Süddeutsche Zeitung

Schulweghelfer:Schutzengel für eine halbe Stunde

Nicht zuletzt dank der ehrenamtlichen Schulweghelfer kommen die Kinder jeden Morgen sicher in die Schule. Unfälle sind sehr selten. Trotzdem sollten Eltern den Weg schon vor dem ersten Schultag mit den Kleinen einüben und sie für Gefahren im Straßenverkehr sensibilisieren

Von Sven Röder, Dachau

Mit Spannung und Vorfreude erwarten auch in diesem Jahr wieder viele Kinder ihre Einschulung. Mit der Schule beginnt ein neuer Lebensabschnitt hin zur Selbstständigkeit. Ein Teil dieser Selbstständigkeit ist das korrekte Verhalten im Straßenverkehr, doch das muss erst erlernt werden. Um einen sicheren Weg zur Schule zu garantieren, geben Ordnungsamt und Verkehrswacht den Eltern Tipps, wie sie ihr Kind auf die Gefahren des Straßenverkehrs optimal vorbereiten. Zusätzlich koordinieren die verschiedenen Kommunen den Einsatz von Schulweghelfern, um den Kleinen mehr Sicherheit an Gefahrenstellen zu geben.

Als erste Hilfestellung erhielten die Eltern bereits bei der Einschreibung ihrer Kinder an einer der vier Dachauer Grundschulen einen entsprechenden Schulwegplan des Ordnungsamts. Hier sind auf einer Karte die Gefahrenstellen rund um die jeweilige Schule verzeichnet und Hinweise enthalten, wie man sich dort richtig verhält. Ebenfalls enthalten ist ein Schulweg-Quiz mit Fragen und Fakten zum Verhalten im Straßenverkehr und in gewissen Situationen, das sicher auch für so manchen Elternteil lehrreich ist.

Es wird geraten, den Schulweg zusammen mit dem Kind abzugehen, am besten morgens während des Berufsverkehrs, um den Schulweg realistisch nachzuspielen. Hierbei sollte auf das korrekte Verhalten im Straßenverkehr geachtet und die im Schulwegplan verzeichneten Stellen mit dem Kind gemeinsam besprochen werden. Dem Kind sollte klargemacht werden, dass die Straße nur an gesicherten Stellen, also an Stellen mit einer Ampel, einem Zebrastreifen oder einer Schulweghilfe, überquert werden soll. Kindern, die mit dem Bus oder der Bahn zu Schule fahren, sollten ebenfalls eine Einführung erhalten, wie man sich beim Ein- und Aussteigen und an den Haltestellen richtig verhält. Auch hier ist es sinnvoll, die Strecke zur Probe mit dem Kind gemeinsam zu fahren. Auf unvorhergesehene Behinderungen, also beispielsweise ausfallende Ampeln oder Baustellensituationen, sollte man sein Kind ebenfalls vorbereiten. Außerdem wird dazu geraten, das Kind erst nach Absolvieren der Fahrradprüfung in der vierten Klasse in die Schule fahren zu lassen.

Für die Sicherheit der Kinder werden an Gefahrenstellen morgens Schulweghelfer eingesetzt. Sie arbeiten ehrenamtlich, in der Großen Kreisstadt werden sie aber mit 5,20 Euro für ihren Aufwand entlohnt. "In Dachau haben wir meistens starken Berufsverkehr rund um die Grundschulen, daher sind die Schulweghelfer so wichtig", erklärt Stefan Januschkowetz, Leiter der Abteilung Zivilschutz des Ordnungsamts Dachau. Derzeit seien zwar schon mehr als 150 Schulweghelfer für die Stadt im Einsatz, doch "je mehr, desto besser." Nicht jeder der Helfer hat immer Zeit, und daher muss auch für Ersatz gesorgt sein.

Ähnlich sieht die Situation in Karlsfeld aus. Hier sind laut Koordinatorin Martina Vonnahme diesen Sommer sieben Helfer abgesprungen, es wird daher dringend nach neuen Helfern gesucht. In Karlsfeld werden sie alle 14 Tage für einen Dienst eingeteilt. Die Einsatzzeit beträgt etwa 30 Minuten. Um Schulweghelfer zu werden, gilt es, einen ein- bis zweistündigen Kurs bei der Polizei zu absolvieren. Der ist natürlich kostenfrei, und alle Absolventen erhalten am Ende einen Schulweghelferpass, der sie auch ganz offiziell zu dieser Tätigkeit berechtigt. Eingesetzt werden sie immer in den Morgenstunden, weil dann der Berufsverkehr am stärksten ist und weil es im Winter oft noch dunkel ist. Die schlechte Sicht stellt ein erhöhtes Risiko dar.

Doch all zu große Sorgen müssen sich die Eltern im Landkreis Dachau nicht machen. Laut Polizeiinformationen gab es im vergangenen Jahr lediglich acht Schulwegunfälle, das ist ein Unfall weniger als im Vorjahr 2014. Glücklicherweise kam es bei keinem zu schweren Verletzungen oder gar zum Tod. Zum Schulanfang wird die Polizei auch vermehrt Verkehrskontrollen durchführen, bei denen sie besonders darauf achtet, dass die Kinder, die mit dem Auto zur Schule gefahren werden, richtig angeschnallt sind.

Wer sich als Schulweghelfer melden möchte, kann dies in Karlsfeld bei Martina Vonnahme (08131-297 88 80) oder in Dachau bei Julia Hoffmann (08131-75 139) tun.

Bestens informiert mit SZ Plus – 4 Wochen kostenlos zur Probe lesen. Jetzt bestellen unter: www.sz.de/szplus-testen

URL:
www.sz.de/1.3145244
Copyright:
Süddeutsche Zeitung Digitale Medien GmbH / Süddeutsche Zeitung GmbH
Quelle:
SZ vom 02.09.2016
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über Süddeutsche Zeitung Content. Bitte senden Sie Ihre Nutzungsanfrage an syndication@sueddeutsche.de.