Süddeutsche Zeitung

Rote Zahlen:Schwierige Geschäfte

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Während die Helios Amper-Klinikum Dachau AG Gewinne verbucht, ist die wirtschaftliche Lage vieler kommunaler Krankenhäuser angespannt. Sie gehen Kooperationen ein, um Kosten zu sparen

Von Wolfgang Eitler, Dachau

Die Bayerische Krankenhausgesellschaft rechnet mit großen finanziellen Problemen für die 350 bayerischen Kliniken. Nur noch 26 Prozent werden vermutlich in diesem Jahr einen positiven Abschluss schaffen. Zu ihnen wird die Helios Amper-Klinikum Dachau AG mit einem Gewinn von offiziell 4,5 Millionen Euro im Jahr 2015 gehören. Für 2016 erwartet die Geschäftsführung "ein Ergebnis in ähnlicher Höhe", wie Helios-Pressesprecherin Romana Bronner mitteilt.

Ein Blick in die Dachauer Nachbarlandkreise zeigt, wie angespannt die wirtschaftliche Lage ist. Der Aichacher Landrat Klaus Metzger sagte Ende Januar im Kreistag: Statt der erhofften "schwarzen Null" müsse er einen Zuschuss von 3,8 Millionen Euro für die kommunalen Kliniken einplanen. Das sei zum einen ein Zuschuss von 1,1 Millionen Euro für den Neubau in Aichach, zum anderen der Defizitausgleich für 2015 und 2016. Für 2017 ist ein Verlust von rund vier Millionen Euro kalkuliert und für 2018 sind die Prognosen (mehr als fünf Millionen Euro) noch schlechter. Metzger rechnet, dass die Kliniken frühestens im Jahr 2019 "aus dem Tal herauskommen". Dann soll der Neubau gewinnbringend laufen und dadurch das Defizit deutlich sinken.

Kooperationsverhandlungen zwischen Fürstenfeldbruck und Landsberg

Ende vergangenen Jahres warnte der Fürstenfeldbrucker Klinikdirektor Stefan Bauer im Kreistag vor den Folgen der Gesundheitspolitik des Bundes, die darauf abziele, dass Kliniken geschlossen werden. Vor diesem Hintergrund riet er der Kreispolitik, rechtzeitig mit Absprachen zwischen regionalen Trägern gegenzusteuern. Am vergangenen Montag gaben die kommunalen Kliniken von Starnberg, Fürstenfeldbruck und Landsberg bekannt, dass sie in Kooperationsverhandlungen getreten sind. Im Jahr 2015 machte das Kreisklinikum Fürstenfeldbruck noch einen Gewinn von 285 000 Euro bei etwa 60 Millionen Euro Umsatz und 18 000 Patienten im Jahr. Alle drei Verhandlungspartner wollen den Status als kommunales Unternehmen nicht aufgeben.

An ihm hält auch der Landkreis Freising fest. Er hat das Kreiskrankenhaus eng an das Universitätsklinikum der Technischen Universität München Rechts der Isar gebunden und erwartet für das laufende Jahr einen Abschluss mit "schwarzen Zahlen". Eine wirtschaftliche Führung von Krankenhäusern ist ohne den sogenannten Synergien aus Einkaufsgemeinschaften oder Bündelung von Investitionen nicht mehr möglich. Darin sind sich die Experten bundesweit einig. Dazu zwingt die Politik die Bundesregierung. Dessen Gesundheitsministerium drängt darauf, dass eine Vielzahl von Kliniken zugunsten größerer und damit profitabler Einheiten geschlossen wird.

Löwl sieht Vorteil der Privatisierung

Der Landkreis Dachau hat sich vor mehr als 15 Jahren aus eben diesen Gründen zur Privatisierung und damit zum Ausstieg aus den beiden Kliniken in Dachau und Markt Indersdorf entschlossen. Im Jahr 2015 lag der Jahresüberschuss bei 4,5 Millionen Euro und einem Umsatz von 100 Millionen Euro. Die Rendite betrug 4,97 Prozent. Dachau versorgte ungefähr 23 000 Patienten. Damit dürfte das Ergebnis auf dem Niveau der letzten zehn bis 15 Jahre liegen.

Der Dachauer Landrat Stefan Löwl (CSU) ist stellvertretender Vorsitzender der Helios-Amper-Klinikum Dachau AG. Der Landkreis hält an der Aktiengesellschaft noch einen Anteil von 5,1 Prozent. Die Helios GmbH in Berlin besitzt insgesamt mehr als 110 Krankenhäuser in ganz Deutschland. In diesem Netzwerk sieht Löwl den großen Vorteil der Privatisierung und der Eingliederung in einen Konzern. Beispielsweise könnten beim Einkauf ganz andere Preise erzielt und damit die Kosten erheblich gesenkt werden.

Allerdings waren die letzten Monate des Jahres 2016 von Auseinandersetzung über die mangelhafte Pflege, über eine rigide Organisation des Dachauer Klinikums und einer starken Überlastung des Personals geprägt. Löwl teilt diese Kritik nicht: "Dass die Gewinne auf Kosten der Belegschaft erzielt werden, sehe ich so nicht." Er verweist darauf, dass die Helios-Geschäftsführung oftmals vergeblich nach neuem Personal sucht. Außerdem sei die Klinikleitung gerade dabei, die Struktur des Hauses umzubauen. Es hätten sich schon erste Erfolge eingestellt. Über die Ergebnisse lasse sich der Kreistag in den nächsten Monaten noch genauer informieren. Außerdem sieht Löwl die Tarifparteien gefordert, eine angemessene Bezahlung der Belegschaft zu gewährleisten. Da mische er sich als Kommunalpolitiker wegen der in Deutschland geltenden Tarifautonomie nicht ein.

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Quelle:
SZ vom 15.02.2017
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