Schulorchester und Knabenkapelle:Gemeinsam stark

Die Knabenkapelle Dachau und das Schulorchester des Ignaz-Taschner-Gymnasiums begeistern ihr Publikum bei ihrem ersten gemeinsamen Auftritt. Absoluter Höhepunkt des Konzerts ist der Fußball-Ohrwurm von 2014

Von Andreas Förster, Dachau

Es war eine Premiere der besonderen Art: Die jungen Musiker der Knabenkapelle Dachau spielten erstmals zusammen mit den noch jüngeren Musikern des Schulorchesters des Ignaz-Taschner-Gymnasiums (ITG). Der gemeinsame Auftritt markierte den Höhepunkt eines überzeugenden Konzerts, das geradezu nach einer Fortsetzung schreit. Die Bühne des Musikheims, das vom Herbst an nach und nach erweitert und umgebaut werden soll, musste für das in Vollbesetzung antretende ITG-Schulorchester vergrößert werden.

Geigen und Trompeten

Schon einige Routine in Bühnenauftritten hatte die Knabenkapelle Dachau.

(Foto: Niels P. Jørgensen)

Mitten unter den 19 Mädchen und elf Jungs saß die Orchesterleiterin, Jutta Wörther, und spielte die Viola. So konnten sich die Jugendlichen auch ohne Dirigat auszeichnen. Auch die beiden elfjährigen Debütanten, Leonie Wende an der Violine und Jonas Verweyen am Cello, machten ihre Sache sehr gut und ihre Lehrerin stolz: "Leonie spielt erst seit neun Monaten, das ist schon außergewöhnlich, und auch das Engagement von Jonas ist herausragend", versicherte Wörther nach dem Auftritt. Außerdem lobte sie die Einstellung und Hingabe ihrer Musiker. "Das Orchester ist nur ein Wahlfach, trotzdem habe ich jede Woche bei der Probe eine fast hundertprozentige Anwesenheit." Das Zusammenspiel mit der Knabenkapelle wurde nur einmal gemeinsam geprobt - trotzdem klappte alles wie am Schnürchen.

Geigen und Trompeten

Das erste gemeinsame Spiel riss die Zuhörer besonders mit

(Foto: Niels P. Jørgensen)

Doch vor dem gemeinsamen Auftritt präsentierte das Schulorchester zunächst fünf Stücke im Alleingang: Zwei von Antonin Dvorak - die Humoreske und der Slawische Tanz Nummer 8 - dann den Czardas von Vittorio Monti mit einer famos aufspielenden Anna Helfer als Solistin an der Violine. Mit dem berühmten "Mission Impossible"-Thema von Lalo Schifrin und ein Medley mit drei Songs von Queen, darunter die Hymne "We Are the Champions", standen auch zwei moderne Stücke auf dem Programm. Lächelnd nahmen die Schüler den verdienten Applaus entgegen: Sie fühlen sich wie Gewinner.

Geigen und Trompeten

Ausnahmetalent Anna Helfer überzeugt als Solistin des ITG-Schulorchesters.

(Foto: Niels P. Jørgensen)

Abiturientin Anna Helfer verriet in der Konzertpause, dass sie vom Herbst an Musikwissenschaften studieren wird. Ihr großer Traum ist es, einmal Berufsmusikerin zu werden. Mit ihrem im weiteren Verlauf des Konzerts immer leichtfüßiger werdenden Spiel zeigte die 18-Jährige, dass sie das Zeug dazu hat. Pianistin Anita Hanebuth, 17, und Fagottist Michael Burkner, 16, rundeten mit ebenso vortrefflichen Darbietungen die souveräne Orchesterleistung ab.

Den zweiten Teil des Konzertes bestritt das Große Blasorchester der Knabenkapelle Dachau. Die Musiker sind im Vergleich zum Schulorchester schon etwas älter und reifer. Die meisten sind im Alter von Anfang/Mitte 20. Außerdem haben sie schon deutlich mehr Erfahrung auf der Bühne. Im August werden die Bläser die Eröffnung des Dachauer Volksfests bestreiten. Mit einer Begeisterung, die niemand im Publikum kalt lässt, zeigt die je zur Hälfte aus jungen Frauen und Männern bestehende Formation, dass sie auch international mit großen Bläserensembles mithalten kann. Nicht zuletzt im Mai beim Festival im französischen Condom en Armagnac, als sie den Pokal der Herzen gewannen. So intonierten sie die verschiedensten Stile und Rhythmen - ob böhmischer Marsch, irisch-gälisches Traditional oder 60er-Jahre-Pop (Beach-Boys-Medley) - mit Esprit und ansteckend guter Laune. Bei der romantischen Polka "Ein halbes Jahrhundert" von Very Rickenbacher ließ es sich gut schunkeln. Der herausfordernde Klezmer Karnival von Philip Sparke wurde perfekt gemeistert, nur Steve McMillans "Summernight Rock" fiel am Ende etwas ab. Unter ihrem mal lässig, mal zackig dirigierenden musikalischen Leiter, Eduart Civeja, zeigte die Knabenkapelle, was sie musikalisch drauf hat. Oboist Benedikt Fella, 21, führte das formidable Ensemble als charismatischer Ruhepol an.

Danach war die Spannung der mehr als 50 Musiker spürbar: Wie würden die Gruppen zusammen vor Publikum klingen? Um es kurz zu machen: Großartig. Schon bei Schostakowitschs Walzer Nr. 2, dem Jazzwalzer, hing der Himmel voller Geigen und Trompeten. Coldplays Hit "Viva la Vida", von Jutta Wörther exzellent für Streichorchester und Blaskapelle arrangiert, machte gute Laune. Unbestrittener Höhepunkt aber war "Magic in the Air", ein Fußball-Ohrwurm von 2014, mit dem die Knabenkapelle und das Schulorchester endgültig die Herzen des Publikums eroberten.

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