Schulbeginn:Lernen fürs Leben

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Für etwa 1500 Erstklässler beginnt am kommenden Dienstag der Unterricht. Grund- und Mittelschulen haben keinen Lehrermangel, kämpfen aber mit einer hohen Fluktuation beim Personal. Auch die Digitalisierung ist eine große Herausforderung

Von Julia Putzger, Dachau

Wenn am Dienstagmorgen die Schulglocken in Bayern zum ersten Mal nach den Ferien wieder bimmeln, gibt es nicht nur ein Wiedersehen von Freunden, dann heißt es nicht nur pauken, sondern dann stellt sich auch die Frage: Steht vor jeder Klasse auch eine Lehrkraft? Die Schulen im Landkreis haben mit dem Problem Lehrermangel kaum zu kämpfen, Fluktuation beim Personal und die Digitalisierung im Schulbetrieb sind aber durchaus Herausforderungen.

Für rund 1500 Schüler in 66 Klassen im ganzen Landkreis beginnt, so würde zumindest mancher sagen, in den nächsten Tagen der Ernst des Lebens - das sind etwa so viele Einschulungen wie im Vorjahr. Insgesamt besuchen mehr als 9000 Kinder eine Grund- oder Mittelschule im Landkreis, das Wissen vermitteln ihnen rund 900 Lehrkräfte.

Zahlenmäßig gibt es somit keine nennenswerten Veränderungen, wohl aber, wenn man sich im Lehrerkollegium der Schulen umsieht. "An manchen Schulen wechselt jedes Jahr ein Drittel der Belegschaft", sagt Albert Sikora, Direktor des staatlichen Schulamts im Landkreis Dachau. Man habe also mit einer hohen Fluktuation zu kämpfen, die vor allem durch Versetzungswünsche bedingt sei. Werde etwa jemand aus der Oberpfalz in den Münchner Speckgürtel beordert, sei die Wahrscheinlichkeit hoch, dass diese Lehrkraft im nächsten Jahr wieder in die Heimat zurückkehrt oder die Stelle von vornherein absagt. Zwar komme durch den häufigen Wechsel im Kollegium auch frischer Wind an die Schulen, doch natürlich leide die Kontinuität im Schulalltag unter der ständigen Veränderung. Dieses Problem betreffe vor allem den Münchner Speckgürtel, in anderen Landesteilen sei die Situation diesbezüglich entspannter, sagt der Schulamtsdirektor.

"Wir sind prinzipiell zufrieden und ausreichend mit Lehrkräften versorgt, aber mehr geht natürlich immer", erklärt Sikora. Die Befürchtungen hinsichtlich Lehrermangel hätten sich hier nicht bewahrheitet, trotzdem liege man im Landkreis auf Grund von Stornierungen unterhalb der "zustehenden Versorgung". Mit Hilfe von Nachrückverfahren soll in den ersten Schulwochen aber auch für die derzeit noch nicht besetzten Stellen qualifiziertes Personal gefunden werden. Ansonsten zehre man von der sogenannten mobilen Reserve, die eigentlich bei Krankheitsfällen und Schwangerschaften Abhilfe schaffen soll. Die Nutzung der Reserve auch außerhalb des akuten Bedarfsfalls sei aber kein Problem, da man in diesem Bereich über der vorgeschriebenen Mindeststundenanzahl liege, für die Lehrkräfte zur Verfügung stehen müssen.

Ein ganz anderes Thema beschäftigt Sikora und die Schulleiter im Landkreis ebenfalls: die vom Freistaat Bayern vorgesehene Digitalisierung an den Schulen. So soll künftig etwa jedes Klassenzimmer über eine Mindestausstattung verfügen. Dazu zählen die Vernetzung - idealerweise via Glasfaser - bis ins Klassenzimmer, mindestens ein vernetzter PC pro Klassenzimmer, eine Projektionsfläche - wie etwa Beamer oder Whiteboards - und eine Dokumentenkamera. Die renovierte Mittelschule Dachau Süd ist nach dem Umbau somit beispielsweise auf dem neuesten Stand der Technik, an einigen Schulen im Landkreis konnten diese Maßnahmen bisher aber nur teilweise umgesetzt werden.

Auch für das Schulamt Dachau mit Claudia Bauer, Albert Sikora und Petra Fuchsbichler (von links) ist die Digitalisierung eine Herausforderung. (Foto: Privat)

"Das größte Problem der Digitalisierungsoffensive ist derzeit, dass nicht genau klar ist, wer für die Finanzierung der Ausstattung in den Schulen zuständig ist", erklärt Sikora. So gebe es etwa verschiedene Programme des Bundes und des Freistaats, aus denen Mittel fließen würden, doch auch die Kommunen als Sachaufwandsträger könnten mitunter in die Pflicht genommen werden. Ebenso verzichte man auf Grund von geplanten Neu- oder Umbaumaßnahmen an Schulen auf die sofortige Ausstattung gemäß der Anforderungen. Sikora stellt in diesem Zusammenhang aber fest: "Die Digitalisierung ist kein Allheilmittel. Ein Lehrer muss seinen Unterricht so oder so interessant gestalten."

An den Mittelschulen wird im neuen Schuljahr außerdem das Pflichtfach Informatik eingeführt. Die Schüler der 5. und 7. Jahrgangsstufe beschäftigten sich dabei eine Stunde pro Woche mit den Herausforderungen der global vernetzten Informationsgesellschaft. Sikora versichert, dass es dafür genügend Infrastruktur gebe, zum Beispiel in Form von Computerräumen.

Außer den Veränderungen durch die Digitalisierung bleibt in den Schulen des Landkreises alles beim Alten. Auch die Deutschklassen für Kinder mit keinen oder geringen Deutschkenntnissen werden beibehalten. Allerdings hat sich auf Grund der geringeren Nachfrage die Anzahl der Standorte, an denen Deutschklassen angeboten werden, verringert. So gibt es in diesem Jahr an den Grundschulen in Augustenfeld und Dachau Ost sowie an der Mittelschule Erdweg keine Deutschklassen mehr. Die Kinder, an deren Schule keine solche Klasse angeboten wird, die aber trotzdem Deutschförderunterricht benötigen, können die Sprache dennoch in speziellen Einheiten, die parallel zum normalen Unterricht stattfinden, lernen.

© SZ vom 07.09.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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