Christian Springer:Empathie im Paradies

Christian Springer: Satire mit dem Mut zum Pathos: Christian Springer auf der Bühne der Post in Schwabhausen.

Satire mit dem Mut zum Pathos: Christian Springer auf der Bühne der Post in Schwabhausen.

(Foto: Toni Heigl)

Im Schwabhausener Gasthof "Zur Post" zeigt Kabarettist Christian Springer ein Programm über Politik und Menschlichkeit. Wirt Heinrich Kellerer hat ebenfalls ermutigende Nachrichten.

Von Renate Zauscher, Schwabhausen

Am Ende verließ das Publikum die Kleinkunstbühne der Schwabhausener Post aus mehreren Gründen erleichtert heiter, aber auch nachdenklich. Erleichtert weil Wirt Heinrich Kellerer nochmals offiziell und öffentlich allen Mutmaßungen widersprach, er würde Gaststätte und Bühne in den nächsten Jahren schließen. Alle Gerüchte, er wolle aufhören, seien falsch, erklärte er am Samstag dem Publikum. Und zur SZ sagt er: "Warum etwas aufgeben, was so gut läuft?"

Gut laufe im übrigen auch sein Pensionsgeschäft, neben dem Wirtshaus werde er ein neues Gästehaus bauen und damit die Bettenzahl erhöhen. Einschränkungen könnte es allenfalls im Restaurationsbetrieb geben: Vielleicht werde er einen zusätzlichen Ruhetag einführen. Die Kleinkunst aber soll im gleichen Umfang wie bisher weitergehen: Kellerer ist gerade dabei, das Programm für 2017 zusammenzustellen. Nachdenklich mussten seine Ausführungen stimmen, weil deutlich wurde, welche Gratwanderungen Kulturprogamme darstellen und welche Risiken sie bergen.

Weinen und Lachen liegen eng beieinander

Heiter erleichtert ließ Kabarettist Christian Springer das Publikum mit seinem neuen Programm zurück. Aber es war auch eines, für das der Sinnspruch, dass Lachen und Weinen eng beieinander liegen, passt. Der Rolle des Fonsi, des sprichwörtlichen kleinen Mannes, in der er in früheren Jahren aufgetreten war, ist Springer mittlerweile entwachsen. In seinem Programm "oben ohne" gibt er mit sichtlichem Vergnügen den naiven bayerischen Polterer, der sich in seinen nicht immer nachvollziehbaren Gedankengängen und unvollendeten Sätzen verheddert - um dann unversehens zum Philosophen zu werden. "Wunderbar, wie ihm das gelingt, immer wieder den Bogen zu schlagen", sagt ein Zuhörer.

"Flüchtlinge" und "Fremde": Diese Stichworte fallen gleich in den ersten Sätzen von Christian Springer. "Fremd ist der Fremde nur in der Fremde", hat Karl Valentin gesagt. Springer formuliert es etwas anders: "Wir sind nicht so bayerisch, wie wir meinen." Syrer, nämlich syrische Bogenschützen der Römer, hat es vor 2000 und mehr Jahren in heutigen bayerischen Gefilden gegeben. Also: "Seid's freundlich zu de Leut - Verwandtschaft kimmt." Merkel auf Bairisch klingt dann so: "Mia werns scho dareissn."

Springer wirbt für seine Hilfsorganisation

Ganz am Ende seines Programms über menschliche Selbstgefälligkeit und Eigennutz, wirbt Springer für seine "Mini-Organisation" der "Orienthelfer". Sie versucht, inmitten eines Meeres von Not und Verzweiflung in den Ländern rund um Syrien Flüchtlinge zu unterstützen. Warum die Flüchtlingswelle solche Ausmaße angenommen hat? Springer erzählt aus persönlicher Erfahrung: Weil jeder in Syrien, "der irgendwie wie ein Mann ausschaut", Gefahr läuft, "vom IS zwangsrekrutiert zu werden". Und auch, weil die Flüchtlinge in den Lagern im Nahen Osten nur noch minimale Unterstützung erhalten.

Aber noch etwas anderes gibt Christian Springer den Zuhörern in Schwabhausen mit: "Freut's euch am Leben", sagt er sehr nachdrücklich, "seid's euch bewusst, wie paradiesisch gut es euch geht". Beim Publikum kam die Botschaft gut an. "Faszinierend mutig, die Hintergründe des Kriegs so klar zu benennen und uns den Spiegel vorzuhalten."

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