Schon lange nötig:Marode Kläranlage wird saniert

Teichkläranlage

Die Teichkläranlage bei Niederroth erfüllt schon seit Jahren nicht mehr die Anforderungen zur Reinigung des Abwassers.

(Foto: Niels P. Jørgensen)

Markt Indersdorf baut eine Druckleitung von der veralteten Anlage in Niederroth zum Klärwerk im zentralen Ort. Das knapp vier Millionen teure Projekt soll über eine Gebührenerhöhung für die Verbraucher finanziert werden

Von Jacqueline Lang

Die Kläranlage Niederroth in der Marktgemeinde Indersdorf ist schon lange nicht mehr auf dem neuesten Stand der Technik und kann seit einigen Jahren nicht mehr die Abwässer in vollem Umfang reinigen. Bereits 2012 hatte der damalige Gemeinderat daher beschlossen, die Kläranlage langfristig über eine Druckleitung an die Anlage in Markt Indersdorf anzuschließen. Auch die Kosten für einen Umbau der Anlage sind damals kalkuliert worden. Dieser hätte um ein Vielfaches mehr gekostet, weshalb man sich damals dagegen entschied. Seitdem sind knapp acht Jahre vergangen, doch weil das sogenannte Wasserrecht nur noch bis Ende des kommendes Jahres verlängert wurde, muss die Gemeinde nun reagieren. Eine Druckleitung, die die Niederrother Teichkläranlage an jene in Markt Indersdorf anschließt, soll das Problem nun lösen. Weil die Baukosten mittlerweile auf 3,82 Millionen Euro geschätzt werden, hat der Gemeinderat beschlossen, einen Förderantrag zu stellen. Einstimmig wurde zudem für Baumaßnahmen an der Kläranlage in Markt Indersdorf gestimmt, die sie zukunftsfähig machen sollen.

Gemeinderat Andreas Geier (BBN) monierte zunächst eine Preissteigerung von 200 Prozent für die Druckleitung von Niederroth nach Markt Indersdorf. Nach einiger Verwunderung seitens der übrigen Gemeinderäte korrigierte er sich auf 100 Prozent. Das änderte jedoch wenig an seiner Kritik: Bereits 2012 seien Kostensteigerungen mit eingepreist worden. Warum die Kosten zwischenzeitlich um ein Vielfaches höher seien, erschließe sich ihm nicht. "Die Druckleitung ist ja von Grund auf die gleiche geblieben", sagte Geier.

Horst Windeck vom Planungsbüro "Dr. Blasy-Dr. Øverland" hielt dagegen, dass man nicht die Kostenplanung von vor acht Jahren als Vergleichswert heranziehen dürfe, sondern den Kostenvergleichswert, den man vor rund einem Jahr berechnet habe.

Damals wurden die reinen Baukosten auf 2,2 bis 2,5 Millionen Euro netto beziffert. Planungs- und Nebenkosten waren jedoch seinerzeit noch nicht berücksichtigt. Außerdem, so Windeck, sei in den Kosten nicht allein die Druckleitung enthalten. Vielmehr gehe der "Hauptbatzen" für das neue Pumpwerk drauf.

Die Bodenverhältnisse sind viel schlechter als gedacht, deshalb steigen die Kosten

Und noch etwas betonte Windeck: Die nun veranschlagten Kosten würde sich erstmals auf eine detaillierte Planung beziehen, das sei früher nicht der Fall gewesen, und der Bau sei aufgrund der Bodenverhältnisse am Standort der neuen Pumpanlage nun einmal sehr anspruchsvoll und somit teuer. Der Boden sei viel schlechter, als man das gedacht habe. Die Entscheidung, für die neue Druckleitung und gegen den kompletten Umbau sei aus seiner Sicht trotzdem nach wie vor die richtige. "Sie sind da sicherlich nicht auf dem falschen Weg", sagte Windeck.

Gemeinderat Hubert Böck (SPD) interessierte sich dafür, ob sich die Gemeinden, die die Kläranlage ebenfalls nutzen würden, beteiligen würden. Bürgermeister Franz Obesser (CSU) versicherte, dass das der Fall sei. Man habe das in der Vergangenheit stets fair aufgeteilt und werde das auch in Zukunft so handhaben. Gezahlt werde nach Kubikmetern.

Hans Wessner (Um(welt)denken) stieß eine längere Diskussion darüber an, ob die Finanzierung über die Erhöhung der Abwassergebühren erfolgen oder über Bescheide umgelegt werden sollte. Ihm gehe es, so Wessner, bei dieser Frage darum, ob letztlich der Vermieter oder Mieter für die Mehrkosten aufkommen müsse. Er selbst sprach sich dafür aus, sich das Geld von den Vermietern zu holen, da diese sich das in der Regel eher leisten könnten.

Kämmerer Philipp Blumenschein indes war der Meinung, dass der zahlt, "der das Abwasser erzeugt". Dies, so Blumenschein, entspreche laut Umfrage auch den Wünschen der Bürger. Zudem sei es doch so, dass der Vermieter die Kosten ohnehin auf den Mieter umlegen werde; letztlich komme es also aufs Gleiche hinaus - nur in ersterem Fall würde sich die Verwaltung den Aufwand durch die mit Sicherheit eintreffenden Klagen sparen. Blumenschein wies zudem darauf hin, dass man doch von einer Erhöhung für die Mieter von lediglich neun bis zwölf Euro pro Person im Jahr spreche.

Den Ausführungen des Kämmerers pflichtete auch Gemeinderat Johann Lachner (CSU) bei. "Heute wird um fünf Euro geklagt." Bereits in der Vergangenheit habe man sich doch außerdem schon für eine Finanzierung über Gebühren entschieden. Daran erinnerte auch Helmut Ebert (FW). Bescheide seien "nicht erklärbar", außerdem seien Gebühren am meisten "gerecht". Olaf Schellenberger (CSU) stimmte zu: "Eine Kläranlage ist eine Gemeinschaftsanlage." Durch die Gebühren würde jeder ein bisschen belastet und nicht einzelne viel. Martin Schwarz (EHW) ergänzte, dass Wessners Behauptung, Vermieter hätten mehr Geld als Mieter seiner Erfahrung nach nicht den Tatsachen entspreche. "Hausbesitzer sind in der Regel verschuldet", so Schwarz.

Hans Wessner wollte sich mit der Argumentation seiner Kollegen nicht zufrieden geben: Wenn es wirklich nach dem "Verursacherprinzip" gehe, dann hätte doch auch die Straßenausbausatzung (Strabs) nicht gekippt werden dürfen. Schließlich würden die Straßen ja auch von den Eigentümern genutzt worden. Letztlich einigte man sich nach langer Diskussion einstimmig darauf, den Förderantrag für das teure Projekt zu stellen. Vier von 25 Gemeinderäten stimmten jedoch in einer separaten Abstimmung gegen die Finanzierung über Gebühren.

Für die Kläranlage Markt Indersdorf hat sich der Gemeinderat auf einen Zeitplan geeinigt, der vorsieht, dass bis zum Frühjahr 2021 das Wasserrecht erneuert werden, im weiteren Verlauf des Jahre die Druckleitung zwischen Niederroth und Markt Indersdorf gebaut werden soll, ebenso wie ein Vorklärbecken. In einem letzten Schritt sollen bis Ende 2022 ein Faulbehälter sowie eine Schlammpresse eingebaut und in Betrieb genommen werden.

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