Schulzentrum:Diskussion um Schulcampus

Schulzentrum: Weil die Grund- und Mittelschule Hebertshausen renovierungsbedürftig ist, debattieren die Gemeinderäte über ein neues Schulzentrum im Ort.

Weil die Grund- und Mittelschule Hebertshausen renovierungsbedürftig ist, debattieren die Gemeinderäte über ein neues Schulzentrum im Ort.

(Foto: Toni Heigl)

Ein Münchner Architekturbüro fertigt eine Machbarkeitsstudie über ein mögliches neues Schulzentrum in Hebertshausen an. Bürgermeister Richard Reischl (CSU) steht hinter dem Projekt, bei vielen Gemeinderäten überwiegt jedoch die Skepsis

Von Petra Schafflik, Hebertshausen

Euphorie sieht anders aus. Tatsächlich reagierten die Gemeinderäte jetzt eher zurückhaltend auf die Ergebnisse der Machbarkeitsstudie zu einem "Schulcampus Hebertshausen". Hinter der Untersuchung, die gemeinsam mit dem Landkreis initiiert wurde, steht die Idee, künftig neben der bestehenden Grund- und Mittelschule mit der Elisabeth-Bamberger-Schule und dem Greta-Fischer-Förderzentrum zwei Bildungsstätten des Landkreises im Ort anzusiedeln. Anlass ist, dass beide Förderschulen über kurz oder lang einen neuen Standort benötigen und in der Hebertshausener Dorfmitte dafür freie Grundstücke verfügbar wären. Chancen, Synergieeffekte und konkrete planerische Varianten eines Schulcampus hat deshalb jetzt das Münchner Architekturbüro Jesse, Hofmayr, Werner untersucht. Fazit: Ein Schulzentrum Hebertshausen sei "denkbar, sinnvoll und realistisch", so Planer Roland Jesse. Aber mit Schulgebäuden, Sporthallen und Freiflächen für mehr als 700 Schüler im 2500-Einwohner-Ort "vielleicht sehr dominant". Bürgermeister Richard Reischl (CSU) steht hinter dem Projekt, doch die Gemeinderäte sind noch nicht überzeugt. "Passt dieses städtische Bild zu unserem Dorf?" fragte Martin Gasteiger (FBB). Auch der Kreistag wird sich bei einer für November geplanten Präsentation erst eine Meinung bilden müssen, in Hebertshausen sind weitere Diskussionen nötig.

Im Kern ist die Idee eines Schulzentrums Hebertshausen erst einmal naheliegend: Da ist zum einen die örtliche Volksschule mit 354 Schülern. Das Gebäude ist renovierungsbedürftig, der Mittelschul-Bereich gilt wegen schwacher Schülerzahlen als gefährdet, weil viele Kinder nach der vierten Klasse auf weiterführende Schulen wechseln. Alle Fraktionen im Gemeinderat wünschen sich deshalb eine Stärkung dieser Schule im Dorf, am liebsten mit einem M-Zug, der den mittleren Bildungsabschluss an der Mittelschule ermöglicht. Dann gibt es seit 2016 in Hebertshausen die Elisabeth-Bamberger-Schule (EBS), die mit ihren 60 Schülern provisorisch bis 2022 in einer Container-Anlage gegenüber der Grund- und Mittelschule untergebracht ist. Das Franziskuswerk Schönbrunn als Träger sucht händeringend nach einem Standort für einen Neubau. Dritter im Bunde wäre das Greta-Fischer-Förderzentrum, das auf lange Sicht von der Thoma-Wiese in Dachau wegziehen muss. Allerdings gibt es hier einen Zeithorizont von bis zu 20 Jahren, akuter Handlungsbedarf besteht nur bei der EBS. Neuer Standort beider Förderschulen könnte Hebertshausen sein, wo die Gemeinde gerade ein großes Areal mitten im Dorf entwickelt.

Aber passt so ein Schulcampus ins Dorf? Die Planer haben pädagogische Konzepte, Anregungen der Rektorinnen, den Schulsprengel, die Verkehrsanbindung und ergänzende Infrastruktur untersucht. Und ein Szenario gefunden, das funktionieren könnte: Die zwei neuen Schulen würden neben der Grund- und Mittelschule angesiedelt, eine neue Turnhalle plus Freiflächen entstünden südlich der Freisinger Straße, noch weiter Richtung Amper würden sich Mensa, Cafeteria und Einkaufsmöglichkeiten anschließen. Vom Klassenzimmer zur Turnhalle würden die Schüler sicher durch einen Fußgängertunnel unter der Fahrbahn gelangen. "Der Flächennutzungsplan gibt es her", erklärte Architekt Jesse, der Kosten von 62 Millionen Euro ermittelt hat. In dieser Kalkulation enthalten wäre eine Schwimmhalle, dringender Wunsch der EBS- und GFS-Leiterin. Ein Anliegen, das bei den Gemeinderäten für Kopfschütteln sorgte. "Ein Schwimmbad wird nicht gebaut", versicherte deshalb Bürgermeister Richard Reischl (CSU). Im Gremium überwiegt die Skepsis. Vor einem Schnellschuss mit dem Ziel, der EBS rechtzeitig bis 2022 ein neues Schulhaus zu sichern, warnte Martin Gasteiger (FBB). Er fordert ein tragfähiges Gesamtkonzept. Marianne Klaffki (SPD) mahnte, Hebertshausen auch für eine weiterführende Schule und eine Fachoberschule ins Gespräch zu bringen. Die Ergebnisse des städtebaulichen Entwicklungskonzepts, das gerade für die zentralen Freiflächen im Ort erstellt wird, möchte Andreas Schaller (CSU) abwarten.

Mit einem Schulzentrum läge die Dorfmitte abends und am Wochenende verlassen da, sorgt sich Schaller. Eine steigende Verkehrsbelastung zur Rush-Hour fürchtet Elke Fiedel (CSU).

Abgesehen von der praktischen Umsetzbarkeit stellten einige Gemeinderäte das Projekt grundsätzlich in Frage. Denn was bringe die Ansiedlung von zwei Förderschulen für die Sicherung der örtlichen Mittelschule? Nichts, finden Gemeinderäte der CSU. Zudem sehe Michael Vogl (CSU ) ein Schulzentrum, in das vor allem Schüler von außerhalb kommen, nicht auf dem Dorf, "sondern eher in Dachau." Fraglich sei, "ob wir diese Grundstücke wirklich dafür opfern wollen", mahnte Clemens von Trebra (CSU).

Bürgermeister Reischl dagegen hält das Vorhaben für sinnvoll. Er appellierte daran, die Gemeinde als Teil des Landkreises zu sehen. Und eine Entscheidung zu treffen, "die vielleicht nicht unmittelbar dem Ort, aber der Gesellschaft dient". Doch ein Votum steht noch nicht an, erst sind weitere Diskussionen notwendig. Auch wird sich der für die Zukunft der Förderschulen zuständige Kreistag im November erst einmal über die Ergebnisse der Machbarkeitsstudie informieren lassen.

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