Röhrmoos:Genuss und Erfolg

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Grundschulrektorin Ursula Krusch beim Kulturstammtisch. (Foto: Toni Heigl)

Der erste Röhrmooser Kulturstammtisch befasste sich mit dem Lesen

Von Wolfgang Eitler, Röhrmoos

Eltern können sehr viel zum schulischen Erfolg ihrer Kinder beitragen. Beliebt ist zwar die regelmäßige Kontrolle der Hausaufgaben. Pflichtbewusst wird mit dem Kind richtig gelernt und der Stoff nachbereitet. Zudem erscheint es sinnvoll, dass angesichts der Tatsache überbordender Lehrpläne wenigstens Zuhause Zeit zum Üben bleibt. Aber wirklichen Erfolg verspricht allein nur eine einzige Methode, eine die sogar den maximalen Genuss garantiert. Eine, welche Eltern aus Sicht ihrer Kinder ziemlich gut aussehen lässt und dabei völlig entspannend wirkt: Vorlesen! Am besten jeden Tag abends.

Die Röhrmooser Grundschulrektorin Ursula Krusch zitierte aus den einschlägigen wissenschaftlichen Forschungsergebnissen zum Thema Lesen, aber eigentlich braucht sie solche Daten nicht. Ihr reichen die Erfahrungen als Lehrerin seit Ende der siebziger Jahre. Denn es gilt auch der Umkehrschluss: "Wer nicht gut lesen kann, gerät in einen Teufelskreis."

Angesichts der permanenten Sorge zahlreicher Eltern, ob nun ihre Kinder den Übertritt nach der Grundschule wenigstens an die Realschule schaffen, hätte man erwarten können, dass der erste Kulturstammtisch des Röhrmooser Kulturkreises besser besucht wird. Die überschaubare Zahl von zwölf Teilnehmern war eine kleine Enttäuschung für den Vorsitzenden Michael Wockenfuß. Aber das Vorbild in Altomünster, wo ein solcher Treffpunkt seit Jahrzehnten funktioniert, hatte auch einen langen Atem gebraucht.

Vergleichbar mit dem dortigen Kulturförderkreis will Wockenfuß gemeinsam mit dem Vorstand regelmäßig Themen anbieten, die von Bürgern der Gemeinde präsentiert werden. Im Unterschied zu Altomünster wird sich der Kulturkreis in Röhrmoos jeweils über ein Jahr hinweg ein Schwerpunktthema setzen, das aus verschiedenen Blickwinkeln heraus betrachtet wird. Dieses Jahr geht es um die Bedeutung des Lesens.

Grundschulrektorin Krusch skizzierte im Gasthaus Kiermeir in Arzbach, wie Kinder Lesen erlernen. Der Prozess vom Buchstaben zum Begreifen eines Wortes zählt für Lehrer zum Spannendsten überhaupt. "Und dann macht es Klick", erzählte Krusch. Und dann stellt sich jene Freude bei den Kindern ein, die man ihnen am besten nicht mehr nimmt. Deswegen bedauert die Lehrerin, dass eben diese Kulturtechnik im Grundschullehrplan viel zu wenig Beachtung findet. Ihre Schule in Röhrmoos, wie alle anderen im Landkreis, kompensieren die Fehlentwicklung durch zusätzliche Angebote. Sie reichen von spielerischen Anreizen bis zu Lesepaten für schwächere Kinder aus dem Kreis der Eltern. Renate Weiß etwa ist Patin eine syrischen Buben, der in Röhrmoos lebt. Sie will diese Erfahrung nicht missen.

Der Kulturkreis Röhrmoos will sich an dem Ausbau solcher Angebote beteiligen. Bereits am Freitag, 6. Mai, wird er an der Schule einen großen Vorlesetag organisieren. Und im November ist eine weitere zentrale Veranstaltung zum bundesweiten Tag des Vorlesens geplant. Rektorin Krusch sagt, dass Kinder fasziniert sind, wenn der Autor eines Buches zu ihnen kommt. Aber mindestens genauso begeistert sind sie, wenn Eltern vorlesen. Dann hätten sie das Gefühl: "Die nehmen sich Zeit für mich." Genuss und Lesen gehören also zusammen. Erst kommt der Genuss, dann der Erfolg.

Die Termine des Kulturkreises: Sonntag, 28. Februar, 15 Uhr: "Das Apfelmännchen" vom Klapptheater. Dienstag, 12. April, 19.30 Uhr, Kulturstammtisch im Gasthaus Kiermeir. Samstag, 23. April, 20 Uhr, Aufspuin beim Wirt, Landgasthof Brummer. Samstag, 16. Juni, Musical-Sommernacht.

© SZ vom 28.01.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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