Schwabhausen:In Bedrängnis

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Derzeit müssen die Türen der Kita ohnehin geschlossen bleiben, aber verlässliche Öffnungszeiten sind auch im regulären Betrieb ein Problem. (Foto: Toni Heigl)

Die Kita "Denk mit!" an der Agricolastraße in Schwabhausen hat zu wenig Personal für reguläre Öffnungszeiten. Die Eltern schlagen Alarm

Von Renate Zauscher, Schwabhausen

Was tun, wenn das Kindergartenpersonal krank wird oder wegen einer Schwangerschaft ausfällt und berufstätige Eltern aber gleichzeitig auf verlässliche Öffnungszeiten der Einrichtung angewiesen sind? In Schwabhausen hat es diese Situation - unabhängig von den derzeitigen Schließungen aller Betreuungseinrichtungen - in den Einrichtungen des Trägers "Denk mit!" in den vergangenen drei Jahren mehrfach gegeben. Das Problem war auch in der jüngsten Sitzung des Gemeinderats wieder Thema. Dazu hatte die Gemeinde die Gebietsleiterin von "Denk mit!", Melissa Süß, eingeladen, ebenso auch Vertreter des Elternbeirats.

Anlass für die Diskussion im Gremium war eine vorübergehende Kürzung der Betreuungsstunden: Die Kinder in der Einrichtung an der Agricolastraße konnten diese seit dem 1. März nur noch bis 16 Uhr statt wie vertraglich zugesichert bis 17 Uhr besuchen. Ursache für die Stundenkürzung waren laut Melissa Süß zwei Krankheitsfälle im Personal, bei denen ungewiss ist, wann die Mitarbeiterinnen wieder zurückkehren werden, und darüber hinaus die Schwangerschaft mit Beschäftigungsverbot einer weiteren Mitarbeiterin. Die Stundenkürzung sei nötig, um den gesetzlich vorgeschriebenen Mindestbetreuungsschlüssel einhalten zu können, erklärte Süß und warb um Verständnis.

Die Eltern wurden kurz vor Beginn der Faschingsferien über die Situation informiert. Sie konnten lediglich darüber abstimmen, ob ihnen ein späterer Beginn mit einer Öffnungszeit bis 16.30 Uhr lieber wäre oder aber eine Öffnung des Kindergartens mit regulärem Beginn und einem Ende der Betreuungszeit um 16 Uhr. Die Mehrheit der Eltern entschied sich dafür, dass ihnen die letztere Lösung besser in die eigene Tagesplanung passen würde.

In der Sitzung erklärte Melissa Süß den Ratsmitgliedern, wie schwierig die Personalsuche sei, betonte aber, man sei zuversichtlich, das Problem binnen der nächsten Monate lösen zu können. Man führe derzeit Einstellungsgespräche und rechne, dass man spätestens bis zum Juni, vielleicht auch schon vorher, zu den regulären Öffnungszeiten von 7 Uhr morgens bis 17 Uhr zurückkehren könne.

Den zweiten Bürgermeister Wolfgang Hörl (BBA) konnten diese Zusicherungen nicht überzeugen. "Ich bin nicht zufrieden", erklärte er. "Was Sie hier sagen, passt nicht zu dem, was 2016, bei der Übernahme der Trägerschaft durch 'Denk mit!' vorgetragen wurde." Man habe sich für diesen Träger deshalb entschieden, weil er mit zahlreichen weiteren Einrichtungen außerhalb Schwabhausens über einen großen Personalpool zu verfügen schien. Dies erwies sich nun als trügerische Sicherheit.

Die "klare Botschaft" sei ganz einfach die: "Sie sind verantwortlich für das Personal", wetterte Wolfgang Hörl. Auch Gemeinderat Sven von Kummer (BBA/FWS) verwies darauf, dass die 2016 gegebenen "Versprechen" nicht gehalten worden seien.

Ratsmitglieder wie Dieter Blimmel oder Florian Scherf dagegen (beide CSU) zeigten Verständnis für die Lage des Trägers: Man solle "das Ganze nicht zu stark beurteilen", fand Blimmel. Personalengpässe gebe es auch anderswo, und Scherf erklärte, dass eine vorübergehende Kürzung der Betreuungszeit von zehn auf neun Stunden "kein Weltuntergang ist". Zwar seien kritische Einzelstimmen aus der Elternschaft zu hören, man müsse aber auch "nicht auf jede Einzelstimme hören". Dennoch mahnte Scherf: "Wir müssen in stabiles Fahrwasser kommen".

Dass man auf gutem Weg dorthin sei, betonten sowohl Melissa Süß wie der Elternbeiratsvorsitzende Martin Wohlmuth. Es sei bereits viel gute Arbeit geleistet worden, "um das Haus zu stabilisieren", versicherte der Elternbeiratsvorsitzende. Süß verwies auf die "stabile Situation" im Kinderhaus an der Augsburger Straße, das "Denk mit!" ebenfalls betreibt. Das zeige doch, dass die Probleme im Kindergarten an der Agricolastraße "nicht am Träger liegen", sondern an der speziellen Situation und der generellen Lage auf dem Arbeitsmarkt: Gutes, pädagogisch ausgebildetes Personal sei mittlerweile nur noch sehr schwer zu finden.

"Wir geben unser Bestes, um die Situation zeitnah zu verbessern", sagte Süß. Eine Vollzeitkraft, die im Herbst beginnen werde, sei bereits gefunden, weitere Einstellungsgespräche würden derzeit geführt. Im übrigen versuche man im persönlichen Gespräch mit den Eltern individuelle Lösungen für jeden Fall zu finden. Sie sei, sagt Melissa Süß, optimistisch, dass das gelinge.

© SZ vom 08.04.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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