Es ist laut, selbst um 10 Uhr fahren durchgehend Autos durch die Augsburger und die Münchner Straße in Schwabhausen. Einige der Autofahrer halten für einen kurzen Kaffee oder eine Brezn auf dem Parkplatz der Bäckerei. Bargeld auf den Tresen, Kaffee in die Hand - und weiter geht die Fahrt. Wer mit vollem Tank zu Hause ankommen möchte, der macht noch einen kurzen Stopp an der Tankstelle in Schwabhausen. Ein ganz normaler Vormittag. Ab Mitte April wird das wohl nicht mehr so entspannt möglich sein, denn die Hauptverkehrsstraße in Schwabhausen wird für rund sieben Monate komplett dichtgemacht.
Von Mitte April bis Ende November 2023 wird die Ortsdurchfahrt in Schwabhausen für Bauarbeiten zur Neuverlegung der Wasserleitungen und Glasfaserkabel im Bereich der Augsburger und der Münchener Straße gesperrt. Eine Vollsperrung soll kommen und die betrifft nicht nur Pendlerinnen und Pendler, sondern vor allem anliegende Gewerbetreibende, so wie Gabriele Deon, Francesco Grosso und Maximilian Gailer.
Gabriele Deon, der seit rund fünf Jahren das Eiscafé Venezia in Schwabhausen betreibt, macht sich nun große Sorgen um seine Eisdiele, die direkt an der betroffenen Augsburger Straße liegt. "Das war eine schlechte Überraschung zum Start der Saison", sagt Deon bedauernd. Er habe gerade erst zwei Vollzeitkräfte aus Brasilien eingestellt und sei nun unsicher, was auf ihn zukomme, zumal die Bauarbeiten von April bis November genau in die Hauptsaison seiner Eisdiele fallen. Deon gehört zusätzlich auch das Eiscafé in Altomünster.
Die meisten Kunden seiner Schwabhausener Eisdiele, so Deon, seien Pendler, Touristen oder Motorradfahrer, die durch die vielbefahrene Straße des Ortes fahren. Dass die Bauarbeiten also weniger Kundschaft und somit weniger Umsatz zur Folge haben werden, da ist sich Deon sicher. Dabei beklage er nicht die Bauarbeiten an der Wasserleitung, die auch er für sinnvoll hält, oder gar die Vollsperrung der Straße. Ihn ärgere vor allem die fehlende Kommunikation seitens der Gemeinde, da er erst durch einen Facebook-Beitrag auf die Sperrung aufmerksam wurde.
Außerdem verstehe er ganz allgemein nicht, warum diese Sperrung erst jetzt öffentlich gemacht wurde. Deon hatte eigentlich dieses Jahr auf eine gute Saison gehofft, nachdem Corona-Pandemie und Energiekrise ihm in den vergangenen Jahren einen Strich durch die Rechnung gemacht haben. Hätte er früher von der Sperrung erfahren, dann hätte er wahrscheinlich nicht zwei Vollzeitkräfte eingestellt, so der Gastronom.
Ähnlich ergeht es Francesco Grosso, der seit 2010 die Pizzeria "Taormina" an der Münchner Straße in Schwabhausen besitzt. Er weiß zum jetzigen Zeitpunkt noch gar nicht, was ihn und seine sechs Mitarbeitenden erwartet. Ob man die Pizzeria überhaupt noch erreichen wird, wie die Bauabschnitte eingeteilt werden sollen - dazu hat er noch keinerlei Informationen. Und das obwohl die Bauarbeiten bereits in wenigen Wochen anlaufen sollen. Auch er bedauert die fehlende Kommunikation und versteht nicht, warum die Gewerbetreibenden vor Ort nicht schon früher von der Vollsperrung erfahren haben - da die Baumaßnahmen ja bereits im Jahr 2022 Thema im Gemeinderat waren. Eine frühere Information hätte auch ihm geholfen Personal und Kosten anders zu kalkulieren.
