Schulplanung:Der Aufschrei ist verständlich

Schulplanung: Bergkirchens Bürgermeister Simon Landmann.

Bergkirchens Bürgermeister Simon Landmann.

(Foto: Toni Heigl)

Dass sich die Kreispolitiker das fünfte Landkreisgymnasium in Bergkirchen wünschen, hat gute Gründe. Die Gemeinden im Westen sind struktur- und bildungspolitisch abgehängt.

Kommentar von Robert Stocker

Der Aufschrei der Kommunalpolitiker über die Vorgabe des Kultus- und Finanzministeriums, das fünfte Landkreisgymnasium nicht in Bergkirchen zu bauen, ist nachzuvollziehen. "Unverständlich" war in den Reaktionen nur der schwächste Begriff. Die Empörung darüber ist so groß, dass sogar bei Mandatsträgern der CSU Wörter wie "Unverschämtheit" und "Frechheit" fielen. Die Enttäuschung über die ministerielle Entscheidung sitzt tief, auch wenn sie vielleicht noch vorläufig ist. Die Mehrheit im Kreistag hatte damit nicht gerechnet.

Dass sich die Kreispolitiker das fünfte Landkreisgymnasium in Bergkirchen wünschen, hat aus ihrer Sicht gute Gründe. Die Gemeinden im Westen sind struktur- und bildungspolitisch abgehängt. In Odelzhausen wurde zwar vor einigen Jahren eine Realschule gebaut; sie ist aber die einzige weiterführende Schule, die im Landkreiswesten zu finden ist. Schüler aus dieser Gegend müssen mit dem Bus weit durch den Landkreis kutschieren, um ein Gymnasium besuchen zu können. Andere Beförderungsmöglichkeiten - außer mit dem Auto - gibt es kaum. Denn eine S-Bahn fährt hier nicht - der öffentliche Nahverkehr lässt im Westen zu wünschen übrig.

Grundlage der Entscheidung gegen den Standort Bergkirchen sind für das Kultusministerium zu geringe Schülerzahlen. Dabei stützt es sich auf Daten des Statistischen Landesamtes. Die Kreispolitiker zweifeln diese Zahlen an, zumal sich die Behörde schon öfter verrechnet hat - etwa bei der Prognose der Einwohnerzahlen oder bei den Schülerzahlen für das vierte Gymnasium. Dazu kommt, dass das Schülerpotenzial in den boomenden Westgemeinden stark wachsen wird. Die Strukturpolitik ist ein weicher Standortfaktor, sie sollte aber bei der Entscheidung über den Bau eines Gymnasiums nicht vernachlässigt werden. Wenn die Staatsregierung eine große Behörde von der Landeshauptstadt nach Franken oder in die Oberpfalz verlegt, will sie strukturschwache Gebiete stärken. Das könnte man auch mit dem Bau eines Gymnasiums im Westen des Landkreises Dachau tun.

Noch ist der Standort des fünften Gymnasiums nicht in Stein gemeißelt, wie der CSU-Landtagsabgeordnete Bernhard Seidenath sagt. Wie er hofft auch die gesamte Kreispolitik, dass sich die Ministerien in der Standortfrage noch bewegen. Dafür wird viel Überzeugungsarbeit nötig sein.

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