Sanierung wird immer teurer:Schultreppe 4 erreicht neue Kostenstufe

Für die Restaurierung der 300 Jahre alten Schule Altomünsters werden inzwischen schon 2,4 Millionen Euro angesetzt. Der Gemeinderat kritisiert die Architekten

Von Horst Kramer, Markt Altomünster

"Schultreppe 4 - die verlorene Planung." Das klingt fast wie ein Titel aus der Star-Wars-Saga. Und tatsächlich entwickelt sich das bisher größte Restaurierungsprojekt der Geschichte Altomünsters zu einer Fortsetzungsgeschichte mit immer neuen Wendungen. Die allerdings immer auf dasselbe Ergebnis hinauslaufen: Der Umbau der 300 Jahre alten Schultreppe 4 wird deutlich teurer als gedacht. Im Oktober des vergangenen Jahres zog der Marktgemeinderat die Notbremse, als die Kosten auf 2,8 Millionen Euro angestiegen waren. Daraufhin wurden die Pläne auf 2,1 Millionen Euro zusammengestrichen. Mittlerweile liegen sie bei 2,4 Millionen Euro. Deswegen war die Stimmung in der jüngsten Gremiensitzung ähnlich angespannt wie vor 13 Monaten. Nicht zuletzt, weil die Gemeinderäte durch ihren Kurswechsel für einen Kostenpunkt gesorgt haben, den sie nicht auf der Rechnung hatten - die ominöse "verlorene Planung". Der Begriff tauchte in den Sitzungsunterlagen mit dem Zusatz "Architektenhonorar" auf, zusammen mit dem Betrag von 90 000 Euro. Ohne weitere Erläuterung.

Sanierung wird immer teurer: Der Erhalt des Areals an der Schultreppe mit dem alten Jugendzentrum und der Bücherei verschlingt ganz schöne Summen.

Der Erhalt des Areals an der Schultreppe mit dem alten Jugendzentrum und der Bücherei verschlingt ganz schöne Summen.

(Foto: Toni Heigl)

Es war Amtsleiter Christian Richter, der anderntags für Aufklärung sorgte. Mit dieser Summe will das Münchner Architektenbüro Barthel & Maus seinen ersten Planungsentwurf aus dem vergangenen Jahr honoriert sehen. Im Erdgeschoss waren damals Räumlichkeiten für die Volkshochschule vorgesehen, im Obergeschoss und Dachgeschoss sollte die Bücherei unterkommen - Ideen, die das Gremium zuvor gebilligt hatte. Die neuen Pläne lassen das Dachgeschoss ungenutzt. Für die Überarbeitung verlangen die Architekten weitere 20 000 Euro. Beträge, die der Marktgemeinderat wohl schon im Juli in nicht-öffentlicher Sitzung abgesegnet hat - die aber erst jetzt publik wurden. Ebenso, dass die Verhandlungen mit den Architekten nicht vom Gemeinderat oder dem zuständigen Bauausschuss geführt wurden, sondern von einem sogenannten "Arbeitskreis" - ein Gremium, das in der Bayerischen Gemeindeordnung nicht vorgesehen ist. Auf Nachfrage der SZ erklärte Amtsleiter Christian Richter, dass es zu den Arbeitskreissitzungen zwar Protokolle gebe, diese aber nicht einsehbar seien, weil diese Treffen als "nicht-öffentlich" deklariert waren. "Hier werden Details der Architektenverträge behandelt, die wir öffentlich nicht diskutieren dürfen.", begründete Richter.

Die Außenanlage

Amtschef Christian Richter präsentierte dem Gremium in de Sitzung einige Ideen für die Gestaltung der Außenanlage , unter anderem eine Art "Mini-Atrium" mit Betonblöcken als Sitzgelegenheiten. Rund um das Atrium sollen Kleingranitplatten verlegt werden. "Wir verwenden ausschließlich vorhandenes Material", hob Richter hervor. Die Baukosten schätzt er auf 53 000 Euro. Georg Huber junior (CSU) zeigte sich irritiert ob der Detailliertheit der Planung: "Macht das überhaupt Sinn zum gegenwärtigen Zeitpunkt?" Josef Obeser (FWG) meinte: "Sich frühzeitig Gedanken machen, ist nie verkehrt". Michael Stich (FWG) kommentierte trocken: "Jetzt hat er (Richter; Anm. d. Red.) sich schon Gedanken gemacht, die kann man nicht mehr wegdenken." Stich erntete für diese Pointe den einzigen Lacher in einer ansonsten angespannten Atmosphäre. kram

Einige weitere Kostenpunkte sorgten am Dienstag im gesamten Gremium für Verwunderung. Zum Beispiel Brandschutzfenster für rund 36 000 Euro, Schallschutzmaßnahmen zwischen dem Altgebäude und dem Stahltreppenhaus für 15 000 Euro oder das Honorar für einen "Sicherheits- und Gesundheitsschutzkoordinator", den die Gemeinde beauftragen muss, weil auf der Baustelle Beschäftigte mehrerer Gewerke tätig sein werden. "Das sind doch alles Positionen, die den Architekten vorher bekannt gewesen sein müssen", vermutete Michael Reiter (FWG). Der Zimmerermeister ärgerte sich: "Hier sollen die Kosten anscheinend hintenherum wieder erhöht würden." In dasselbe Horn stieß Stephan Schultes (CSU): "In jeder Sitzung kommt ein neuer Betrag dazu. Ihr müsst mit den Architekten ein offenes Wort reden", ermahnte er Verwaltung und Arbeitskreis. Bürgermeister Anton Kerle (CSU) widersprach: "Das ist nichts Neues. Das ist so mit den Architekten verhandelt worden."

Der Marktgemeinderat beschloss am Dienstag außerdem, dem Arbeitskreis einige Gewerkepakete wegen ihrer Größe zur Abstimmung vorzulegen. "Das sind ewig lange Listen, die können wir nicht im Gemeinderat behandeln", rechtfertigte Richter das Vorgehen. Eventuell würden die Verzeichnisse auch nur per Mail an die Arbeitskreis-Mitglieder verschickt. Auf die nächste Folge der "Schultreppe 4" darf man gespannt sein. Möglicherweise heißt sie: "Der zweite Neustart".

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