Süddeutsche Zeitung

Röhrmoos:Spontan und bissig

Die Wellküren reißen das Röhrmooser Publikum mit

Von Robert Stocker, Röhrmoos

Fast 20 Mitglieder gehören zur Well-Familie, und wenn die "Schwesternpartei" ins Maximilianeum eingezogen wäre, "hätte unsere Familie das komplette bayerische Kabinett gestellt". Der Einzug in den bayerischen Landtag hat dann doch nicht geklappt, die Verwandtenaffäre à la Well wurde verhindert. Gott sei Dank, werden da viele Fans erleichtert sagen, denn als Politikerinnen könnten die Wellküren nicht mehr auf der Kabarettbühne stehen. Natürlich haben die Schwestern Moni, Burgi und Bärbi im wirklichen Leben nie kandidiert, doch mit dieser Nummer halten sie dem Politikbetrieb einen satirischen Spiegel vor.

An dem kommen auch viele Frauen und Männer beim Auftritt der Wellküren im Brummer-Saal in Großinzemoos nicht vorbei. Ihre Männer, lästern Moni, Bärbi und Burgi, seien während des Wahlkampfs ausgezogen, und das hätten sie lange Zeit gar nicht bemerkt. Aber auch die Frauen bekommen ihr Fett ab: Sie kochen nicht, weil sie nicht wissen, was sie kochen sollen, sie bleiben daheim, weil sie nicht wissen, was sie anziehen sollen, sie bleiben allein, weil sie nicht wissen, wen sie heiraten sollen. So weit ist es gekommen mit den Damen von heute, die im Fitness-Studio gegen Fettpolster kämpfen. Die Wellküren spenden Trost: "Was macht schon Cellulitis, wenn der Rest wie Dynamit ist."

Lachsalven lösen die hinterfotzigen und hoch musikalischen Schwestern aus, wenn sie den direkten Kontakt zum Publikum suchen. So wie mit Bernd, der wegen des Auftritts in Großinzemoos von München aufs Land gefahren ist. Moni leiht sich seine Brille aus, um festzustellen, dass die Gläser ziemlich dreckig sind. Sie gibt sie ihm zurück und fordert ihn auf, sich wieder hinzusetzen und seine Frau anzusehen. "So schaugt's aus." Moni grüßt auch Großinzemoos: Es sei einfach leichter, wenn "oan d'Leit verstenga", aber "so schmatzen wia dahoam" sollen sie beim Essen nicht.

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Quelle:
SZ vom 27.10.2015
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