Am Donnerstag will Bürgermeister Hörl über die Vollsperrung informieren
Grosso hofft auf den Termin am 16. März, an dem Bürgermeister Wolfgang Hörl (BBA) und die Gemeinde Schwabhausen die Gewerbetreibenden zu den Bauarbeiten und Einzelheiten informieren werden. Dieser Termin käme aber laut Grosso viel zu spät, um noch rechtzeitig planen zu können. Schon jetzt rechnet Grosso mit weniger Kunden, auch weil die Vollsperrung viele seiner Kunden, die laut ihm zur Hälfte aus Dachau und Umgebung kommen, wahrscheinlich grundsätzlich abschrecken werde.
Während die Eisdiele und die Pizzeria von Radfahrerinnen und Fußgängern noch erreicht werden kann, sieht das bei einer Tankstelle im Ort ganz anders aus. Maximilian Gailer, seit zwölf Jahren Inhaber der Tankstelle an der Augsburger Straße und selbst Gemeinderatsmitglied, lebt vom Autoverkehr der viel befahrenen Hauptstraße des Ortes. Wenn dieser Pendlerverkehr nun wegbricht, rechnet er mit bis zu 60 000 Euro Verlust. "Es muss gemacht werden, aber ich bin nicht begeistert", wie der Besitzer der seit fast 60 Jahren im Familienbetrieb geführten Tankstelle betont.
Fragt man bei Bürgermeister Wolfgang Hörl (Bürgerblock Arnbach) nach, warum die Gewerbetreibenden so spät informiert wurden, dann argumentiert er, es liege vor allem daran, dass die Straße nicht der Gemeinde gehöre, sondern eine Staatsstraße sei. Aus diesem Grund, so Hörl, liege es nicht bei der Gemeinde, wie die Sperrung der Straße erfolge und deshalb habe der Entscheidungsprozess so viel Zeit in Anspruch genommen. Erst am 8. Februar, so Hörl, habe er grünes Licht vom Ordnungsamt für die geplante Sperrung erhalten. Aber jetzt informiere man durch Informationsveranstaltungen, Wurfzettel und durch das Infoblatt der Gemeinde.
Laut Bürgermeister Hörl sollen die Geschäfte trotz Vollsperrung erreichbar bleiben
Die Entscheidung für eine Vollsperrung fiel am 6. Februar und wurde im Beisein des Landratsamts, der Polizei und Vertretern aus den Nachbargemeinden getroffen. Eine Teilsperrung des Straßenverkehrs, wie die Gemeinde Schwabhausen sie vorgeschlagen hatte, wurde aus Sicherheitsgründen von der Polizei abgelehnt. Die ohnehin schmalen Gehwege und Radwege würden für Fußgängerinnen und Radfahrer durch eine Teilsperrung zu gefährlich werden, zumal sie auch als Schulwege genutzt würden. Außerdem, so Hörl, hätte eine Teilsperrung die Bauzeit um mindestens drei Monate verlängert.
Erstmals wurde über die Sanierung der Wasserleitung Ende des Jahres 2021 und Anfang des Jahres 2022 diskutiert. Dass die Sanierung stattfinden müsse, daran bestehe kein Zweifel, so Hörl. Zusätzlich zu den neuen Wasserleitungen sollen auch Glasfaserkabel verlegt werden. Bereits sein Vorgänger hätte einen Zehnjahresplan erstellt und die Sanierung für das Jahr 2025 angedacht. Dass die Bauarbeiten jetzt auf das Jahr 2023 vorgezogen wurden, liegt vor allem an der Sanierung des Allacher Tunnels, die im Jahr 2025 geplant ist und voraussichtlich acht Jahre andauern wird. Man wolle, so Hörl, die verkehrliche Belastung auf der Ortsdurchfahrt nicht noch weiter belasten und ziehe deshalb die Baumaßnahmen in Schwabhausen vor.
Laut Bürgermeister Hörl soll jedoch trotz Vollsperrung weiter die Möglichkeit bestehen, die Geschäfte an der Augsburger und Münchner Straße anzufahren. Wie genau die Vollsperrung mit Bauabschnitten dann tatsächlich eingerichtet wird, wird der Bürgermeister in Videokonferenzen am Donnerstag, 16. März um 10 Uhr für alle Gewerbetreibenden und am Montag, 20. März um 18 Uhr für alle Bürgerinnen und Bürgern in Schwabhausen erklären. Der Link zur Videokonferenz ist über die Webseite der Gemeinde www.schwabhausen.de abrufbar.