Schon 18000 Unterschriften:Anstehen für den Artenschutz

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Das Volksbegehren "Rettet die Bienen" treibt die Menschen in die Rathäuser des Landkreises. In allen Kommunen haben die Unterstützer die Zehn-Prozent-Hürde längst geknackt. Röhrmoos ist Spitzenreiter

Von Viktoria Großmann, Dachau

Die Sorge um die Umwelt treibt die Bewohner des Landkreises in die Rathäuser. Bayernweit müssen sich zehn Prozent der Wahlberechtigten für das Volksbegehren Artenvielfalt eintragen, damit der Gesetzestext im Landtag zur Abstimmung kommt. In allen Gemeinden im Landkreis Dachau ist diese Hürde längst genommen, in vier Kommunen liegt die Beteiligung bereits bei mehr als 20 Prozent. Spitzenreiter ist derzeit Röhrmoos, dort haben sich 22,12 Prozent der Wahlberechtigten für das Volksbegehren eingetragen, besonders groß ist der Andrang auch in Weichs, Vierkirchen und Schwabhausen. Röhrmoos hat zwar mit Dieter Kugler einen CSU-Bürgermeister, dessen Partei das Volksbegehren nicht unterstützt, zur Landtagswahl erhielten die Grünen in Röhrmoos allerdings 20,29 Prozent der Zweitstimmen. Diese Gesinnung zeigt sich nun wohl auch beim Volksbegehren.

Horst Pillhöfer ist Vorsitzender der Ortsgruppe des Bundes Naturschutz in Röhrmoos. Die Nachricht, dass Röhrmoos die Unterzeichnerliste anführt, nimmt er erfreut, aber bescheiden auf. Man habe nichts anderes getan, als alle Unterstützer im Landkreis. Infostände, Plakate und Postkartenaktionen. Allerdings habe es viele Einwohner aufgeregt, dass im vergangenen Jahr für private Neubauten so viele große Bäume fallen mussten. SPD, Freie Wähler und GUL hatten erst im Januar knapp eine Baumschutzverordnung durchgesetzt. Ob und wie diese umgesetzt wird, ist allerdings noch fraglich.

Blühende Wiesen, Hecken, Magerrasen, all das fehle im Landkreis, sagt Pillhöfer. Er und andere Naturschützer beklagen, es werde zuviel Mais angebaut, Felder reichten direkt bis an den Waldrand, dabei seien gerade Feldraine mit Sträuchern wichtig für viele kleine Lebewesen. Laut Gesetzesentwurf dürften solche Gehölze in Zukunft nicht mehr beeinträchtigt werden. Außerdem sieht der Entwurf ein Verbot von Pestiziden vor und einen Biotopverbund. Bis zum Jahr 2030 sollen 30 Prozent der landwirtschaftlichen Flächen Bayerns nach ökologischen Grundsätzen bewirtschaftet werden. Der Bauernverband fühlt sich von diesem Entwurf gegängelt und geradezu bedroht. Er lehnt ihn mit scharfen Worten ab. Unterstützung findet er bei der CSU. Andere Bauern, darunter Bio-Bauern und die Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft stehen hinter dem Volksbegehren.

Offizielle politische Unterstützer sind die Grünen. Sie haben auch in Petershausen heftig geworben. Man habe gerade auch mit jenen Menschen ins Gespräch kommen wollen, die das Volksbegehren ablehnen, teilen die Sprecher des Grünen-Ortsverbandes Alexander Heisler und Jörg Wunsch mit. Offenbar mit Erfolg: In Petershausen hatten bis Samstag 18,86 Prozent der Wahlberechtigten unterschrieben. Der Dachauer Peter Heller vom Bund Naturschutz und der Karlsfelder Adrian Heim, ÖDP-Mitglied, sind entschlossen, auch landkreisweit die 20-Prozent-Hürde zu nehmen. "Bislang haben sich bereits mehr als 18 000 Wähler im Landkreis Zeit genommen, ins Rathaus zu gehen und das Volksbegehren zu unterschreiben", sagt Heim als Sprecher des lokalen Aktionsbündnisses für das Volksbegehren. Etwas mehr als 17 Prozent also. Die Rathauslotsen erhielten "viel positiven Zuspruch", sagt Heller. Auch Lokalpolitiker unterstützten das Volksbegehren, neben den Grünen das Bündnis für Dachau und das Bündnis für Karlsfeld sowie die SPD, die sich in Hebertshausen gleich in Bienenkostüme warf, auch Dachaus Oberbürgermeister Florian Hartmann (SPD) schritt zur Unterschrift sowie der SPD-Bundestagsabgeordnete Michael Schrodi. Naturschützer Pillhöfer mahnt, konsequenterweise regional und bio zu kaufen und "auch den eigenen Garten bienenfreundlich" anzulegen. Die Eintragungsfrist läuft bis Mittwoch, 13. Februar. Das Bürgerbüro in Dachau, sowie die Rathäuser in Karlsfeld und Markt Indersdorf sind am Mittwochabend bis 20 Uhr geöffnet, alle anderen Eintragungsräume schließen am Mittwoch um 16 Uhr.

© SZ vom 12.02.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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