Süddeutsche Zeitung

Schockvideo:Rammstein nach Dachau eingeladen

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Der Grund: Die Band schockt mit Anspielungen auf den Holocaust

Der Direktor der Stiftung Bayerische Gedenkstätten Karl Freller hat die Band Rammstein nach Dachau eingeladen. Der Grund ist ein Werbevideo, das im Internet für Empörung sorgt. Auf diesem 35 Sekunden langen Clip, den der Videokünstler Specter am Mittwoch auf seinem Instagram-Profil hochgeladen hat, sind die Mitglieder von Rammstein mit Stricken um den Hals an einem Galgen zu sehen. Es sieht aus, als warteten sie, aufs Äußerste gespannt, auf den Moment der Hinrichtung. Sie tragen gestreifte Gefangenenkleidung und Mützen, die an jene von Insassen von NS-Konzentrationslagern erinnern. Der Gitarrist Paul Landers trägt einen Judenstern auf der Brust. Am Ende steht die Einblendung "Deutschland" sowie das Datum vom Donnerstag in römischen Ziffern. Medien und Fans deuten dies als Hinweis auf ein neues Album oder eine neue Single der Gruppe.

Stiftungsdirektor Karl Freller äußerte sich am Donnerstag in München zu dem Video. "Das Leid und die Unmenschlichkeit des Holocaust verbieten sich für Werbezwecke oder Effekthascherei", betonte er. Da jedoch noch nicht klar sei, welchen Hintergrund die Darstellung in dem kurzen Video habe, wolle er noch kein abschließendes Urteil abgeben. Er würde sich wünschen, dass die auch "international äußerst bekannte Band" etwas Sinnvolles "zur Aufarbeitung der geschichtlichen Verantwortung" beitrage, sagte Freller, der für die beiden bayerischen KZ-Gedenkstätten Dachau und Flossenbürg verantwortlich ist.

Die Präsidentin der Israelitischen Kultusgemeinde München und Oberbayern, Charlotte Knobloch, zeigte sich empört. Sie warf den Musikern eine "Instrumentalisierung und Verharmlosung des Holocaust" vor. Die Band habe eine Grenze überschritten, sagte sie der Bild. "Wie Rammstein hier das Leid und die Ermordung von Millionen zu Entertainment-Zwecken missbraucht, ist frivol und abstoßend."

Der Antisemitismus-Beauftragte der Bundesregierung Felix Klein sagte der Bild, dass "eine Inszenierung als todgeweihte KZ-Häftlinge die Überschreitung einer roten Linie" darstelle. Wenn dies rein verkaufsfördernd sein solle, handle es sich um eine "geschmacklose Ausnutzung der Kunstfreiheit". Rammstein hat zu den Vorwürfen noch keine Stellung bezogen.

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SZ vom 29.03.2019 / KNA
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