als Privatperson wisse er natürlich, wen er empfehlen würde, sollte er gefragt werden, sagt Thomas Hack, von der UBV als Gruppierung aber "wird nichts herausgegeben". Und sein persönlicher "Favorit" unter den ursprünglich drei Bürgermeisterkandidaten, sagt Hack, der unterlegene Dritte, lachend, der sei ja "leider nicht mehr im Rennen".

Wenig zu lachen hat indessen die Gemeindeverwaltung: Ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter mussten in diesen Tagen 5126 Briefwahlunterlagen eintüten, frankieren und verschicken - eine mühsame Beschäftigung.

Bestens informiert mit SZ Plus – 4 Wochen kostenlos zur Probe lesen. Jetzt bestellen unter: www.sz.de/szplus-testen

URL:
www.sz.de/1.4858326
Copyright:
Süddeutsche Zeitung Digitale Medien GmbH / Süddeutsche Zeitung GmbH
Quelle:
SZ vom 27.03.2020
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über Süddeutsche Zeitung Content. Bitte senden Sie Ihre Nutzungsanfrage an syndication@sueddeutsche.de.