S-Bahnlinie 2:Eine neue zentrale Achse

Die S 2 von Dachau nach Altomünster soll sich als Gelenkstück für den Öffentlichen Nahverkehr in der gesamten Region München erweisen. Minister Herrmann: "Wenn die Strecke ausgelastet ist, ist das Geld gut angelegt"

Von Robert Stocker, Dachau

Der Nahverkehr im Landkreis Dachau macht einen Quantensprung. Nach jahrelangen Planungen, Rückschlägen und Verzögerungen ist am Sonntag die elektrifizierte S 2 Altomünster in Betrieb gegangen. Damit ist auch der westliche Landkreis direkt an das Münchner Schnellbahnnetz angebunden. Tausende Bürger machten am Sonntag von dem Angebot der Bahn Gebrauch, kostenlos mit der neuen S-Bahn zu fahren und die Strecke erstmals zu testen. Hunderte von Menschen standen am Bahnhof Altomünster, um den Sonderzug mit den Ehrengästen zu begrüßen. Dass auf der neuen Strecke noch nicht alles reibungslos ineinander greift, machte eine kleine Panne am Eröffnungstag deutlich: Wegen technischer Probleme am Bahnübergang Schwabhausen kam es zu Verzögerungen von bis zu zehn Minuten.

Viele Züge der neuen S 2 Altomünster waren am Sonntag brechend voll. An allen Bahnhöfen herrschte großes Gedränge. Blasmusik empfing die ersten Fahrgäste. "Es ist schön, dass wir jetzt eine richtige S-Bahn haben. Sie ist viel leiser und rumpelt nicht so wie die alten Dieselzüge", lobte ein Fahrgast, der von Markt Indersdorf nach Altomünster fuhr. Dort herrschte am Bahnhof drangvolle Enge. Hunderte Fahrgäste und Schaulustige waren gekommen, um an der Eröffnungsfeier am Bahnsteig teilzunehmen. "Das ist heute ein Jahrhundertereignis", freute sich die ehemalige stellvertretende Landrätin Eva Rehm, die auf die Ankunft des Sonderzuges wartete.

S-Bahnlinie 2: Auf dem Bahnsteig in Altomünster herrscht bei der Einfahrt der ersten S 2 drangvolle Enge.

Auf dem Bahnsteig in Altomünster herrscht bei der Einfahrt der ersten S 2 drangvolle Enge.

(Foto: Toni Heigl)

Der traf 15 Minuten später als geplant um 13.55 Uhr unter dem Beifall der Schaulustigen in Altomünster ein. Unter den Fahrgästen: Bayerns Innen- und Verkehrsminister Joachim Herrmann, Klaus-Dieter Josel, Konzernbevollmächtigter der Deutschen Bahn für Bayern, die CSU-Landesgruppenvorsitzende Gerda Hasselfeldt, Landrat Stefan Löwl, die CSU-Landtagsabgeordneten Bernhard Seidenath und Anton Kreitmair, Dachaus Oberbürgermeister Florian Hartmann, die Bürgermeister der Bahngemeinden und viele Stadt- und Gemeinderäte. Viele Besucher zückten Kameras und Handys, um die aussteigenden Ehrengäste zu fotografieren.

"Gut hundert Jahre nach der ersten Inbetriebnahme ist heute ein weiterer historischer Meilenstein in der Geschichte der Lokalbahn", freute sich Altomünsters Bürgermeister Anton Kerle. "Das Projekt war ein kleiner Schritt für die Bahn, für Altomünster ein riesiger." Für Klaus-Dieter Josel ist die Eröffnung der S 2 Altomünster der Beginn einer neuen Ära im Landkreis. "Sie ist eine zentrale Achse in der Region." Josel sprach auch die Behinderungen während der siebenmonatigen Bauzeit an, unter denen die Anwohner gelitten haben. "Doch jetzt profitieren alle von den schnellen Verbindungen nach Dachau und München."

Eigenes APP „München-Navigator“

In der Hauptverkehrszeit setzt die Deutsche Bahn AG zwischen Altomünster und Dachau zusätzliche Züge ein, die einen Halbstundentakt ermöglichen. Dabei handelt es sich um 15 Fahrzeuge der Baureihe ET 420, die von der S-Bahn Stuttgart übernommen wurden. Diese Züge wurden völlig entkernt und umgebaut. Ihr Innenraum entspricht den Fahrzeugen der Baureihe ET 423. Die Abteile sind auch mit Videokameras ausgestattet.

Die Züge verfügen allerdings nicht über die Signaltechnik, die auf der Stammstrecke erforderlich ist. Sie können deshalb nur zwischen Altomünster und Dachau verkehren. Fahrgäste, die weiter nach München wollen, müssen in Dachau in Züge der S 2 Petershausen umsteigen. Zusätzliche Fahrten wird es für die Schülerbeförderung zwischen 13 und 14 Uhr sowie 15 und 16 Uhr geben. Samstags und sonntags fahren alle Züge umsteigefrei von Altomünster nach München und umgekehrt. An Wochenenden sind S-Bahn-Züge für Nachtschwärmer im Einsatz, die Fahrgäste aus München auch nach Mitternacht noch nach Hause bringen.

Die neuen Fahrpläne können in den elektronischen Medien bereits abgerufen werden. Informationen gibt es auf bahn.de, an den Ticketautomaten und auf der S-Bahn-München-App "München Navigator". "Wir freuen uns auf die Rückmeldungen der Fahrgäste", sagt Bernhard Weisser, Geschäftsführer der S-Bahn München.

An Werktagen waren die bisherigen Dieseltriebwagen 38 Mal unterwegs, die neuen S-Bahnen hingegen machen 57 Fahrten. Wesentlich mehr Verbindungen sind an Werktagen umsteigefrei. An Wochenenden gibt es bis zu 14 zusätzliche Fahrten. Den ganzen Tag über müssen Fahrgäste nicht mehr umsteigen. Die Züge der Baureihe ET 423 verfügen über 544 Plätze, die Züge der Baureihe ET 420 haben eine Kapazität von 458 Plätzen. sto

"Die neue Strecke ist ein Riesenfortschritt", sagte Bayerns Verkehrsminister Herrmann. Der Freistaat steuerte zu den Gesamtkosten von 68 Millionen Euro 50 Millionen Euro bei. "Wenn die Strecke gut ausgelastet ist, ist das Geld gut angelegt", sagte er. Herrmann nutzte die Gelegenheit, erneut die Notwendigkeit einer zweiten Stammstrecke zu unterstreichen. "Ich hoffe, dass es 2015 eine endgültige Entscheidung für die Planfeststellung gibt", sagte der bayerische Verkehrsminister. Landrat Stefan Löwl wies darauf hin, dass die neue Linie auch wichtig für die Schülerbeförderung sei. Auf der Sonderfahrt gab es einen Wermutstropfen: Minister Herrmann berichtete von einem Rad- und Autofahrer, die trotz geschlossener Schranken einen Bahnübergang passierten. Er forderte die Menschen auf, Risiken möglichst zu vermeiden.

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