Seit zehn Jahren ist der Mint-Campus Dachau ein Ort, an dem Kinder und Jugendliche ihre individuellen Talente entdecken können. Frei und eigenständig probieren sie hier Natur- und Ingenieurwissenschaften, Technik und Handwerk aus. Kinder können selbst löten, programmieren und sogar 3D-Drucker benutzen, in Kursen und offenen Werkstätten. Außerdem sind die ehrenamtlichen Mitarbeitenden des Mint-Campus unterwegs in Firmen, Gemeinden und Schulen.
Eva Rehm, Projektleiterin des Mint-Campus, entwarf das erste Konzept und erzählt, Landrat Stefan Löwl (CSU) habe 2014 die passenden Räume für das Schülerforschungszentrum gefunden. In der Nebenstelle der alten Realschule und mittlerweile des Josef-Effner-Gymnasiums ist der Campus bis heute beheimatet. Auf Anstoß des Kreistags wurde Anfang 2015 ein Trägerverein gegründet. „Im Juli 2015 haben wir dann unsere Türen geöffnet“, erzählt Rehm. Bereits ein paar Monate später konnten sie ihren fünfhundertsten Besucher zählen.
Besonders Mädchen müssen in Mint gefördert werden
„Inzwischen feiern wir nicht mehr jeden Fünfhundertsten“, so Rehm. Im vergangen und vorvergangenen Jahr hatten sie jeweils ungefähr 6000 Besucherinnen und Besucher – deren Altersspanne reichte von acht Jahren bis ins Studierendenalter. Insbesondere Mint-Bereiche, also Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik, sollen im Schülerforschungszentrum gefördert werden. Rehm begründet das so: „Weil da Bedarf ist, und weil es in diesen Bereichen viele Vorbehalte gibt, besonders bei Mädchen und jungen Frauen“. Sie unterschätzten sich oft selbst, wenn es um das Tüfteln im Mint-Bereich geht.
Probierten sich ältere Mädchen zum Beispiel im Löten aus, seien sie oft unsicher, sagt Rehm. Im Gegenteil dazu haben die Jungs mehr Selbstbewusstsein: „Die Buben denken direkt: ‚Oh geil, kann ich.‘ Und bei wem glauben Sie, leuchten danach alle LED-Lichter?“, fragt Rehm. Die Mädchen lägen mit ihrer Selbsteinschätzung deutlich unter ihrem eigentlichen Talent, wohingegen Jungs sich zu überschätzen scheinen, so ihre Erfahrung.
Betrieben wird das Zentrum schon immer ehrenamtlich. Wenn Kinder und Jugendliche sich in ihrer Freizeit im Mint-Campus ausprobieren wollen, ist das kostenlos. „Jedes Talent soll erreicht werden und nicht nur diejenigen, deren Eltern sich das leisten können“, betont Rehm, „Das ist ein großer Anspruch“. Das zu erhalten, sei ihr ein wichtiges Anliegen, so Rehm. Denn Talente seien ja genauso in Familien vorhanden, die es sich nicht leisten könnten, für einen Besuch im Mint-Campus zu zahlen. Bisher werden sie finanziell hauptsächlich durch den kommunalen Anteil des Landkreises gefördert, zusätzlich bekommen sie Unterstützung von vereinzelten Firmen.



Die Ausstattung sei nicht billig, so Rehm: „Kaufen Sie mal einen Lego-Kasten. Da sind 500 Euro gar nichts“, und sie brauche die Ausstattung ja immer in einer Vielzahl. Aber nicht nur die finanziellen Mittel limitieren die Arbeit des Campus. Es fehle ihnen auch an „Raum und vor allem Lagerfläche“.
„Bei uns darf man auch mal Fehler machen“
Der Mint-Campus Dachau ist vielfältig ausgestattet, damit die verschiedenen Talente von Kindern und Jugendlichen gefördert werden. Dabei können sich die jungen Tüftlerinnen und Tüftler eigenständig ausprobieren, ganz ohne schulischen Zwang in ihrer Freizeit. „Bei uns darf man auch Fehler machen“, erzählt Rehm über die Arbeit in den offenen Werkstätten. Teilweise geben auch Fachleute von Firmen hier Workshops. „Die Kinder und Jugendlichen dürfen experimentieren, und wenn sie Fragen haben, werden sie begleitet“, sagt Rehm.
Der Mint-Campus „öffnet Türen zu spannenden Berufsfeldern“, sagt Nikolaus Windisch, Leiter der Geschäftsführung der Agentur für Arbeit Freising/Dachau. Das Schülerforschungszentrum helfe jungen Menschen, nach der Schule „selbstbewusst und gut informiert“ in das Berufsleben zu starten. Damit bilde es laut Katja Deml, Leiterin der Wirtschaftsförderung des Landkreises, „eine wichtige Grundlage für unsere regionale Wirtschaft.“ Was Kinder und Jugendliche theoretisch in der Schule erlernen, können sie hier praktisch erfahren, sagt Deml. Betriebe, deren Lehrstellen sonst zu häufig unbesetzt bleiben, profitieren davon, dass die Berufe durch den Campus zugänglicher werden.
Und trotzdem sei „die größte Herausforderung der vergangenen zehn Jahre das aktive Einbinden der lokalen Betriebe“ gewesen, sagt Landrat Stefan Löwl. Er ist Vorsitzender des Trägervereins und wünscht sich mehr Engagement der Unternehmen vor Ort: „Denn die Betriebe profitieren langfristig maßgeblich.“ Der Landkreis unterstützt den Mint-Campus finanziell in den Miet- und Fixkosten sowie durch Gelder, die von der Wirtschaftsförderung zur Verfügung gestellt werden. Löwl betont: „Der Mint-Campus ist eine Investition in die Zukunft – für unsere Kinder und für unseren Standort.“
Dennoch hat der Campus nach wie vor Geld-Probleme, so Rehm. Erst vergangenes Jahr fürchteten sie aufgrund von Sparplänen des Landkreises um ihre Existenz. Das wirke sich auch auf die Menschen aus, die ehrenamtliche Arbeit in das Schülerforschungszentrum stecken, sagt Rehm: „Das ist demotivierend, wenn das Herz an etwas hängt.“ Was ihnen in der Vergangenheit half, war das Engagement vieler Eltern, die den Campus erhalten wollen, sowie die Förderung durch vereinzelte Firmen.
Am Samstag, 24. Mai, lädt der Mint-Campus Dachau von 10 bis 14 Uhr alle Interessierten ein, das Schülerforschungszentrum vor Ort kennenzulernen. Anlass ist das zehnjährige Bestehen.