Die Ludwig-Thoma-Mittelschule in Dachau soll offenbar geschlossen werden. Am kommenden Mittwoch will der Stadtrat im Familien- und Sozialausschuss über die Auflösung der traditionsreichen Schule beraten.
In der Schule werden derzeit nur 120 Mädchen und Jungen in sechs Klassen unterrichtet. Wegen der sinkenden Schülerzahlen hatte es in den vergangenen Jahren verschiedene Vorstöße der Politik gegeben, die kleinste der drei städtischen Mittelschulen zu schließen. Der Vorschlag, verbindlich über die Zukunft der Schule zu beschließen, kommt aus der Schulentwicklungskonferenz der Stadt, in der seit Sommer Experten der Verwaltung, Schulleiter, Referenten und Vertreter der Fraktionen unter Leitung von Oberbürgermeister Florian Hartmann (SPD) ein Konzept zur Zukunft der städtischen Schulen erarbeiten. Nun soll die immer wieder aufflammende Debatte um den Schulstandort Thoma-Wiese beendet werden, erklärt der städtische Hauptamtsleiter Josef Hermann.
Mit einer Bestandszusage von Jahr zu Jahr könne es nicht weitergehen, sagt auch Schulleiterin Anja Kreter. Sie fordert eine klare, langfristig tragfähige Entscheidung: "Leben oder sterben". Dann könnten die Pädagogen ein fundiertes Konzept für die Schule entwickeln oder die Schließung begleiten.
Die Stadt steht offenbar allein für ihren Vorstoß ein. Weder der Schulverbund der fünf Mittelschulen von Dachau, Bergkirchen und Odelzhausen noch das Schulamt hätten Druck auf die Stadt ausgeübt. Das sagt Albert Sikora, Koordinator des Schulverbunds. Aus schulpolitischer Sicht gebe es "derzeit keine Notwendigkeit die Schule zu schließen", sagt Sikora. Allerdings brächte die Schließung Vorteile für die anderen Schulen, räumt er ein. Wenn die Thoma-Mittelschüler an die Schulen in Dachau-Ost und Dachau-Süd wechselten, würden Lehrerstunden frei. Das könnte mehr Kapazität für Differenzierung und Zusatzangebote bedeuten.
Noch sechs Klassen teilen sich das Schulgebäude an der Thoma-Wiese mitten in Dachau.
(Foto: Toni Heigl)Die Eltern befürchten jedoch Nachteile für ihre Kinder. Kinder bräuchten Kontinuität, schreibt Elternbeiratsvorsitzende Stefanie Schober in einem offenen Brief. "Dazu gehören ihr Klassenverband, ihre Lehrer und ihre Ludwig-Thoma-Schule." Es sei ihr Herzenswunsch, die den Kindern vertraute Schule zu erhalten, betont Elternbeiratsvorsitzende Stefanie Schober. Denn eine Auflösung des Standorts zerstöre die bestehenden Klassengemeinschaften - auch an den aufnehmenden Schulen. Vor allem die jüngeren Schüler würden unter einer Umsiedlung stark leiden. Die Familien fürchten, dass an den verbleibenden beiden Mittelschulen sehr große Klassen entstehen könnten. Auch über den Schülertransport bei weiten Wegen machen sich die Eltern Sorgen.
Wenn die Stadträte im Familien- und Sozialausschuss für eine Schließung der Thoma-Schule votieren, würde die Schule frühestens zum Schuljahr 2016/17 aufgelöst werden. Die Stadt müsste die Schließung bei der Regierung von Oberbayern beantragen, erklärt Hauptamtsleiter Hermann. Die Eltern möchten in diesem Fall zeitnah informiert und einbezogen werden. "Wir wollen dann die Umsetzung so gut wie möglich gestalten", erklärt Schober. Die Eltern möchten mitentscheiden, auf welche Schule die Kinder wechseln, Klassengemeinschaften sollen möglichst komplett mit ihren Lehrern umziehen.
Albert Sikora sieht keine Notwendigkeit für die Schließung.
(Foto: Niels P. Jørgensen)Konkrete Pläne, wie das Schulgebäude auf der Thoma-Wiese nach einer Schulauflösung genutzt werden soll, gibt es laut Hermann dezidiert noch nicht. Auch der Schulverbund hat vor einem Votum im Stadtrat noch kein Umsetzungskonzept für die Schließung der Dachauer Schule erarbeitet, erklärt Koordinator Sikora. Allerdings hätten die Rektoren bereits einige Rahmendaten vereinbart. Die Abschlussklasse würde nicht aufgeteilt, sondern komplett weitergeführt werden. "Und es wird im Verbund keine Klasse mit mehr als 23 Schülern geben", verspricht Sikora.
Über die Zukunft der Ludwig-Thoma-Mittelschule berät der Familien- und Sozialausschuss am Mittwoch, 11. März, im alten Sitzungssaal des Rathauses (Beginn 14.30 Uhr).