Schnelles Internet auf jedem Hof:Wenn die Dorfgemeinschaft Glasfaserkabel verlegt

Breitbandausbau

Glasfaserkabel ermöglichen eine schnelle Datenübertragung.

(Foto: dpa)

Der Freistaat fördert den Breitbandausbau, doch in kleineren Gemeinden sind es oft Bürgergesellschaften, die für die schnelle Internet-Verbindung sorgen

Von Susanne Schröder-Bergen, Dachau

Die Arbeitszeiten werden immer flexibler. Häufig müssen Berufstätige zu Hause noch Sachen für die Arbeit erledigen. Oder sie arbeiten sogar regelmäßig daheim im Home Office. Dafür braucht man eine schnelle und zuverlässige Internetverbindung. Das haben auch die Gemeinden im Landkreis Dachau erkannt. Doch jede Gemeinde geht hier eigene Wege und nutzt die Förderung des Freistaates in unterschiedlichem Ausmaß.

Als Siegfried Gattinger aus Arzbach, einem Ortsteil von Röhrmoos, endlich seinen Funkanschluss für das Internet erhielt, musste er feststellen, dass auch dieser nicht optimal funktionierte. Besonders am Wochenende wurde das Internet langsam, weil auch viele andere Nutzer online waren. Andere Anbieter als die Telekom winkten gleich ab, sie meinten die Zustände in Arzbach seien vergleichbar mit denen im "Urwald". Eigentlich wird die Technik der Richtfunkmasten heute in der Regel ohnehin nicht mehr eingerichtet. Neben der begrenzten Übertragungsrate hätten viele Nutzer bei der Strahlung ein ungutes Gefühl, sagt Rupert Holzfurtner, Amtsleiter des Vermessungsamts in Dachau, das auch für den Breitbandausbau zuständig ist.

Stattdessen werden überall im Landkreis Glasfaserkabel verlegt, je nach Finanzlage oder Wunsch der Gemeinde bis zum Verteilerkasten oder direkt ins Haus. Alle Orte im Landkreis bis auf Markt Indersdorf und die Stadt Dachau nutzen dabei die Förderung der Staatsregierung. Dabei werden 60 bis 80 Prozent des Ausbaus vom Staat übernommen. Laut Holzfurtner wurde im Landkreis schon viel erreicht: "Sechs Verfahren sind abgeschlossen, sechs Gemeinden sind im zweiten Förderungsverfahren, Schwabhausen und Hebertshausen sogar bereits im dritten."

Der Röhrmooser Bürgermeister Dieter Kugler (CSU) hat Verständnis für die Situation in Arzbach. Entgegen der Angst von Gattinger bekräftigt er, dass auch in Arzbach der Glasfaserausbau kommen wird. Wann genau dieser abgeschlossen sein wird, kann er nicht sagen. "Dieses Jahr wird man mit den Arbeiten anfangen und bis spätestens nächstes Jahr die Arbeiten abschließen." Für die Bürger ist es manchmal nicht ganz nachzuvollziehen, warum die Nachbarsiedlung schon schnelles Internet hat, man selber aber noch nicht. "Gemeindegrenze hin, Gemeindegrenze her - da sollte man sich absprechen und zusammenarbeiten", sagt auch Gattinger. "Damit würde man wahrscheinlich Kosten sparen." So ist man im Hebertshausen, einem Nachbarort von Röhrmoos, bereits heute "gut aufgestellt", weiß Alto Weigl, Zuständiger der Gemeinde Hebertshausen. Man befinde sich schon im dritten Verfahren, in dem die Telekom im Eigenausbau noch vorhandene Lücken schließt.

Die Marktgemeinden Altomünster und Markt Indersdorf sind beim Ausbau anders vorgegangen. In Markt Indersdorf gab es schon 2010 erste Gedanken zum Breitbandausbau. Dort befürchtete man, dass der Staat nur die großen Ortsteile anschließen würde, sagt Klaus Mayershofer, Geschäftsleiter des Projekts Breitbandausbau in Indersdorf. "Wir wollten aber alle Teile anschließen". Auch eine Bürgerinitiative engagierte sich, lud zu Treffen ein und informierte die Nachbarschaft. Der Markt nahm den Breitbandausbau selbst in die Hand. "Wir waren die erste Gemeinde in Bayern, die bis zum letzten Gehöft Glasfasern verlegt hat. Und alles ohne staatliche Förderung", sagt Mayershofer stolz. In Indersdorf ist das Projekt Breitbandausbau seit 2016 abgeschlossen. Laut Mayershofer waren die Gesamtkosten sogar niedriger als geplant: "Statt der geplanten 10 Millionen Euro haben wir nur 9,5 Millionen Euro gebraucht. Grund dafür ist, dass wir mehr Haushalte anschließen konnten als gedacht." Mit Pachteinnahmen an den Betreiber "Kabel & Medien Service" können die Kosten gedeckt werden, es wurden keine Steuermittel verwendet. Mayershofer ist mit dem Ergebnis hochzufrieden: "Wir haben alles richtig gemacht".

Auch in Altomünster hat eine Gruppe von Bürgern mit fünf Gesellschaftern die "Altonetz GmbH" gegründet. Damit haben sie den Breitbandausbau in dem in 48 Ortsteile aufgeteilten Markt Altomünster selbst in die Hand genommen. "Letztes Jahr gingen die letzten Ortsteile im Gewerbegebiet und bei der Bürgermeister-Keller-Straße online", sagt Leonhard Asam, Geschäftsführer von Altonetz. Altonetz hat in anderen Gemeinden wie Gerolsbach, Odelzhausen und Pfaffenhofen an der Glonn die Ausschreibung zum Netzausbau gewonnen und baut auch dort die Netze aus. Im Gegensatz zu anderen Betreibern wie der Telekom verlegen sie die Glaskabel bis zum Haus. Damit ist auch ein Daten-Upload besser möglich als mit Kupferkabeln. Übrigens: Ist einmal ein Glasfaserkabel verlegt, kann man die Nutzungsrate theoretisch bis zu 1000 Megabit pro Sekunde hochschrauben, weiß Asam. Und vielleicht ist das ja in ein paar Jahren schon Standard.

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